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Wolgast, Eike [Editor]; Seebaß, Gottfried [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Editor]; Sehling, Emil [Bibliogr. antecedent]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (6. Band: Niedersachsen ; 2. Hälfte): Die welfischen Lande: Halbbd. 2, Die Fürstentümer Calenberg-Göttingen und Grubenhagen mit den Städten Göttingen, Northeim, Hannover, Hameln und Einbeck. Die Grafschaften Hoya und Diepholz. Anhang: Das freie Reichsstift Loccum — Tübingen, 1957

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https://doi.org/10.11588/diglit.30041#0504
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Hoya

V.
Von den festen und feyertagen7h.
Die vier hohen fest belangende, ordnen wir, das
Weynachten, Ostern, Pfingsten mit den zweyen
folgenden tagen sollen geruhet, gefeyert und mit
übung göttliches worts zugebracht werden.
Dieweil aber das fest der himelfart Mariae8
ohne grund und gezeugnis der schrift durch den
antichrist eingefüret ist, sol es in unser graff-
schaft hiemit ganz abgethan sein und seiner
hinfüro nicht gedacht werden. Wir ordnen aber
anstadt desselben das fest S. Michaelis und wol-
len, das die pfarrkinder den tag feyerlich halten,
auch ihrem pastorn an demselben tage ihr opfer9
und gebürliche pflicht gütlich entrichten und ohne
hindernis dargeben sollen.
Zum andern ordnen wir, das nachgeschriebene
und verzeichnete fest und tage in unser herr-
schaft genzlich geruhet, gefeyret und geheiliget
werden sollen, als des neuen jhars tag, der hei-
ligen drey könig tag, das festum purificationis
Mariae10, verkündigung Mariae11, der himelfart
Christi, Johannis des teufers tag, visitationis
Mariae12, der tag coenae Domini, an welchem
man vom h. nachtmal predigen sol, den Kahr-
freytag, an welchem man die ganze historien
der passion, aus den vier evangelisten zusammen-
gebracht13, lesen und eine kurze predigt von der
frucht und nutz des leidens Christi thun sol.
Wenn aber das festum annunciationis Mariae in
die marterwochen einfellt, sol es verlegt und den
Donnerstag nach Judica gehalten werden13a.
Zum dritten ordnen wir, das man nachgesetzte
apostel- und heiligentage, biß die serrnon ge-
endet, feyren sol:

als

Andreae
Thomae
bekerung Pauli
Matthiae
Petri et Pauli
Philippi et Jacobi
Magdalenen
Jacobi
Bartholomaei
decollationis Johannis
Matthaei
Simonis et Judae
aller heiligen14

tag.

So sich aber hierinne jemands unter unsern
pastorn oder unterthanen ungehorsam erzeigen
würde, derseibe sol unser straffe nicht entgehen.
Zum vierden14a: Dieweil wir auch eigentlich
erfaren, das etliche unserer herrschaft unter-
thanen ihre weltliche hendel und gewerb, so
sie auf den dörfern für unsern drosten, ampt-
leuten und befehlhabern und in den stedten und
flecken für bürgermeister und rhat vorzutragen
und auszurichten haben, bißweilen auf die hei-
ligen tage verschieben und ausstellen, wollen
wir hiemit allen unsern unterthanen ernstlich
geboten haben, das sie sich dessen genzlich ent-
halten.
Es sollen auch unsere amptleute solche uber-
und anlaufer auf gemelte feyertage (sie hetten
denn hochnötige sachen anzutragen, die keinen
verzug leiden könten) abweisen und zu keiner
audienz gestadten, auch ihnen seibst zum gehör
göttliches worts den ganzen Sontag und andere
heilige tage ruhe nemen.

7h Vgl. hierzu KO 73, Art. XI (Funck, 157. Rich-
ter II, 355), wo dieselben Feiertage angeord-
net werden.
8 15. August.
9 Nämlich das Vierzeitenopfer.
10 2. Februar.
11 25. März.
12 2. Juli.
13 Vermutlich die Passionsharmonie Bugenhagens;
vgl. G. Geisenhof, Bbl. Bugenhag. 1908, Nr. 78
ff., vgl. auch Nr. 76 f., dazu Wolfenbüttler KO
v. 1569 (Sehling VI, 1, 153 m. Anm. 60).

13a Auch diese letzte Bestimmung findet sich
schon in KO 73, Art. XI, Sect. II (Richter II,
355).
14 Die Daten der Aposteltage vgl. oben S. 1032 f.,
Anm. 18—26. Bekehrung Pauli: 25. Januar;
Festtag Mariae Magdalenae: 22. Juli; Ent-
hauptung Johannis des Täufers: 29. August;
Allerheiligen: 1. November.
14a Folgender Abschnitt entspricht KO 73, Art.
XI, Sect. IV (Richter II, 355).

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