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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0475
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Kirchenordnung 1581

werden, welche er auch aufs allergnedigst an-
nimpt und ihnen das himelreich zusagt, der-
halben so wollet aus christlicher liebe dieses
armen kindes gegen Gott dem Herrn euch mit
ernst annemen, dasselbe dem Herrn Christo für-
tragen und umb vergebung der sünden, und das
es in das gnadenreich der seligkeit aufgenomen
werden möge, verbitten helfen, ungezweifelter
zuversicht, unser lieber Herr Jhesus Christus
werde solch euer werk der liebe, gegen dem
armen kindlein erzeiget, in gnaden von euch an-
nemen und euer gebet auch gewißlich erhören,
sintemal er, die kindlein zu sich zu bringen,
selbst befohlen und, sie in sein reich anzunemen,
versprochen hat.
Die ganze form und weise zu teufen kan aus
dem taufbüchlein D. Martini Lutheri13 genom-
men werden, welches wir auch allen predigern
ernstlich wollen geboten haben.
Auf das evangelium Sanct Marci cap. 10., so
es die gelegenheit leiden wil, kan der teufer diese
vermanung und erklerung thun, wie folget11:
Lieben freunde Christi, wir hören in diesem
kurzen evangelio, beyde, unsern und dieses kin-
des, höchsten jammer und noth, das wir durch
den fall Adae also verdorben, das wir in sünden
empfangen und geboren und also kinder des
zorns und umb der sünde willen in des teufels
reich und der verdamnis sein. Denn alles, was
vom fleische geboren wird, das ist fleisch und
wird das reich Gottes nicht besitzen, es werde
dann neu geboren und kom in das gnadenreich
Christi, unsers Herrn. Solches haben zu ihren
zeiten diese leute erkant, derhalben für ihre
kinder bey ihm das himelreich, ewigen segen
und gnade gesucht und gebeten.
Zum andern hören wir der kinder und unsern
höchsten trost, das Christus, Gottes Sohn, unser

13 Taufbüchlein v. 1526; Bek. Schr. 535 ff. Seh-
ling I, 21 ff.
14 Folgende Vermahnung auch in den späteren
Fassungen der KO des Herzogs Heinrich zu
Sachsen v. 1539 und in der KO des Herzogs
August zu Sachsen v. 1580 (Sehling I, 266.
366), ebenso in der Mecklenburger KO v. 1552
(Sehling V, 204). Stellenweise abweichend.

Herr, so ganz geneigt und willig ist, den kin-
dern, so ihm zugetragen werden und uns allen,
so zu ihm kommen, gnediglich zu helfen, also
das er auch unwillig drüber wird, das man sie
hindert und nicht gethreulich zu ihm fördert.
Zum dritten versorget er sie aufs allergnedigst
und nimpt sich ihrer aufs freundlichste an, als
were er, wie er denn auch ist, ihr rechter,natür-
licher vater, nimpt sie auf seine arm, küsset
sie, errettet und erloset sie aus der sünden, teu-
fels, todes und der hellen reich und legt seine
allmechtige, göttliche, gnedige hand auf sie,
nimpt sie in seinen schutz und schirm und ver-
theidiget sie wieder alles unglück und segnet
sie, das sie nu mit ihm seines himlischen Vaters
kinder und seine miterben der seligkeit und des
ewigen lebens sein sollen, ermanet auch uns
alten, das wir ja zusehen, damit wir im ein-
feltigen glauben bleiben und als die kindlein im
himelreich, das ist im reich der gnaden und des
lebens, für ihm wandeln und in unschuld und
reinigkeit anfahen und fortfaren, ewig zu leben,
auf das wir nicht ewiglich verstossen werden.
Dieweil aber nun solches alles als errettung
von der sünden und dem reich des teufels von
Christo durch das auflegen seiner hende, küs-
sen, segnen und versicherung des himelreichs
durch diese seine wort diesem kinde wie auch
uns allen in einem eusserlichen zeichen, nemlich
der taufe und dem wort Gottes, im namen des
Vaters, des Sohns und des heiligen Geistes uber-
antwortet, mitgeteilet und dazu versichert wird,
so wollen wir auch dasselbe im namen Gottes
teufen und zuvor uber die gesprochene gebet
auch das heilige Vater unser beten.
Hie15 lege der priester seine hende auf des
kindes heupt und bete das Vater unser sampt
den gevattern.
15 Von hier bis zum Schluß des Formulars folgt
unsere KO der KO des Herzogs Heinrich zu
Sachsen in den späteren Fassungen sowie
der KO des Herzogs August zu Sachsen v.
1580 (Sehling I, 266 f. 366). Vgl. auch oben
S. 1067 f.

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