Hoya
schickt, welche oftmals gar wenig oder nichts
vom catechismo wissen und doch aus gewonheit
zum nachtmal eilen, auf das sie für keine un-
christen geacht werden. Diese sol er mit fleis
unterrichten, straffen und vermanen, und ehe
dann er sie zulest, ihnen eine gewisse zeit set-
zen, in welcher sie die stück des catechismi sol-
len lernen. So sie aber alle wort alters wegen
nicht könten lernen und dennoch sonderliche an-
dacht in ihnen gespüret würde, das nachtmal
zu empfahen, sollen sich die pastorn beleren
lassen, wie man es mit solchen leuten halten sol.
Die andern sein leute, so in unbusfertigkeit,
sicherheit und offentlichen siinden und ergernis
leben und sich selbst de facto in den bann thun,
als da sind gotteslesterer, langwirige verechter
des nachtmals, ungehorsame, unzüchtige, ehe-
brecher, hurer, jungfrau- und megdeschender,
trunkenpolten, offenbare diebe, wucherer etc.
Diese sollen von dem pastor unserm consistorio
angezeiget und nach desselben rhat mit nichte
zugelassen werden, biß sie sich offentlich bes-
sern und ihre grobe, ergerliche stück für der
gemeine bekennen und besserung anloben.
Die dritten sein traurige, bekümmerte, frome
herzen, welche ihnen die pastorn getreulich sol-
len lassen befohlen sein und sie mit unterrich-
tung und schönen, tröstiichen zusagung und exem-
peln erquicken.
Es sollen auch die pastorn fleis ankeren, das
die leute eine feine, kurze form zu beichten lernen
mögen, auf diese oder dergleichen weise51:
Ich armer sünder bekenne mich für Gott,
meinem himlischen Vater, das ich leider schwer-
lich und manchfeltigerweise gesündiget habe,
nicht allein mit auswendigen, groben lastern,
sondern auch und vielmehr mit innerlicher an-
geborner blindheit, unglauben, zweifel, kleinmütig-
keit, ungedult, hoffart, bösen lüsten, geiz, neid,
haß und abgunst, auch andern sünden, das ich
auf mancherley weise mit gedanken, geberden,
51 Folgendes Sündenbekenntnis ist auch in der
Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI, 1, 144)
und in der Oldenburger KO v. 1573 (Sehling
VII) enthalten.
worten und werken die allerheiligsten gebot
Gottes ubertreten habe, wie dasselbe mein Gott
und Herr in mir erkennet und ich leider es so
vollkömlich nicht erkennen kan. Auch so ge-
reuen sie mich und sind mir leid, und begere
von herzen gnad für Gott durch seinen lieben
Sohn Jhesum Christum und bitte, das er mir
seinen heiligen Geist zur besserung meines lebens
mitteilen wolle. Bitte auch, ihr wolt mir anstadt
Gottes eine tröstliche absolution sprechen.
Allhie fraget der pastor, sonderlich die schlech-
ten und einfeltigen52: Was beweget dich dazu,
das du zum tisch des Herrn gehen wilst?
Antwort: Meine sünde.
Woher weistu, das du ein sünder bist?
Anwort: Das unterrichten mich die zehen ge-
bot. Denn mein gewissen uberzeuget mich, das
ich dieselben nicht gehalten habe.
Wer hat sie denn gehalten und erfüllet?
Antwort: Jhesus Christus, Gottes Sohn, unser
erlöser, mit seinem gehorsam, heiligkeit und
gerechtigkeit.
Hastu auch rechte reu und leid von wegen
deiner sünde?
Antwort: Ja, sie sind mir herzlich leid.
Hoffestu auch, selig zu werden?
Ja, ich hoffe und gleube es.
Wodurch hoffestu, selig zu werden?
Antwort: Durch die gnade Gottes und den
glauben an Jhesum Christum, welcher in seinem
nachtmal bestetiget wird.
Was ist das abendmal?
Antwort: Der ware leib und das ware blut
unsers Herrn Jhesu Christi, unter dem brod
und wein etc.53.
Wozu ist des Herrn abendmal eingesetzt?
Antwort: Zu essen und zu trinken zur ver-
gebung der sünden und sterkung des glaubens.
Gleubstu auch, das ich dir als ein diener Got-
tes deine sünden vergeben könne?
Antwort: Ja.
52 Zu den Beichtfragen vgl. Waldeck’sche KO
v. 1556.
53 Vgl. Luthers Kl. Kat., Das Sakrament des
Altars; Bek. Schr. 519 f.
1146
schickt, welche oftmals gar wenig oder nichts
vom catechismo wissen und doch aus gewonheit
zum nachtmal eilen, auf das sie für keine un-
christen geacht werden. Diese sol er mit fleis
unterrichten, straffen und vermanen, und ehe
dann er sie zulest, ihnen eine gewisse zeit set-
zen, in welcher sie die stück des catechismi sol-
len lernen. So sie aber alle wort alters wegen
nicht könten lernen und dennoch sonderliche an-
dacht in ihnen gespüret würde, das nachtmal
zu empfahen, sollen sich die pastorn beleren
lassen, wie man es mit solchen leuten halten sol.
Die andern sein leute, so in unbusfertigkeit,
sicherheit und offentlichen siinden und ergernis
leben und sich selbst de facto in den bann thun,
als da sind gotteslesterer, langwirige verechter
des nachtmals, ungehorsame, unzüchtige, ehe-
brecher, hurer, jungfrau- und megdeschender,
trunkenpolten, offenbare diebe, wucherer etc.
Diese sollen von dem pastor unserm consistorio
angezeiget und nach desselben rhat mit nichte
zugelassen werden, biß sie sich offentlich bes-
sern und ihre grobe, ergerliche stück für der
gemeine bekennen und besserung anloben.
Die dritten sein traurige, bekümmerte, frome
herzen, welche ihnen die pastorn getreulich sol-
len lassen befohlen sein und sie mit unterrich-
tung und schönen, tröstiichen zusagung und exem-
peln erquicken.
Es sollen auch die pastorn fleis ankeren, das
die leute eine feine, kurze form zu beichten lernen
mögen, auf diese oder dergleichen weise51:
Ich armer sünder bekenne mich für Gott,
meinem himlischen Vater, das ich leider schwer-
lich und manchfeltigerweise gesündiget habe,
nicht allein mit auswendigen, groben lastern,
sondern auch und vielmehr mit innerlicher an-
geborner blindheit, unglauben, zweifel, kleinmütig-
keit, ungedult, hoffart, bösen lüsten, geiz, neid,
haß und abgunst, auch andern sünden, das ich
auf mancherley weise mit gedanken, geberden,
51 Folgendes Sündenbekenntnis ist auch in der
Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling VI, 1, 144)
und in der Oldenburger KO v. 1573 (Sehling
VII) enthalten.
worten und werken die allerheiligsten gebot
Gottes ubertreten habe, wie dasselbe mein Gott
und Herr in mir erkennet und ich leider es so
vollkömlich nicht erkennen kan. Auch so ge-
reuen sie mich und sind mir leid, und begere
von herzen gnad für Gott durch seinen lieben
Sohn Jhesum Christum und bitte, das er mir
seinen heiligen Geist zur besserung meines lebens
mitteilen wolle. Bitte auch, ihr wolt mir anstadt
Gottes eine tröstliche absolution sprechen.
Allhie fraget der pastor, sonderlich die schlech-
ten und einfeltigen52: Was beweget dich dazu,
das du zum tisch des Herrn gehen wilst?
Antwort: Meine sünde.
Woher weistu, das du ein sünder bist?
Anwort: Das unterrichten mich die zehen ge-
bot. Denn mein gewissen uberzeuget mich, das
ich dieselben nicht gehalten habe.
Wer hat sie denn gehalten und erfüllet?
Antwort: Jhesus Christus, Gottes Sohn, unser
erlöser, mit seinem gehorsam, heiligkeit und
gerechtigkeit.
Hastu auch rechte reu und leid von wegen
deiner sünde?
Antwort: Ja, sie sind mir herzlich leid.
Hoffestu auch, selig zu werden?
Ja, ich hoffe und gleube es.
Wodurch hoffestu, selig zu werden?
Antwort: Durch die gnade Gottes und den
glauben an Jhesum Christum, welcher in seinem
nachtmal bestetiget wird.
Was ist das abendmal?
Antwort: Der ware leib und das ware blut
unsers Herrn Jhesu Christi, unter dem brod
und wein etc.53.
Wozu ist des Herrn abendmal eingesetzt?
Antwort: Zu essen und zu trinken zur ver-
gebung der sünden und sterkung des glaubens.
Gleubstu auch, das ich dir als ein diener Got-
tes deine sünden vergeben könne?
Antwort: Ja.
52 Zu den Beichtfragen vgl. Waldeck’sche KO
v. 1556.
53 Vgl. Luthers Kl. Kat., Das Sakrament des
Altars; Bek. Schr. 519 f.
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