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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0488
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Hoya

Hic genua flectant et fiat praefatio ante
orationem.
Und dieweil uns hoch von nöten ist göttliche
hülfe und beystand, zu volbringen, was uns in
seinem heiligen wort befohlen wird, so halt euch
auch im ehestande mit rechter zuversicht des
glaubens, das euer gebet gewißlich erhöret werde
laut seiner tröstlichen zusage. Darumb bittet jetzt
mit mir also:
Lasset uns beten:
Allmechtiger, barmherziger, ewiger Gott, ein
Vater alles heils und trosts, der du man und
weib in den ehestand zusamenfügest und in
eine gemeinschaft setzest und ihnen ernstlich
befihlst, das sie deinem wort gleuben, sich fröm-
lich, erbarlich, treulich und gottfürchtig in dei-
ner ordnung und befehl schicken, wir bitten dich,
Herr, durch Jhesum Christum, deinen lieben Sohn,
das du diesen personen, die sich nach deinem
göttlichen willen in den ehestand begeben haben,
durch deine veterliche güte und barmherzigkeit
wollest gnade verleihen, diesen angenommenen
ehestand christlich und recht zu füren, das sie
im waren glauben in Christo erfunden und be-
stettiget, ihrem befehl getreulich gnug thun und
in warer gottseligkeit erfüllen, was deinem gött-
lichen willen gefellig ist, damit sie ein glück-
seligies ende zu der ewigen seligkeit erreichen
in Christo Jhesu, deinem lieben Sohn, unserm
Herren, der mit dir lebet und regieret in ewig-
keit. Amen.
Der Herr segne euch und behüte euch etc.
Darauf singet man Wol dem, der in Gottes
furcht stehet etc.
Den andern tag in der hochzeit40a sollen breut-
gam und braut sampt ihrer freundschaft auf
gewönliche zeit wieder zur kirchen gehen. Da
soll man singen Herr Gott, wir loben dich etc.41,
und sol der pastor eine kurze predigt thun vom
heiligen ehestande und sich den vorigen abend
nicht mit dem trunke uberladen, damit er zur
predigt geschickt sein möge.

40a Vgl. oben S. 805, Anm. 12.
41 Vgl. oben S. 1148, Anm. 62.

Nach der predigt knien breutgam und braut
für dem altar nieder, da denn der pastor uber
sie lesen sol den textum aus dem Genesi aus
dem catechismo Lutheri und folgends auf diese
weise beten:
O allmechtiger, ewiger Gott, der du man und
weib erschaffen etc.42.
Oder also:
Ewiger, allmechtiger, gnediger Gott und Vater
unsers Herrn Jhesu Christi, der du durch deinen
eingebornen Sohn und heiligen Geist Adam und
Eva erschaffen und diesem ersten breutgam seine
liebe braut in allen ehren hast zugefürt und den
heiligen ehestand dem menschlichen geschlecht
zum besten eingesetzet und gesegnet, wir danken
dir für deine grosse güte und reichen segen, das
du auch diesen wirdigen stand in der gefallenen
welt gnediglich biß auf uns erhalten und sprichst
noch deinen gnedigen segen uber unser eheliche
ehebette und heltst mit deinem heiligen wort
und durch die wirdige obrigkeit uber fromme
und züchtige eheleute. Wir danken dir, lieber
Vater, für alle diese deine güte und wolthat und
bitten dich von grund unsers herzen im namen
und auf das verdienst deines geliebten Sohns,
du wollest dieses deines heiligen standes ehre
und zucht hinförder in diesem lande erhalten
und heutiges tages uber gegenwertigen breut-
gam und braut (die mit rhat und herzlichem ge-
bete, mit willen und wolgefallen ihrer beyder-
seits eltern und freundschaft in allem kindlichen
gehorsam, mit eignem consens und vollbort in
warer liebe und freundligkeit einander verspro-
chen sein) auch deinen göttlichen segen selbst
sprechen und mit dem bande des heiligen Geists
in eine unzertrennliche und unauflößliche liebe
zusammen verknüpfen und durch die wesentliche
flamme deines Geistes ihre angefangene züch-
tige liebe vollends entzünden und sie darinne
miteinander biß an ihr ende gnediglich erhal-
ten, auch deine gnade umb deines lieben Sohns
42 Vgl. Luthers Traubüchlein; Bek. Schr. 534.

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