Diepholz
2. Instruction, was sich unsere, von Gotts gnaden Wilhelmen des jungern,
herzogen zu Braunschweig und Luneburg, rethe, kanzler und lieben, ge-
treuen, Ditrich Behr, landrost der herrschaft Hoia, und Joachim Moller,
der rechten doctor1, sampt und besonder zu Difholt gehalten sollen2.
[1571]
Sie sollen wo möglich am 16. Augusti oder je
folgenden tag zu Dieffholt einkommen und greff-
lichen witwen3 und regierung4 unser freund-
schaft und gnedigen willen vermelden und an-
zeigen, das wir aus getreuer fursorge und gne-
digen willen, so wir zu dem jungen herrn als
unsern pflegkind5 und zu der witwen und der
landschaft tragen, sie dahin verordnet, zu erkun-
den, wie die gelegenheit aldo geschaffen. Und
do sie nach gelegenheit etwas raten und schaf-
fen konnen, domit dem jungen hern und der
herschaft gedienet, des seien sie befelicht.
Sie sollen auch vermelden, das wir weitleuftig
erfaren, das sich, beide, in lehr und ceremonien,
in den kirchen nach der richtschnur der augs-
purgischen confession und unser ausgegangen und
doselbs publicirten und angeordenten kirchen-
ordnung6 durchaus nicht gemeß solle verhalten
werden, auch der pastor und superintendens des
orts7 mit todt abgangen sein solle. Wan wir
aber als der curator schuldig sein, hirin gepür-
1 Joachim Moller war Kanzler in Celle; vgl. K.
Kayser, Hamelmanns Beziehungen, 203.
2 Druckvorlage: Original aus dem Staatsarchiv
Hannover, Celle Br. Arch. Des. 73 X Nr. 2.
3 Gräfin Margarethe von Diepholz, Witwe des
Grafen Rudolf, Mutter des noch unmündigen
Grafen Friedrich.
4 Die vormundschaftliche Regierung führten in
der Grafschaft Diepholz der Kanzler Dr. Her-
mann Hüseken, der Rat Dr. Reiner vom
Sande, der den Calvinismus begünstigte (vgl.
H. Hamelmann, 790, dazu Einleitung, oben
S. 1126), und der anscheinend lutherische Con-
rad Hedemann; vgl. K. Kayser, a.a.O. 199.
5 Vgl. Einleitung, oben S. 1125 f.
6 Gemeint ist die Lüneburger KO v. 1564 (Seh-
ling VI, 1, 533 ff.).
7 Patroclus Römeling, geb. 1481 in Borgelen
b. Soest, wurde, nachdem er Lektor im Fran-
ziskanerkloster zu Osnabrück gewesen war,
1528 Pastor in Diepholz, mit der Aufgabe,
die Grafschaft zu reformieren, 1530 Super-
lichs einsehen zu haben, so haben wir di [!] notturft
zu sein erachtet, derwegen unsern superinten-
denten unsers furstenthumbs Luneburg8 sampt
noch einen gelerten, geschickten predicanten9
dohin zu verordnen mit dem befelich, sich bei
den kirchendienern ihrer lehr, handels und wan-
dels, auch wie es mit ceremonien in kirchen ge-
halten wirdet, zu erkunden.
Und so einiche unrichtigkeit derhalben be-
funden wurde, dasselbige abzuschaffen und das
einsehen zu thun, das die christliche lehr der
auspurgischen [!] confession gemeß doselbs getreu-
lich geleret, sich auch in ceremonien unser aus-
gegangen kirchenordnung durchaus gemeß ver-
halten werde, wie sie des von uns sonderlichen
weitern befelich haben mit begeren, alle pastores
furderlich zu bescheiden, do es nicht albereit
geschehen, das sie ihrer lehr und ceremonien
halber rechenschaft geben und mit unsern theo-
logen daruber weiter oommunicim und ihren
befelich anhören und sich darnach richten.
intendent der Grafschaft, † Mai 1571; vgl.
E. L. Rathlef, Nachricht; Ph. Meyer, Die
Pastoren der Landeskirchen Hannovers usw.
I. 1941, 194; dazu H. Hamelmann, 789; K. Kay-
ser, a. a.O. 198. 200; zum Todesjahr: Engelke,
Bemerkungen, 242 f.; weiteres Einleitung, oben
S. 1125. 1126.
8 Magister Georg Bonsack, geb. in Hannover,
155 ?—1571 Propst in Lüchow, 1571—1583 Ge-
neralsuperintendent in Celle, 1583—1589 Super-
intendent in Bardowick, † 1589; vgl. R. Stein-
metz, Die Generalsuperintendenten v. Lüne-
burg-Celle, ZnKG 20, 1915, 38 ff.; Ph. Meyer,
a. a.O. II. 1942, 93; I, 161. 56; dazu K. Kayser,
a. a. O. 204, nach H. Hamelmann, 790 f.
9 Hermann Cregel (so H. Hamelmann, a.a.O.,
danach K. Kayser, a. a. O- 204), geb. 1525 in
Walsrode, früher Rektor in Celle, 1559—1593
Pastor in Gilten, Superintendent der Inspek-
tion Walsrode und Generalvisitator, † 1593;
vgl. Ph. Meyer, a. a.O. I, 318.
1204
2. Instruction, was sich unsere, von Gotts gnaden Wilhelmen des jungern,
herzogen zu Braunschweig und Luneburg, rethe, kanzler und lieben, ge-
treuen, Ditrich Behr, landrost der herrschaft Hoia, und Joachim Moller,
der rechten doctor1, sampt und besonder zu Difholt gehalten sollen2.
[1571]
Sie sollen wo möglich am 16. Augusti oder je
folgenden tag zu Dieffholt einkommen und greff-
lichen witwen3 und regierung4 unser freund-
schaft und gnedigen willen vermelden und an-
zeigen, das wir aus getreuer fursorge und gne-
digen willen, so wir zu dem jungen herrn als
unsern pflegkind5 und zu der witwen und der
landschaft tragen, sie dahin verordnet, zu erkun-
den, wie die gelegenheit aldo geschaffen. Und
do sie nach gelegenheit etwas raten und schaf-
fen konnen, domit dem jungen hern und der
herschaft gedienet, des seien sie befelicht.
Sie sollen auch vermelden, das wir weitleuftig
erfaren, das sich, beide, in lehr und ceremonien,
in den kirchen nach der richtschnur der augs-
purgischen confession und unser ausgegangen und
doselbs publicirten und angeordenten kirchen-
ordnung6 durchaus nicht gemeß solle verhalten
werden, auch der pastor und superintendens des
orts7 mit todt abgangen sein solle. Wan wir
aber als der curator schuldig sein, hirin gepür-
1 Joachim Moller war Kanzler in Celle; vgl. K.
Kayser, Hamelmanns Beziehungen, 203.
2 Druckvorlage: Original aus dem Staatsarchiv
Hannover, Celle Br. Arch. Des. 73 X Nr. 2.
3 Gräfin Margarethe von Diepholz, Witwe des
Grafen Rudolf, Mutter des noch unmündigen
Grafen Friedrich.
4 Die vormundschaftliche Regierung führten in
der Grafschaft Diepholz der Kanzler Dr. Her-
mann Hüseken, der Rat Dr. Reiner vom
Sande, der den Calvinismus begünstigte (vgl.
H. Hamelmann, 790, dazu Einleitung, oben
S. 1126), und der anscheinend lutherische Con-
rad Hedemann; vgl. K. Kayser, a.a.O. 199.
5 Vgl. Einleitung, oben S. 1125 f.
6 Gemeint ist die Lüneburger KO v. 1564 (Seh-
ling VI, 1, 533 ff.).
7 Patroclus Römeling, geb. 1481 in Borgelen
b. Soest, wurde, nachdem er Lektor im Fran-
ziskanerkloster zu Osnabrück gewesen war,
1528 Pastor in Diepholz, mit der Aufgabe,
die Grafschaft zu reformieren, 1530 Super-
lichs einsehen zu haben, so haben wir di [!] notturft
zu sein erachtet, derwegen unsern superinten-
denten unsers furstenthumbs Luneburg8 sampt
noch einen gelerten, geschickten predicanten9
dohin zu verordnen mit dem befelich, sich bei
den kirchendienern ihrer lehr, handels und wan-
dels, auch wie es mit ceremonien in kirchen ge-
halten wirdet, zu erkunden.
Und so einiche unrichtigkeit derhalben be-
funden wurde, dasselbige abzuschaffen und das
einsehen zu thun, das die christliche lehr der
auspurgischen [!] confession gemeß doselbs getreu-
lich geleret, sich auch in ceremonien unser aus-
gegangen kirchenordnung durchaus gemeß ver-
halten werde, wie sie des von uns sonderlichen
weitern befelich haben mit begeren, alle pastores
furderlich zu bescheiden, do es nicht albereit
geschehen, das sie ihrer lehr und ceremonien
halber rechenschaft geben und mit unsern theo-
logen daruber weiter oommunicim und ihren
befelich anhören und sich darnach richten.
intendent der Grafschaft, † Mai 1571; vgl.
E. L. Rathlef, Nachricht; Ph. Meyer, Die
Pastoren der Landeskirchen Hannovers usw.
I. 1941, 194; dazu H. Hamelmann, 789; K. Kay-
ser, a. a.O. 198. 200; zum Todesjahr: Engelke,
Bemerkungen, 242 f.; weiteres Einleitung, oben
S. 1125. 1126.
8 Magister Georg Bonsack, geb. in Hannover,
155 ?—1571 Propst in Lüchow, 1571—1583 Ge-
neralsuperintendent in Celle, 1583—1589 Super-
intendent in Bardowick, † 1589; vgl. R. Stein-
metz, Die Generalsuperintendenten v. Lüne-
burg-Celle, ZnKG 20, 1915, 38 ff.; Ph. Meyer,
a. a.O. II. 1942, 93; I, 161. 56; dazu K. Kayser,
a. a. O. 204, nach H. Hamelmann, 790 f.
9 Hermann Cregel (so H. Hamelmann, a.a.O.,
danach K. Kayser, a. a. O- 204), geb. 1525 in
Walsrode, früher Rektor in Celle, 1559—1593
Pastor in Gilten, Superintendent der Inspek-
tion Walsrode und Generalvisitator, † 1593;
vgl. Ph. Meyer, a. a.O. I, 318.
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