Metadaten

Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0482
License: Free access  - all rights reserved
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Hoya

kommener erkennen, herzlicher lieben und bey
ihren nechsten mit worten und allen ihrem
leben je lenger, je bestendiger und fruchtbar-
lich bekennen, loben und preisen mögen, durch
denselben, unsern Herrn Jhesum Christum, der
mit dir und dem heiligen Geiste lebet und re-
gieret in ewigkeit. Amen.
Darauf die benediction:
Der Herr segne dich etc.
Darnach sol gesungen werden Kom, heiliger
Geist, Herre Gott etc.
Darauf erfolget die communion.
XV.
Von der besuchung der kranken.
Die pastorn sollen dieser ursach halben in-
sonderheit fleissig bey der hand und daheim
sein, auf das sie ihren zuhörem in ihren krank-
heiten tröstlich sein mögen, und wenn sie von
denjenigen, so sie für Christen halten, gefordert
werden, sollen sie nicht lange seumen noch sich
bey dem trunk finden lassen oder ungedültig
sein, das man sie von der guten gesellschaft ab-
fordert. Sollen auch sich in bier- und weinkeller
nicht suchen und durch ihr eigen gescheft auf-
halten und verhindern lassen, sondern verrich-
ten mit lust und willen ihr ampt und eilen nach
dem kranken und trostbedürftigen Christen.
Mit denen aber, so unbusfertige verechter des
worts Gottes und nachtmals gewesen, hette man
wol ursach, sie nach der vermanung Lutheri29
nicht zu besuchen, auf das sie verstehen könten,
wie ihre verachtung Gott dem Herren mißgefalle.
Dennoch. auf ihr andermals anfordern sol der
pastor sie besuchen, die ursach ihres vom gehör
göttlichs worts und gebrauch des heiligen abend-
mals langwirigem abwesen wol vornemen, auch
die bußpredigt durch das gesetz gestalten sachen
nach scherfen, wie solches vernünftige pastorn

29 Vermahnung zum Sakrament des Leibes und
Blutes Christi; WA 30 II, 623 f. — WATR II,
196, Nr. 1735 (Johannes Schlaginhaufens Nach-
schriften Aug. 1532; am deutlichsten nach
Aurifabers Ausgabe, hrsg. v. Förstemann-
Bindseil 1844—48).

zu thun wissen und der artickel der disciplin-
ordnung 30 ferner ausweiset. Und so er denn aus
wehemut, seufzen und weinen, auch eusserlichen
geberden oder dergleichen bekentnis und klage
befinden würde, das der heilige Geist in des
kranken herz reu und leid angerichtet, sol er
ihm nach vorgehendem unterricht und trost,
auch auf angelobte besserung, die absolution
verkündigen und das heilige abendmal reichen.
So aber der pastor berürte anzeigung der busse
nicht finden würde noch den kranken durch
ernstliche bußpredigt gewinnen möchte, auf den
fall sol er dem verstockten, unbusfertigen men-
schen keine sacrament reichen, sondern ihn las-
sen sterben, wie er gelebet hat.
Wenn aber der pastor sonst zu einem christ-
lichen kranken gefordert wird, so dann das kas-
pel gros, die wege auch lang und böse sind, sol
ihm ein wagen geschickt, wie denn solcher ge-
brauch bereit in etlichen pfarren von alters her
gewesen.
Wenn31 dann derselbige zu dem kranken, von
dem er begeret, kompt, sol er das volk lassen
hienausgehen, so es der kranke begeret. Sonst
können die leute wol dabey gestadtet werden.
Und mag der pastor mit dem kranken auf seine
gethane beicht also reden: Dieweil euch, lieber
freund, Gott der Herr mit schwacheit des leibs
heimgesucht, solt ihr zum ersten wissen, das
euch solche krankheit allein umb der sünden wil-
len begegne und wiederfare. Denn die erbsünde,
welche uns von Adam angeboren, den todt sampt
allen dem, so dem tode anhenget, als gebrechen,
krankheiten, jammer, elend etc., mit sich bringt.
Denn wenn wir ohne sünde weren, so hette auch
der todt, viel weniger andere krankheit, an uns
nichts zu schaffen oder zu straffen. Damit wir
nun solch angeborn sundlich wesen sampt allen
begangenen sünden von herzen erkennen, gnad
und vergebung der sunde bitten und begeren
30 Artikel IX unten in dieser KO.
31 Zum Folgenden vgl. diesbezügl. die KO des
Herzogs Heinrich zu Sachsen (Sehling I, 269
f.), die Mecklenburger KO v. 1552 (Sehling V,
208), die Waldeck’sche KO v. 1556, auch die
Oldenburger KO v. 1573 (Sehling VII).

1164
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften