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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0256
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Northeim

wird, so solte je offenbar werden, das die ver-
achtung göttlichs worts und namens unter den
Christen gar nicht gebillicht odder geduldet
werden solte. Dieweil aber die ehre göttlichs
namens und worts darin stehet, das man Chri-
stum wol erkenne, Johan. 17 [3], und solch er-
kentnis allein durch das wort und die predige
des evangelii kompt, so sol auch bey uns die
lesterung solcher predigte ernstlich verboten,
und wer aus verachtung dawider thete, gebür-
licher straff vom erbaren radt gewertig sein.
Es sol auch ein erbar radt, dieweil er nicht
vergeblich das schwerd und regiment von Gott
hat, ein ernstlich aufsehens haben, das die-
jenigen, so öffentlich bey Gottes marter, wun-
den, leiden, sterben etc. fluchen oder schweren
und also den theuren namen Gottes unnützlich
füren, schmehen und schenden wider das ander
gebot, das dieselbigen auch gestrafft und, von
solchen lesterungen abzustehen, gezwungen wer-
den. Den sol in eusserlichen regimenten crimen
lese maiestatis, das laster verletzter majestet,
sein straff haben, wie billich, wie viel mehr
sol man vleis furwenden, das bey den Christen
die hohe majestat im himel durch lesterung
göttlichs worts und ander flüche und schweren
nicht verletzt, geschmehet oder geschendet werde.
Von der kirchenzucht.
Was rechtschaffene kirchenzucht und auch
der christliche ban sey, so etwa die aposteln ge-
braucht haben, wie man sihet Matt. 18 [17] und
1. Co. 5 [3 f.], 2. Timo. 2 [20 f.], kan der predi-
cant mit der zeit das volk freundlich unterrich-
ten, desgleichen solche dinge, wenn das wort ein
zeitlang gepredigt, mit gutem radt in der kir-
chen anrichten; denn dieweil das evangelium
noch zur zeit bey uns neue ist, so kan man itzt
hievon auch nichts setzen in diese ordenunge.

58 Das Siechenhaus St. Georg war 1432 vor der
Stadt an der Rhume errichtet worden. Zu-
nächst war es für Leprakranke bestimmt.
Neben dem Haus befand sich eine Kapelle,
in der ein Priester die Messe zu lesen hatte.

Vom sichenhaus und spital58.
Dieweil Christus umb aller menschen willen
in diese welt komen und gestorben ist, so sol
auch verschafft werden, das diese arme leut
Gottes wort und beiderley gestalt des hoch-
wirdigen sacraments (wie andere einwoner die-
ser stad) haben mögen. Denn wo mam bisher
die mess im selbigen haus von gehalten hat, von
denselbigen zinsen kan man sie auch mit Gottes
wort und den heiligen sacramenten versehen
lassen.
Ja, solche leut, so mit solcher krankheit uber-
eilet, und aus der ganzen gemeine ihr leben lang
gestossen werden, müssen warlich, wenn sie nicht
in ungedult fallen, sondern sich williglich in
Gottes willen begeben sollen, mit Gottes worte
wol unterweiset werden. Denn solch kreuz on
erkentnis göttlichs worts tragen, gebirt nicht
allein ungedult, sondern auch, wenn wir die
sache recht besehen, das verdamnis, und mus
ewiglich war bleiben, das, wie den gleubigen
alles zum besten, also den ungleubigen alles
zum ergesten geraten mus, Roma. 8 [28].
Beschluß dieser ordnunge.
Diese ordnung, nachdem sie Gottes worte ge-
mes und nicht zuwider ist und auch weder
unserm gnedigen fürsten und herrn an seiner
P. G. hocheit und gewalt nach dem regiment
dieser stad einigen abbruch thut, haben wir, der
stad gildenmeister und ganze gemeine, zuhand-
haben und zu halten im namen Christi, unsers
Herrn und seligmachers, angenommen. Wöllen
auch nu Gott ernstlich bitten und anruffen, das
diese angenomene ordnung zu forderung gött-
licher ehre, unser seelen seligkeit und gedeien
der ganzen stad Northeim geraten möge.
Wöllen auch auf allen seiten vleis furwenden,
das sich in unser stad der streitigen religion
Die Seelsorge hatte der Stadtpfarrer inne.
Mehrfach war das Siechenhaus mit Stif-
tungen und Spenden ausgestattet. Vgl. A.
Frankenberg; G. J. Vennigerholz II, 93 f.

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