Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0467
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Kirchenordnung 1581

diger Gott71, sampt den zweyen folgenden ver-
sen. Und also gemelten gesang den ganzen som-
mer durch.
Nach der predigt, wenn der pastor seine con-
cion hat geschlossen, damit das volk zum ge-
meinen gebet ermanet werde, so kan er die form
gebrauchen, welche in der hauspostillen D. Mar-
tini Lutheri am ende wird angezogen72.
In besondern anliegenden gemeinen nöten sol
man folgend gebet anstadt aller andern vorigen
gebet gebrauchen72a:
Ewiger, allmechtiger, barmherziger Gott, Vater
unsers Herrn Jhesu Christi, schöpfer himels und
der erden und aller creaturn, wir bitten dich
herzlich, du wollest nach deiner grossen barm-
herzigkeit umb Jhesu Christi, unsers Herrn und
heylands willen uns gnedig sein, unsere sünde
vergeben, alle wolverdiente straff abwenden, dich
in gnaden zu uns keren und allen heilsamen
nutz und guten friede durch rechte christliche
und ehrliche mittel uns gnediglich geben und bey
uns erhalten. Errette deine ehr und warheit umb
deines namens willen und beschütze dein erbteil
und gemeine. Erhalt auch veterlich in diesem
lande ein heiliges sadt, darunter die reine christ-
liche lehr, rechte, ware anruffung, danksagung
und der heiligen sacramenten Christi gebrauch
recht leuchten möge. Verleihe auch deiner obrig-
keit, unserm lieben landsherrn, rheten und regen-
ten, deine ware erkentnis, guten rhat, nötige
hülfe, gottselige weißheit und ware bestendig-
keit in ihrem regiment. Vergünne auch den ein-
wohnem dieser stad, dieses flecks und ganzen
landes, unsern mitbürgern, nachbaurn und allen
hausgenossen gottselige einigkeit, rechte, christ-
liche nahrung, freundligkeit und gedult in all

71 Wackernagel IV, Nr. 1186: „O Vater unser,
Herre Gott“ v. Wolf Büttner 1572. — Ein Lied:
„O Vater unser, gnädiger Gott“ ist mitgeteilt
bei A. F. W. Fischer, Kirchenlieder-Lexicon
II. 1879, 212, jedoch erst aus dem Essener Ge-
sangbuch v. 1614.
72 Hauspostille, hrsg. v. Veit Dietrich 1544; WA
52, 732 f.: Ein gemeyne form, Wie zum be-
schluß der Predig das volck zum gemeynen
Gebett soll vermanet werden: Meine freundt,

ihrem leid und wiederwertigkeit. Wende und be-
kere auch das böse gemüt aller deiner und unser
wiederwertigen oder steure und stürze sie. Er-
halt, tröste und errette alle gefangne, elende
und leidende Christen und sterke alle predican-
ten in ihrem beruff, das sie ohn scheu alle boß-
heit straffen und ihre rede nicht nach den ohren
der welt lenken mögen. Neige unser aller herz
zu warer reu und busse, zu gottesfurcht, zum
glauben, zum gehorsam, zum gebet, zur zucht
und zur gedult, zur heiligkeit und zur gerechtig-
keit, die dir gefellig ist, auf das wir allhie deinen
segen und hernach den himel empfahen und be-
sitzen mögen, zu deiner ehr und unser seligkeit
umb Jhesu Christi, deines lieben Sohns, unsers
Herrn und heylands willen, welcher mit dir und
dem heiligen Geist, ein warer Gott, lebet und
herrschet in ewigkeit. Amen. Und darauf ein
Vater unser etc.
Nach der predigt singet man Erhalt uns, Herr,
bei deinem wort etc.
Die predigt sol umb acht uhr angefangen wer-
den und umb neun uhr geendet sein. So die
pastorn solches verachten und ihre predigten
extendiren und den zuhörern verdrießlich sein
würden, sie mit viel worten lang aufhalten und
doch wenig frucht schaffen, sol solches unserm
consistorio angemeldet werden.
Nach gethaner predigt sollen sie dem volk die
stück des catechismi langsam und deutlich für-
sagen.
Und wenn der gesang nach der predigt ge-
endet, list der pastor die exhortation Lutheri,
wie dieselbe in den psalmbüchern Lutheri be-
funden wird73. Auf die exhortation folget das
Vater unser und die wort vom nachtmal ge-
Weyl wir im Namen unsers lieben Herren
Christi yetzund versamlet sind . . .
72a Folgendes Gebet soll von Johann Tiemann
verfaßt sein; vgl. E. L. Rathlef, KOO, 1163 f.
73 Einigen der unter dem Namen Luthers aus-
gegangenen Gesangbücher war Luthers Ord-
nung der deutschen Messe beigegeben, z. B.
den 1540, 1542/43 u. 1546 zu Magdeburg bei
Michael Lotther gedruckten Gesangbüchern;
vgl. WA 35, 325 ff., die Vermahnung der Deut-
schen Messe: WA 19, 95 f. Sehling I, 15.

1149
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften