Metadaten

Wolgast, Eike [Hrsg.]; Seebaß, Gottfried [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Kirchenrechtliches Institut der Evangelischen Kirche in Deutschland [Hrsg.]; Dörner, Gerald [Bearb.]; Sehling, Emil [Begr.]
Die evangelischen Kirchenordnungen des XVI. Jahrhunderts (7. Band = Niedersachsen, 2. Hälfte, 2. Halbband, 2. Teil): Grafschaft Schaumburg, Goslar, Bremen — Tübingen: Mohr Siebeck, 2016

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.30840#0085
Lizenz: Freier Zugang - alle Rechte vorbehalten
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
7. Instruktion für die Visitatoren des Stifts Obernkirchen

Wes ein jede vor antwurth hirauff gibt, die ßollen
mith fleiße verzeichnet werden. Unnd wo unßern re-
then bedeucht, das auff dieße generale artikel die
junfern ins sambt sollen gefraget werden, das wollen
wir derßelbigen ermeßigung11 heimstellen.
Auff den fall, das befunden wurde, das die junfern
alle oder ihrer etzliche12 die kirchen ordnungen
durchauß oder in etzlichen artikeln nicht gehalten
hetten odir das ßie der Augsburgißchen Confeßion
sich nicht unterworfen unnd gleichformigh gemacht
hetten, so ßollen ßie alle, ein nach der andern, von
den visitatoribus in articulis fidei fleissigh examini-
ret und zum pesten, von ihrem irthumb abzustehen,
unterwießen werden.
Welcher sich dan offentlich bekenthen, das ßie un-
ßer ordnung nach nicht leben fnoch sich dernf |29r|
durchauß gemeß verhalten kunthen oder wolten,
den soll angezeigt werden, das wir ihnen von dato
biß auf die nehist anstehende Ostern13 bedenkens
geben wollen, mith der avisation14, wo ßie gmitler
weilg unßer wahren christlichen religion lauth der
Augsburgischen Confession und unßer kirchen or-
denunge sichh nicht gleichformigh macheni unnd
verhalten wolten, so wollen wir ßie hinfortj, nach
verlauffe der Ostern, alda zu Obirnkirchen mith

e Korr. in B aus: generalia.
f-f Korr. in B aus: noch sich verhalten.
g-g Korr. in B aus: abfalen.
h Erg. über der Zeile in B.
i Gestr. in B: halten.
j Korr. in B aus: alspalt.
k-k Erg. am Rand in B.
l C: Ledebur.
m-m Erg. am Rand in B.
n Korr. in B aus: befunden.
o Gestr. in B: das.
p Gestr. in B: odir.
q Erg. über der Zeile in B.
r Erg. über der Zeile in B.

11 Ermessen, s. Adelung 1, Sp. 1920.
12 Einige.
13 22. April 1565.
14 Warnung, s. FWb 2, Sp. 1585f. (s.v. avisieren).
15 Hier: Sperrung, s. Grimm, DWb 32, Sp. 796.
16 In der Kirche des der Gottesmutter geweihten Stifts gab
es eine wundertätige Marienstatue, die das Ziel von

nichte wißen noch gedulden. Unnd so jemants dar-
über alda kpleiben unnd sich hiwider ßetzen würde,
so werden wir mith zuschlagung15 ihrer güther und
sonst unßer nothdurft nach weither gegen ßie ver-
farenk.
Nachdem auch durch das bilde Unßer lieben Frawen
viele abgötterei trieben wird16, so ßollen unßere vog-
te, Wilhelm Lebuerl unnd Engelbert Kortekampf,
daßelbigh bilde auß dem mchor oderm kloster, da es
enthaltenn wirdt, von stunt nemen unnd auff unßer
schloß Stadthagen furen17. Und da sich die junfern
oder jemants anders daran strengen18 würde, ßollen
ßie so viel hilff darzu fürdern auß unßerm vlecken
daßelbs und ßonst auß der börden19, das ßie unßern
bevelich nach gebur exequirn können.
Auch ßollo bey dem hohen altaer20, da das bilde
pflagh zu stehen und darin die ein susterp 21 sitzet
und der oblation erwartet, ganß abgebrochen und
schlicht gemacht unnd nichts dan das bloße altar
alda gelaßen werden, welches obbemelte unßere vog-
te auch zu geschehen beschaffen ßollen.
Ferner soll her Matthias vor einen prediger |29v | al-
daq gesatzt22 unnd ihme bevolen werden, das er reine
unnd lauther das wort Gotts predige undr die sacra-

Wallfahrern vor allem aus der Umgebung war, aber auch
Gläubige aus Minden, Lübbecke und anderen Städten
anzog. Aus Stadthagen ging jedes Jahr eine Prozession
nach Obernkirchen; aus Rinteln brachte man ihr Kerzen
dar. Der Überlieferung nach stammte die Marienstatue
aus dem Stift Wunstorf. Vgl. Brosius, Stift Obernkir-
chen, S. 159; Niedersächsisches Klosterbuch 3, S. 1112.
17 Seit der Reformationszeit ist die Marienfigur ver-
schwunden. Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 3,
S. 1114.
18 Dagegen angehen, s. Grimm, DWb 19, Sp. 1460.
19 Gerichtsbezirk, Landschaft, s. DRW 2, Sp. 408; Schil-
ler-Lübben 1, S. 390f.
20 Die Stiftskirche besaß fünf Altäre. Der Hochaltar war
der Gottesmutter geweiht (daneben Petrus und Augu-
stinus). Vgl. Niedersächsisches Klosterbuch 3, Sp. 1113f.
21 Schwester.
22 Matthias Wesche (Wäsche) war anscheinend bereits
1558 in Obernkirchen tätig. Er versah das Pfarramt
dann bis zu seinem Tod im März 1583. Vgl. Pastoren der
Landeskirchen 2, S. 216.

65
 
Annotationen
© Heidelberger Akademie der Wissenschaften