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Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0443
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umgewandelt, die übrigen Klöster schon bald. spätestens 1542, von den Grafen für eigene
Zwecke eingezogen (vgl. die Nachrichten über die einzelnen Klöster bei Gade I, S. 255 f.,
185 f., 431 f., 419 f., II, S. 193 f., 39, zu Nendorf auch Gade, Stolzenau, S. 273 f.). Lei-
der läßt sich über die einzelnen Vorgänge bei der Säkularisierung der Klöster aus den Akten
nichts entnehmen, nur daß der Abt zu Schinna dem Grafen Erich sein Kloster 1528 mit allen
Gütern übergeben hat (vgl. Hoyer Urkundenbuch VII, Urk. 160, Rathlef I, S. 90,
Nr. 242, ferner Spilcker, S. 250 f., Gade, Stolzenau, S. 270). Die braunschweigischen
Herzöge fanden nach 1582 nur noch die Klöster Heiligenrode und Bassum vor. Herzog Ju-
lius ließ 1582 das Kloster Bassum inventarisieren (vgl. StaatsA. Hannover, Celle Br. Arch.Des.
72 XXXV Bassum Nr. 1). In die Verhältnisse des Klosters Heiligenrode griff Herzog Heinrich
Julius 1592 ein, stellte auch eine wirtschaftliche Klosterordnung auf (vgl. StaatsA. Hannover,
Cal. Br. Arch. Des. 17 II Hoya 4 Nr. 5).
DIEPHOLZ
Die Grenzen der Herrschaft Diepholz, seit dem 16. Jh. allgemein Grafschaft genannt, waren
vielfach strittig. Um das Land Stemwede im Süden der Grafschaft lebten die Diepholzer Herren
seit dem 13. Jh. in dauerndem Streit mit dem Bistum Minden (vgl. Moormeyer, S.54ff.).
Sie suchten deshalb Schutz bei den Herzögen von Braunschweig-Lüneburg. 1510 trug Graf Ru-
dolf sein Land Herzog Heinrich dem Mittleren aus dem Hause Lüneburg an, um es fortan als
sein Vasall zu führen. Die Lehensübertragung wurde 1518 vom Kaiser genehmigt. Trotzdem
gingen die Auseinandersetzungen mit dem Bistum unausgesetzt weiter. — Im 15. Jh. war die
Grafschaft durch das Gebiet um Auburg erweitert worden (vgl. Moormeyer, S. 58). Graf
Friedrich übergab es 1521 dem Landgrafen Philipp von Hessen, um es als Lehen zurückzuerhal-
ten. Als die gräfliche Familie 1585 ausstarb, fiel somit der größte Teil der Grafschaft an das
Haus Lüneburg, das Amt Auburg aber an die Landgrafen von Hessen, die es 1595 den Frei-
herren von Cornberg als Lehen übertrugen (vgl. Gade II, S. 481 ff., bes. S. 506 //.. zu Au-
burg S. 651 ff. unter Hinzuziehung von Moormeyer, a.a.O.).
Die Grafen haben keine eigene KO aufgestellt. Die Vorgänge in Diepholz sind aber so auf-
schlußreich, daß sie erwähnt werden müssen. Als Reformator wirkte Patroclus Römeling, der
1528 von Graf Friedrich zum Prediger berufen wurde (vgl. Rathlef , Nachricht) und bis
zu seinem Tode 1571 (seit 1560 als Superintendent) in Diepholz tätig war. Während seiner
Amtszeit wurde das Land lutherisch. Einzelheiten über die Durchführung der Reformation sind
jedoch nicht bekannt.
Auf die beiden Klöster des Landes legten die Grafen ihre Hand. Seit 1532 wurde im Kol-
legiatstift Mariendrebber evangelisch gepredigt (vgl. Kinghorst, S. 92). Die Stiftsgüter wur-
den trotz dem Einspruch des Hochstifts Osnabrück eingezogen (vgl. Schle gel II, S. 117). Das
Nonnenkloster Burlage wurde 1538 aufgehoben, statt dessen dort eine Pfarre gegründet und
diese sowie die Schule zu Diepholz mit den Klostergütern und -einnahmen ausgestattet (vgl. die
Stiftungsurkunde bei Heise, S. 128—131, auch Lohmeyer, S. 41).
Eine kirchliche Gesetzgebung ist erst seit 1560 aktenmäßig erfaßbar. Graf Rudolf war am
4. Okt. 1560 gestorben. Für seinen fünfjährigen Sohn Friedrich war eine 16jährige Vormund-
schaft notwendig, die zunächst von den Herzögen Heinrich und Wilhelm, von Lüneburg und
Graf Christoph von Oldenburg gemeinsam ausgeübt wurde. Nachdem, Graf Christoph 1566 ge-
storben war und Herzog Wilhelm 1569 im Fürstentum Lüneburg die Alleinherrschaft übernom-

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