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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0332
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Hannover

und das in der kirchen grosse irthum sein mö-
gen und gewesen seien und noch sein one der
rechten kirchen schuld durch des teufels anrich-
tung und seiner apostel verfurung, wie sich der
evangelisch handel erstlich bis itzt zugetragen
hat, das wir auch von der rechten kirchen nicht
abgefallen sind, das wir auch nichts aus frevel,
sondern aus dringender not mit gutem fug und
recht in der religion besserung furgenomen und
etliche ding geendert haben. Noch müssen wir
von der gegenpart hören, wie wir sollen in
schwere ungehorsamkeit gefallen sein wider
keiserliche majestat und andere potentaten des
heiligen römischen reichs. Das verantworten wir
also:
Welche stat oder commun irthum und mis-
breuch in ihrem gottesdienst findet, die mag
und sol alles dasjenige, das bös und Gottes wort
entgegen ist, ordentlicherweise abstellen und
kan derselbigen reformation halben mit keinem
grund ungehorsam und der höheren oberkeit
widerwertig gescholten werden.
Erstlich ligt am tag, das der grosmechtig, un-
überwindlich, unser gnedigster herr keiser Caro-
lus nichts ungnedigs noch zur zeit gegen den
protestierenden stenden furgenomen hat, des an-
genomen evangeliums halben, sondern ihren glau-
ben zu Augspurg gnediglich verhört und uns
noch gnediglich toleriert und von wegen unser
lere und glaubens uns noch nie fur feinde des
heiligen römischen reichs erkand, wie wir auch
in der warheit nicht sind, und ob Gott wil, auch
nimermehr werden wöllen. Seine keiserliche maje-
stat hat noch bisher ernstlich umb ein frey
generalconcilium geworben, one zweifel, alda alle
sachen der religion zu verrichten. Dabey soltens
auch unsere misgönner zum wenigstens bleiben
lassen und unser thun nicht selbs one erkentnis
der sache verdamnen.
Zum andern: Dieweil wir allein irthum ver-
lassen und das reine evangelium angenomen
haben, können wir von niemands der ungehor-

samkeit gegen unser oberkeit geziegen werden.
Das beweisen wir also:
1] Wo kein verbot ist, dadurch die conscienz
billich verbunden wird, etwas zu lassen, daselbs
ist auch kein ubertrettung und kein ungehorsam-
keit.
2] Nu ist kein gesetz oder verbot im heiligen
römischen reich, das uns verbiete, das heilige
evangelium anzunemen und darnach zu leben,
und was dem evangelio entgegen ist, zu ver-
lassen.
3] So folget je, so wir das evangelium an-
nemen und Gottes dienst aus dem evangelio
reformieren, das wir wider kein gesetz oder ver-
bot handeln, das unser conscienz zu verstricken
macht habe, und also keines ungehorsams mö-
gen angeklagt werden.
Ob aber unser gegenpart sagteg, es werde
das evangelium niemands verboten, sonders des
Luthers lere, die wir angenomen haben, dazu
antworten wir, das wir keins menschen lere,
er habe namen, wie er wölle, angenomen haben,
sondern das ware, reine evangelium Jhesu Chri-
sti, welchs durch den heiligen Geist vom himel
herab gesand ist, und verstehen dasselbige evan-
gelium in allen artikeln unsers heiligen glau-
bens, wie es die apostel gelert und die christ-
liche kirche allzeit verstanden und gehalten hat.
Dieweil aber D. M. Lutherus aus sonderlicher
gnade Gottes dasselbige evangelium dem deud-
schen land rein, apostolisch, one menschenlere
und verfelschung in sensu ecclesiastioo, wie es
sich in einem christlichen generalconcilio in
der warheit erfinden wird, wider herfurgebracht
und geprediget hat, so nennen unsere wider-
wertigen solch evangelium des Luthers lere, auf
das sie der unschuldigen lere ihr glaubwirdig-
keit hinnemen und ihr menschenlere wider ver-
tedingen mögen.
Es ist aber ein erschreckliche gottslesterung,
das sie Gottes wort einem menschen zuschrei-
ben, welche Got nicht wird ungestrafft lassen.

g Einrede.
 
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