Evangelische Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts

Kirchenordnung 1536

zu allem guten richte. Sie hat ihr zeit, wie weit
und nicht weiter sie herschen, gebieten und ver-
bieten sol. Christus spricht nicht: Gebt dem kei-
ser alle ding; denn er hat nicht gewalt von Gott
uber alle ding empfangen. Er spricht [Mt 22, 21]:
Gebt dem keiser, was dem keiser zugehört, und
Gott, was Gott zugehört. Gott ist und bleibt
unse:r rechter Herr in ewigkeit. Alle zeitliche
gewalt wird ihr ende mit dieser welt und zeit
nemen. Derhalben wöllen wir gerne in allen
dingen, ob sie auch beschwerlich weren, unser
oberkeit gehorsam sein, soweit sich unser leib
und gut strecket. Aber daneben sollen und wöl-
len wir das evangelium der gnade Gottes gleu-
ben und dabey bleiben und was dawider ge-
boten wird, meiden. Dazu helf uns unser Herr
und Gott Jhesus Christus mit seinem Geist und
erbarme sich unser und aller, die noch aus un-

wissenheit den weg der warheit lestern, und
bekere sie, das sie sampt uns das heilige evan-
gelium annemen und den evangelischen glau-
ben durch alle werk der christliche [!] liebe be-
weisen. Amen. Und bitten alle christliche leser,
sie wöllen diese unser entschuldigung nicht an-
ders vermerken denn ein notschrift, dazu wir
durch mancherley calumnien und grausame ver-
unglimpfung etlicher unverstendiger leut fur-
war gedrungen sind. Der barmherzige, lang-
mütige Gott, unser treuer Vater, verzeihe ihnen
allen ihre lesterung und beware sie fur der sunde
in den heiligen Geist durch Jhesum Christum,
unsern Herrn. Amen.
Zu Hannofer in Sachsen.
Getruckt zu Magdeburg durch Michael Lotter
1536.

1017