Northeim
und not auch stickt und der seligmachenden
hülf und gnad unsers Herrn Jesu Christi noturf-
tig ist, so lasset uns ihm, angesehen, das er sagt
[Mk 10, 14]: Lasset die kindlin zu mir komen,
mit unserem gebete geraten und behülflich sein,
das es von den banden des teufels erlöset, von
den sunden gefreihet, mit dem heiligen Geiste
begabt und also in die zal, schütz und schirm
der kinder Gottes aufgenomen werde. Denn die-
weil wir uns aus christlicher liebe dieses kind-
lins in solcher not billich annemen und auch
das uns alles, was wir im namen Christi bit-
ten, uberkomen und erlangen sollen, verheissen
und zugesagt ist, so sollen wir nicht zweifeln,
Gott werde unser gebet umb seins Sons Christi
willen in diesem fall gewislich auch erhören.
Amen.
Nach solcher ermanung sollen die gewonlichen
gebebe mit dem evangelio von den kindlin und
Vater unser gelesen und volgends das kindlin
im namen Gottes getauft werden auf weise und
mas, wie das wittembergische taufbüchlin, durch
D. Lutherum verdeutscht, mit sich bringt24.
Dieweil auch dis herliche sacrament ein solch
sacrament ist, das es umb seiner wirde und
kraft willen billich mit allerley reverenz und
andacht gehalten wird, so sol billich, was ubriger
pracht, fressens und saufens bisher dabey ge-
wesen, abgeschafft und die ordnung, so etwa
ein erbar25 rad in diesem fall gemacht und
aufgericht26, gehalten werden. Denn es wil solche
administration der hochwirdigen sacrament nicht
in Leichtfertigkeit, pracht oder uberflus, sondern
in sonderlicher gottesfurcht, glauben, liebe, re-
verenz und andacht ausgerichtet sein.
24 Vgl. oben S. 912, Anm. 29.
25 Druckvorlage: erber.
26 Die Statuten der Stadt Northeim sind mit-
tels einer Abschrift von 1737 überliefert,
überschrieben: Statuta Magistratus Consue-
tudinesque Civitatis Northeym. Ex ipsis
originibus omni cura descripta, Hannov.
MDCCXXXVII, gedruckt in: Heimatbll., hrsg.
von dem Museumsver. f. Northeim u. Umgebung
13, 1937. Die Entstehungszeit der einzelnen
Statuten läßt sich nicht mit Sicherheit er-
mitteln. Mit größter Wahrscheinlichkeit aber
bezieht sich unser Text auf folgendes Statut:
Mit den sechs wochen, so bisher die kind-
betterinnen gehalten, were auch gut, das eine
rechte ordnung gebraucht würde. Denn wiewol
christlicher freiheit halben kein not, gezwang
oder gesetz in solchem fall sein sol, so were es
dennoch billich, das sich ein weib des andern
aus christlicher liebe anneme und, dieweil eine
sterker denn die ander, kein neu exempel auf-
brechte, sonderlich, dieweil grosser unrat den
armen weibern hiraus entstehen kan. Es sol
solchs kein gesetz, sondern ein ordnung der
liebe sein, die auch ihre kraft nicht ex divino
iure, das ist, aus göttlichem recht, sondern ex
politica ordinatione, das ist, aus bürgerlicher
ordnung haben mus. Doch sol auch hie be-
scheidenheit und die billicheit angesehen wer-
den, ob ein armes weib, so weder knecht noch
megde hat, auf welche sie sich verlassen mag,
ihrer not halben ausgienge, das es derselbigen
unverfenglich sey. Denn fur allen dingen mus
man zusehen, das christliche freiheit erhalten
und aus den dingen, so frey sein, kein not,
gezwang odder gesetz gemacht werde, wie Sanct
Paul sagt: So stehet nu in der freiheit, damit
uns Christus befreihet hat, und lasset euch nicht
widderümb in das knechtische joch verknüpfen,
Gala. 5 [1],
Von den widderteufern, wie man mit den-
selbigen handeln sol.
Wenn widderteufer bey uns, dafur uns der
barmherzige Gott gnediglich behüten wolle, wür-
den einreissen, so sol der predicant in beywesen
zweier des radts und zweier von den gildmeistern
allen vleis furwenden und etliche mal mit ihnen
welker unser borger eyn kind ut der dope
hevet bynnen unser stat, de schal deme kinde
nicht mer denne eynen ferding [= 1/4 Mark]
unser stat were edder darbenedden na synem
gelege geven. unde schal sodan ferding in
eynen dok bynden unde sunderliken neynen
büdel edder kinderlot [= ein Geschenk] ko-
pen edder geven. ok schalme to der dop unde
kerkengange nicht denne sesteyne fruwen
bidden. we dut breke, de schal to miser stat
gemeynen rat in teyn foder steyne gefallen
syn; a.a.O. 36.
928
und not auch stickt und der seligmachenden
hülf und gnad unsers Herrn Jesu Christi noturf-
tig ist, so lasset uns ihm, angesehen, das er sagt
[Mk 10, 14]: Lasset die kindlin zu mir komen,
mit unserem gebete geraten und behülflich sein,
das es von den banden des teufels erlöset, von
den sunden gefreihet, mit dem heiligen Geiste
begabt und also in die zal, schütz und schirm
der kinder Gottes aufgenomen werde. Denn die-
weil wir uns aus christlicher liebe dieses kind-
lins in solcher not billich annemen und auch
das uns alles, was wir im namen Christi bit-
ten, uberkomen und erlangen sollen, verheissen
und zugesagt ist, so sollen wir nicht zweifeln,
Gott werde unser gebet umb seins Sons Christi
willen in diesem fall gewislich auch erhören.
Amen.
Nach solcher ermanung sollen die gewonlichen
gebebe mit dem evangelio von den kindlin und
Vater unser gelesen und volgends das kindlin
im namen Gottes getauft werden auf weise und
mas, wie das wittembergische taufbüchlin, durch
D. Lutherum verdeutscht, mit sich bringt24.
Dieweil auch dis herliche sacrament ein solch
sacrament ist, das es umb seiner wirde und
kraft willen billich mit allerley reverenz und
andacht gehalten wird, so sol billich, was ubriger
pracht, fressens und saufens bisher dabey ge-
wesen, abgeschafft und die ordnung, so etwa
ein erbar25 rad in diesem fall gemacht und
aufgericht26, gehalten werden. Denn es wil solche
administration der hochwirdigen sacrament nicht
in Leichtfertigkeit, pracht oder uberflus, sondern
in sonderlicher gottesfurcht, glauben, liebe, re-
verenz und andacht ausgerichtet sein.
24 Vgl. oben S. 912, Anm. 29.
25 Druckvorlage: erber.
26 Die Statuten der Stadt Northeim sind mit-
tels einer Abschrift von 1737 überliefert,
überschrieben: Statuta Magistratus Consue-
tudinesque Civitatis Northeym. Ex ipsis
originibus omni cura descripta, Hannov.
MDCCXXXVII, gedruckt in: Heimatbll., hrsg.
von dem Museumsver. f. Northeim u. Umgebung
13, 1937. Die Entstehungszeit der einzelnen
Statuten läßt sich nicht mit Sicherheit er-
mitteln. Mit größter Wahrscheinlichkeit aber
bezieht sich unser Text auf folgendes Statut:
Mit den sechs wochen, so bisher die kind-
betterinnen gehalten, were auch gut, das eine
rechte ordnung gebraucht würde. Denn wiewol
christlicher freiheit halben kein not, gezwang
oder gesetz in solchem fall sein sol, so were es
dennoch billich, das sich ein weib des andern
aus christlicher liebe anneme und, dieweil eine
sterker denn die ander, kein neu exempel auf-
brechte, sonderlich, dieweil grosser unrat den
armen weibern hiraus entstehen kan. Es sol
solchs kein gesetz, sondern ein ordnung der
liebe sein, die auch ihre kraft nicht ex divino
iure, das ist, aus göttlichem recht, sondern ex
politica ordinatione, das ist, aus bürgerlicher
ordnung haben mus. Doch sol auch hie be-
scheidenheit und die billicheit angesehen wer-
den, ob ein armes weib, so weder knecht noch
megde hat, auf welche sie sich verlassen mag,
ihrer not halben ausgienge, das es derselbigen
unverfenglich sey. Denn fur allen dingen mus
man zusehen, das christliche freiheit erhalten
und aus den dingen, so frey sein, kein not,
gezwang odder gesetz gemacht werde, wie Sanct
Paul sagt: So stehet nu in der freiheit, damit
uns Christus befreihet hat, und lasset euch nicht
widderümb in das knechtische joch verknüpfen,
Gala. 5 [1],
Von den widderteufern, wie man mit den-
selbigen handeln sol.
Wenn widderteufer bey uns, dafur uns der
barmherzige Gott gnediglich behüten wolle, wür-
den einreissen, so sol der predicant in beywesen
zweier des radts und zweier von den gildmeistern
allen vleis furwenden und etliche mal mit ihnen
welker unser borger eyn kind ut der dope
hevet bynnen unser stat, de schal deme kinde
nicht mer denne eynen ferding [= 1/4 Mark]
unser stat were edder darbenedden na synem
gelege geven. unde schal sodan ferding in
eynen dok bynden unde sunderliken neynen
büdel edder kinderlot [= ein Geschenk] ko-
pen edder geven. ok schalme to der dop unde
kerkengange nicht denne sesteyne fruwen
bidden. we dut breke, de schal to miser stat
gemeynen rat in teyn foder steyne gefallen
syn; a.a.O. 36.
928