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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0433
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Stiftsordnung 1543

Nachdem wir dan auch eyne verleddigte pre-
benden5 dem capittel zu Sancti Alexandri ober-
geben, sollen und wollen sie darkeigen allezeit
einen gelarten cristlichen predicanten in dersel-
bigen unser stiftkirchen Sancti Alexandri halten,
denselbigen mit einer zimlichen wonung versorgen,
und sol solche prebenda bey dem predigeampt
ewiglich perpetuert sein und bleiben. Zudem hat
der predicant seine gewonliche gefelle aus der
kirchen und von den pfarleuten. Es mogen auch das
capittel uff ihre anzeigen und mit unserm wis-
sen und fulborth6 ihrer commenden und lenhe
darzu gebrauchen, das sich der predicant destzu
besser unterhalten, seines studirens und ampts
destzu fleissiger gewarten und nicht allein uff
den festen oder Sontagen, sondern auch sunsten
in der wochen zum wenigesten zweymal zu pre-
digen sich befleissigen moge.
Es sollendie diaconi oder vicarii der stift-
kirchen, so resideren, in administrerung der hei-
ligen sacramenta und andern kirchendinsten und
ceremonien dem predicanten behulflich, auch ver-
pflichtet sein, alle tage in die kirchen zu gehen,
die predige horen, die psalmen und cristliche ge-
senge dem schulmeister, schulgesellen und schu-
lern singen zu helfen.
Dan sol auch ein schulemeister mit noch einem
gesellen gehalten werden, wie von alters her-
kommen7, dieselbigen von dem capittel aus dem-
jennigen, was dem scholastico, auch den chor-
schulern gefallen oder ghegeben worden, gehalten
werden. Zudem gibt man ihnen von den schuleren
ihre jerligeschulegelt und im fall, das nach ge-

5 Nämlich ein erledigtes Kanonikat; vgl. H. L.
Harland II, 33.
6 = Zustimmung.
7 Die Gelehrtenschule St. Alexandri war schon
bald nach Errichtung des Stifts gegründet
worden. Für den wissenschaftl. Unterricht
war ein Scholaster, später außerdem ein
Rektor da. Den Musikunterricht leitete ein
Kantor. Zeitweilig gab es auch einen Kinder-
meister für die Anfänger. Vgl. H. L. Harland
I, 59. 108 ff.; G. Max II, 114. — Die Schule am
Marienstift wurde erst zu Beginn des 16. Jh.s
gegründet. Ein Kanonikus sollte jeweils zum
Scholaster gewählt werden. Vgl. H. L. Har-
land I, 138 f.; G. Max II, 125 f.

legenheit daran noch was werde mangelen, wis-
sen sich das capittel aus andern geistlichen lenhen
das wol zu bekommen, also das die eddel jugent
nicht verseumet, sondern jhe mit allem fleisse
cristlich erzogen und underrichtet werden moge.
Propst, dechent und canonici, so resideren, sol-
len sich mit ingang der kirchen und haltung der
cristlichen ceremonien und gesenge auch crist-
lich befleissigen und also erzeigen, das mennig-
lich ein gut exempel von ihnen nemen und ihre
cristliche herzen zu spuren haben moge.
So aber ein canonicus, vicarius oder prediger
sich in lere, lebende oder sunsten ungeporlich
halten wurde, mogen wir denselben seins lehens
ensetzen und einen andern widderumb belenhen.
Idoch sol die orsache der entsetzung zuvor vor
dem capittel furgebracht und vor genungsam
angesehen oder erkant werden.
Der kuster soll seinen lon und officiatur8 be-
halten, wie von alters hergebracht ist, und ihme,
wo des von noten und vorhin nicht genugsam
versehen were, zimliche zulage gescheen.
Der fabriken inkomen und was zu lichten, wachs
und dergleichen, so jerlichs gefelt, sol fleissig
ingemanet und darvon die kirchen in gebau und
besserung erhalten9 und was in der kirchen von
noten ist, gestanden, gezeugeth, auch alle jar dem
dechent, senior und capittel, auch uns, wo und
wan wir das begeren wurden, davon rechen-
schaft gethan werden.
Und nachdeme einem neuen belehenten cano-
nico und vicario, zwey oder zu zeiten in die drey
jar zu cariren und der nutzung zu entraten10,
8 Hs im Stadtarchiv Einbeck: officiam.
9 Hs im Stadtarchiv Einbeck: davon der kir-
chen ihr gebuhr und befreiung erhalten. —
H. L. Harland: davon die Kirchengebäude in
Besserung erhalten.
10 Nach den alten Statuten zu St. Alexandri u.
St. Marien konnte ein neuer Kanonikus, wenn
sein Vorgänger ihm die Präbende resigniert
hatte, nach einem Jahr die Einkünfte er-
heben. Davor fielen sie der Fabrika anheim.
War sein Vorgänger gestorben, fielen die
Einkünfte im ersten Jahr den Erben des
Verstorbenen, im zweiten Jahr der Fabrika
zu. Je nach dem Zeitpunkt des Todes konn-
ten die Erben u. U. aber auch noch länger als

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