Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0477
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Kirchenordnung 1581

Und ich teufe dich im namen des Vaters, des
Sohns und des heiligen Geistes.
Denn sollen die gevattern das kindlein in die
taufe halten, und der priester spreche, weil er
ihm die westerhauben17 aufsetzt:
Der allmechtige Gott und Vater unsers Herrn
Jhesu Christi, der dich zum andern mal geboren
hat durch das wasser und heiligen Geist und
hat dir alle deine sünde vergeben, der sterke
dich mit seiner gnaden zum ewigen leben. Amen.
Friede mit dir.
Antwort: Amen.
XII.
Von der nottaufe18.
Nachdem an den wehemüttern gros und viel
gelegen und oftmals bey der nottaufe durch der
wehemütter und frauen unverstand viel miß-
brauchs gespüret wird, derwegen ordnen wir,
das von unsern amptleuten eines jedern ampts
sampt den pastorn und altarleuten mit rhat
etlicher verstendigen frauen allenthalben wehe-
mütter sollen verordnet werden, welche gott-
fürchtig, fleissig, threu und tüchtig sein und
ein gut gerüchte haben; dann untüchtige, gott-
lose personen in solcher zeit und fall viel un-
glücks stiften und den frauen grossen schaden
thun können.
Es sollen sich auch solche frauen verpflich-
ten, das sie in der noth bey den frauen keine
abgötterey, segen oder zeuberey gebrauchen, son-
dern allein bei Gott durch das christliche gebet
hülfe suchen und verordnete christliche mittel
fürwenden, sich auch, bey den armen so fleissig
und willig zu sein als bey den reichen, halten
wollen.
Ferner sollen die pastorn solche frauen und
wehemütter in den predigten und auch pri-
vatim fleissig unterrichten, wie sie es im fall
der noth mit der taufe halten sollen, nemlich
also:

17 Vgl. oben S. 803, Anm. 5.
18 Das folgende Kapitel lehnt sich sehr eng,
oft wörtlich, an das entsprechende der Lüne-
burger KO v. 1564, der Wolfenbüttler KO v.
1569 (Sehling VI, 1, 557 ff. 160 ff.) und der

Erstlich, das sie nicht leichtlich ohne hoch-
dringende noth zur nottaufe eilen, sondern sich,
soviel immer müglich und die gelegenheit leiden
kan, befleissigen, daß das kindlein aufs erste in
die kirchen gebracht und offentlich für der ge-
meine getauft werde.
Zum andern, das sie in der zeit der noth,
da es mit der geburt gefehrlich sein und man
sich befürchten würde, das die frucht nicht
lebendig zur welt kommen möchte, dennoch mit
der nottaufe so lange verziehen sollen, biß das
kindlein gar geboren und in die hende der men-
schen gekommen; alßdann sol die ander geburt
geschehen. Dann ein mensch kan nicht wieder-
geboren werden, er sey denn zuvorn einmal ganz
auf der welt geboren. Darumb sol auch in sol-
cher noth kein teil des leibes geteuft werden,
sondern man sol solche leibesfrucht mit einem
christlichen, gleubigen gebet Gott befehlen und
im namen Christi bitten, Gott wölle solche lei-
besfrucht in ihre hende geben, auf das sie nach
seinem befehl und auf seine gnedige zusage die
heilige taufe empfahen möge, wo nicht, das den-
noch der barmherzige Gott sich der lieben frucht
annemen wolle umb seines lieben Sohns Jhesu
Christi willen.
Zum dritten, das sie auch, wenn die leibes-
frucht todt zur welt kommen würde, dieselbe
nicht teufen sollen; dann die taufe nicht für
die todten, sondern die lebendigen verordnet ist19.
Zum vierden: Wenn nun die noth fordert, daß
diß geborne kindlein der schwacheit halben sol
und muß im hause getauft werden, und man je
in der eile keinen pastorn haben kan, so mögen
die frauen, so verhanden sein, Gott im himel an-
ruffen und das kind dem allmechtigen Gott durch
ein herzlichs gebet befehlen und darnach was-
ser nemen und das kindlein damit teufen im
namen des Vaters, des Sohns und des heiligen
Geistes und nicht zweifeln, das kind sey recht
getauft, weil es nach Christi befehl getauft ist.
Oldenburger KO v. 1573 (Sehling VII) an, die
in diesem Kapitel wörtlich übereinstimmen.
19 Hier folgt in den Vorlagen noch ein Ab-
schnitt betr. die Beerdigung von Totgeburten.

1159
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften