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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0474
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Hoya

Hierauf folget die lytaney. Nach derselbigen
singet man also:
[Noten:]11 Nim von uns, Herr Gott, unser sünd
und missethat, auf das wir mit rechtem glau-
ben und reinem herzen in deinem dienst erfun-
den werden. Erbarm dich, erbarm dich, erbarm
dich deines volkes, o Christe, das du erlöset hast
mit deinem teuerem blute. Erhör uns, erhör uns,
erhör uns unser gebet, o Vater, schöpfer aller
ding, hilf uns und sey uns gnedig. Erhör uns,
erhör uns, erhör uns unser bitte. O Christe, der
welt heyland, bitte für uns und sey uns gnedig.
Erhör uns, erhör uns, erhör uns unser bitte. O
heiliger Geist, du einiger tröster, erleuchte uns
und sey uns gnedig [Ende der Noten].
XI.
Von der taufe.
Es sollen die pastorn ihre kaspelsleute ver-
manen, das sie die taufe ihrer kinder, wenn sie
geboren, nicht differiren noch aufschieben, son-
dern sie alsbald zur kirchen schicken. So wollen
wir auch nicht gestadten, das man die armen
kinder lange ungetauft liegen lasse, und sehen
es für nützlich an, das eine gewisse stunde zu
teufen, nemlich zwischen zwölfen und ein uhr
zu mittage ungefehrlich (es were dann, das lei-
besschwacheit der kinder eingefallen), gehalten
werde, wie denn solches in der kirchen zu Wit-
tenberg bey dem leben Lutheri und sonst an
andern örtern mehr gebreuchlich.
Es sollen sich auch die pastorn des winkels-
und hausteufens enthalten, es were dann be-
sondere noth und erhebliche ursachen verhanden.
So sollen auch die küster des winters, wenn es
sehr kalt ist, warm wasser in den taufstein
giessen, wenn kinder zu teufen verhanden.

11 Vgl. oben S. 1152; Melodie: Hdbch. Nr. 198.
Vgl. auch Lüneburger KO v. 1564 (Sehling
VI, 1, 543).
12 Folgende Vermahnung steht auch in der KO
Herzog Heinrichs zu Sachsen v. 1539 (Sehling
I, 266) und in der KO Herzog Augusts zu
Sachsen v. 1580 (Sehling I, 366; vgl. dazu oben
S. 1066), ebenso in der Mecklenburger KO v.

Femer sollen die pastom zusehen, das sie
nüchtem und in gottesfurcht und herzlicher an-
dacht, reverenz und eifer diese handlung und
alle stück ihres ampts verrichten, also das die
zuhörer und anschauer dieser und anderer punkt
in ihrem ampt einen ernst an ihnen spüren mö-
gen, dadurch sie auch zu herzlicher andacht er-
wecket werden; dann man oft leichtfertige rede
und geberde bey solchen hohen actionibus be-
findet.
Auf nachfolgende weise sol der teufer die leute,
welche die kinder zur taufe tragen, vermanen
und anreden12:
Lieben freunde in Christo, wir lernen teglich
aus Gottes wort, erfaren es auch, beydes, in
unserm leben und sterben, das wir von Adam
her alle semptlich in sünden empfangen und ge-
boren sein, darinnen wir denn unter dem zorn
Gottes ewiglich hetten müssen verdampt und
verloren sein, wo uns nicht durch den eingebor-
nen Sohn Gottes, unsern lieben Herrn Jhesum
Christum, were geholfen worden. Dieweil dann
diß gegenwertige kindlein in seiner natur mit
gleicher sünde, inmassen als wir auch, vergiftet
und verunreiniget ist, derwegen es auch unter
dem zorn Gottes, dem ewigen tode und ver-
damnis sein und bleiben müste, und aber Gott,
der Vater aller gnaden und barmherzigkeit, sei-
nen Sohn Christum der ganzen welt und dem-
nach auch den kleinen kindern nicht weniger
als den alten zugesagt und gesandt hat, welcher
auch der ganzen welt sünde getragen und die
armen kinder nicht weniger, sondern gleich so-
wol als die alten von sünden, todt und verdam-
nis erlöset und selig gemacht hat und befohlen,
man sol sie zu ihm bringen, das sie gesegnet
1552 (Sehling V, 204) und in der Spiegelbergi-
schen KO v. 1571 (Sehling VII) am Anfang
des Formulars; in der Lüneburger KO v. 1564
und der Wolfenbüttler KO v. 1569 (Sehling
VI, 1, 555 f. 158) steht sie an anderer Stelle,
ebenso in der Oldenburger KO v. 1573 (Seh-
ling VII). Vgl. noch oben S. 800.

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