Calenberg-Göttingen
8. Landtagsabschied, so zwischen dem hochwürdigen, durchleuchtigen hoch-
gebornen fürsten und herrn, herrn Heinrichen Julio, postulirtem bischoffen
zu Halberstadt und herzogen zu Braunschweig und Lüneburgk etc. und
S. F. G. landschaft, des fürstenthumbs Braunschweig, Calenbergischen
theils, zu Gandersheimb den zehenden Octobris anno 1601 aufgerichtet.
Wulffenbüttel
in fürstlicher druckerey durch Johan. Stangen anno 16031.
Zu wissen, als zwischen dem hochwirdigen,
durchleuchtigen, hochgebornen fürsten und herrn,
herrn Heinrichen Julio, postulirten bischoffen zu
Halberstadt2 und herzogen zu Braunschweig und
Lüneburgk etc., und S.F.G. landschaft, des für-
stenthumbs Braunschweig, Calenbergischen theils,
etzlicher geklagter gravaminum halber mißver-
stende2a sich erhoben, das dieselben durch die
von hochgedachtem fürsten und gemelter land-
1 Druckvorlage: Druck von Johannes Stange,
Wolfenbiittel 1603. Expl. d. Nieders. St.- u.
Univ.-Bibl. Göttingen (80 Jus camer. 279/151).
Von den insgesamt 26 Bll. in Quart (einge-
schlossen 3 angehängte fürstliche Mandate
v. 1593) kommen hier Bl. 1-5 zum Abdruck
(das letzte jedoch nicht vollständig).
2 Herzog Heinrich Julius war schon 1566 als
zweijähriges Kind in Rücksicht auf den kath.
Großvater, Heinrich d. Jüng., zum Bischof
von Halberstadt gewählt worden. Sein Vater,
Herzog Julius, ließ ihm entgegen seiner sonst
streng protestantischen Gesinnung am 5.12.
1578 die kath. Weihen erteilen. Nach vom Kai-
ser gegebener venia aetatis wurde Heinrich
Julius selbständiger Regent seines Bistums.
In der protestantischen Welt herrschte da-
mals allgemeine Empörung. Vgl. J. Beste,
a. a. O. 74.
2a Vgl. Einleitung, oben S. 707.
3 Petrus Windruvius, geb. 18. 2. 1551, besuchte
die Gymnasien in Gandersheim und Helm-
stedt, wurde dann Prediger in Riddags-
hausen, 1580 Prior und bald darauf Abt,
† 24.10.1614; vgl. H. Meibom, Chronicon Rid-
dagshusense, Rerum Germ. III. 1688, 390 ff. —
Das Kloster Riddagshausen, Diözese Halber-
stadt, wurde 1145 als Zisterzienser-Mönchs-
kloster, angeblich zuerst bei Möncheschöp-
penstedt, zu Ehren Marias unter dem Namen
Marienzell gegründet. Gründer: Ludolf v.
Wenden oder Dahlum. Sein Bruder Riddag
schaft darzu deputirte S.F.G. praelaten, kam-
mer- und landräthe, landsassen, underthanen
und lehenleute, die ehrwirdige, edle, ehrnveste,
hoch- und wolgelarte, auch erbare und vorsich-
tige ern Petrum, abten zu Rittershausen3, D. Jo-
han Jageman zu Hardegsen und Göttingen, fürst-
lichen braunschweigischen kanzlern4, Otten von
Hoim uff Eßbeck5, Jürgen Klencken zur Hemel-
schenburgk 6, Hansen Emsten von Ußler zu Wa-
soll das Kloster nach Riddagshausen verlegt
haben. — 1542 wurde die Reformation vor-
übergehend eingeführt. 1569 wurde das KIo-
ster von Herzog Julius in eine Schule für
junge lutherische Geistliche umgewandelt.
Vgl. H. Hoogeweg, a. a. O. 112 f.
4 Dr. Johann Jagemann, geb. 27.11.1552 zu Hei-
ligenstadt, humanistisch gerichteter Jurist,
studierte in Marburg, wurde 1578 Profes-
sor in Helmstedt, 1579 Konsistorialrat, 1586
Vizekanzler und 1594 Kanzler. 1603 wurde
er wegen seiner freisinnigen Haltung in
theol. Dingen und wohl auch wegen seiner
Bemühungen um die Befreiung des Bauern-
standes gestürzt. † 7. 1. 1604. Vgl. J. Beste,
a. a. O. 157 ff.; H. Samse, a. a. O. 147 (mit teil-
weise etwas anderer Datierung).
5 Otto v. Hoym, aus halberstädtischem Adel,
studierte 1554 in Freiburg, 1555 in Padua,
1557 in Bologna, weilte dort noch 1560, danach
in Florenz, 1564 Rat Heinrichs d. Jüng., Hof-
gerichtsassessor, 1568 Rat bei Herzog Julius,
später Kammer- u. Hofrat und Vizehofrich-
ter. 1567 wurde er mit Esbeck bei Schöningen
belehnt, † 28. 5.1604; vgl. H. Samse, a. a. O.158.
6 Die Familie v. Klencke war ursprünglich im
Bremischen und Lüneburgischen beheimatet.
Seit 1436 besaß sie die Hämelschenburg im
Kreis Hameln und gehörte dadurch zum ca-
lenbergischen Ritterschaftsadel. Jürgen v.
Klencke (1551-1609), 1597 Rat in Wolfenbüttel,
1597—1606 Hauptmann z. Blankenburg, ließ
890
8. Landtagsabschied, so zwischen dem hochwürdigen, durchleuchtigen hoch-
gebornen fürsten und herrn, herrn Heinrichen Julio, postulirtem bischoffen
zu Halberstadt und herzogen zu Braunschweig und Lüneburgk etc. und
S. F. G. landschaft, des fürstenthumbs Braunschweig, Calenbergischen
theils, zu Gandersheimb den zehenden Octobris anno 1601 aufgerichtet.
Wulffenbüttel
in fürstlicher druckerey durch Johan. Stangen anno 16031.
Zu wissen, als zwischen dem hochwirdigen,
durchleuchtigen, hochgebornen fürsten und herrn,
herrn Heinrichen Julio, postulirten bischoffen zu
Halberstadt2 und herzogen zu Braunschweig und
Lüneburgk etc., und S.F.G. landschaft, des für-
stenthumbs Braunschweig, Calenbergischen theils,
etzlicher geklagter gravaminum halber mißver-
stende2a sich erhoben, das dieselben durch die
von hochgedachtem fürsten und gemelter land-
1 Druckvorlage: Druck von Johannes Stange,
Wolfenbiittel 1603. Expl. d. Nieders. St.- u.
Univ.-Bibl. Göttingen (80 Jus camer. 279/151).
Von den insgesamt 26 Bll. in Quart (einge-
schlossen 3 angehängte fürstliche Mandate
v. 1593) kommen hier Bl. 1-5 zum Abdruck
(das letzte jedoch nicht vollständig).
2 Herzog Heinrich Julius war schon 1566 als
zweijähriges Kind in Rücksicht auf den kath.
Großvater, Heinrich d. Jüng., zum Bischof
von Halberstadt gewählt worden. Sein Vater,
Herzog Julius, ließ ihm entgegen seiner sonst
streng protestantischen Gesinnung am 5.12.
1578 die kath. Weihen erteilen. Nach vom Kai-
ser gegebener venia aetatis wurde Heinrich
Julius selbständiger Regent seines Bistums.
In der protestantischen Welt herrschte da-
mals allgemeine Empörung. Vgl. J. Beste,
a. a. O. 74.
2a Vgl. Einleitung, oben S. 707.
3 Petrus Windruvius, geb. 18. 2. 1551, besuchte
die Gymnasien in Gandersheim und Helm-
stedt, wurde dann Prediger in Riddags-
hausen, 1580 Prior und bald darauf Abt,
† 24.10.1614; vgl. H. Meibom, Chronicon Rid-
dagshusense, Rerum Germ. III. 1688, 390 ff. —
Das Kloster Riddagshausen, Diözese Halber-
stadt, wurde 1145 als Zisterzienser-Mönchs-
kloster, angeblich zuerst bei Möncheschöp-
penstedt, zu Ehren Marias unter dem Namen
Marienzell gegründet. Gründer: Ludolf v.
Wenden oder Dahlum. Sein Bruder Riddag
schaft darzu deputirte S.F.G. praelaten, kam-
mer- und landräthe, landsassen, underthanen
und lehenleute, die ehrwirdige, edle, ehrnveste,
hoch- und wolgelarte, auch erbare und vorsich-
tige ern Petrum, abten zu Rittershausen3, D. Jo-
han Jageman zu Hardegsen und Göttingen, fürst-
lichen braunschweigischen kanzlern4, Otten von
Hoim uff Eßbeck5, Jürgen Klencken zur Hemel-
schenburgk 6, Hansen Emsten von Ußler zu Wa-
soll das Kloster nach Riddagshausen verlegt
haben. — 1542 wurde die Reformation vor-
übergehend eingeführt. 1569 wurde das KIo-
ster von Herzog Julius in eine Schule für
junge lutherische Geistliche umgewandelt.
Vgl. H. Hoogeweg, a. a. O. 112 f.
4 Dr. Johann Jagemann, geb. 27.11.1552 zu Hei-
ligenstadt, humanistisch gerichteter Jurist,
studierte in Marburg, wurde 1578 Profes-
sor in Helmstedt, 1579 Konsistorialrat, 1586
Vizekanzler und 1594 Kanzler. 1603 wurde
er wegen seiner freisinnigen Haltung in
theol. Dingen und wohl auch wegen seiner
Bemühungen um die Befreiung des Bauern-
standes gestürzt. † 7. 1. 1604. Vgl. J. Beste,
a. a. O. 157 ff.; H. Samse, a. a. O. 147 (mit teil-
weise etwas anderer Datierung).
5 Otto v. Hoym, aus halberstädtischem Adel,
studierte 1554 in Freiburg, 1555 in Padua,
1557 in Bologna, weilte dort noch 1560, danach
in Florenz, 1564 Rat Heinrichs d. Jüng., Hof-
gerichtsassessor, 1568 Rat bei Herzog Julius,
später Kammer- u. Hofrat und Vizehofrich-
ter. 1567 wurde er mit Esbeck bei Schöningen
belehnt, † 28. 5.1604; vgl. H. Samse, a. a. O.158.
6 Die Familie v. Klencke war ursprünglich im
Bremischen und Lüneburgischen beheimatet.
Seit 1436 besaß sie die Hämelschenburg im
Kreis Hameln und gehörte dadurch zum ca-
lenbergischen Ritterschaftsadel. Jürgen v.
Klencke (1551-1609), 1597 Rat in Wolfenbüttel,
1597—1606 Hauptmann z. Blankenburg, ließ
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