Goslar
bildeten das Fundament der Goslarer Wirtschaft37. Der Dachschieferabbau und das Brauwesen spielten
demgegenüber eine eher untergeordnete Rolle38. Entsprechend abhängig war Goslar aber auch von der
Entwicklung des Bergwesens. Der Bergbau hatte zunächst in königlicher Hand gelegen. 1235 verlieh der
Staufer Friedrich II. den Bergzehnten, die Berghoheit und das Berggericht am Rammelsberg an Herzog
Otto von Braunschweig-Lüneburg. Von den Welfen gelangten die Rechte Ende des 13. Jh. mit dem Vor-
behalt der Auslösung an die Herren von Gowische; von dieser in Goslar tätigen Bergherrenfamilie erwarb
das Sechsmännerkollegium im Jahr 1356 im Auftrag des Rates die Rechte39. In der zweiten Hälfte des
14. Jh. vermochte der Rat sich Anteile an einer großen Anzahl von Gruben zu sichern. Darüber hinaus
erwarb er von den Herzögen von Braunschweig umfangreichen Forstbesitz, um über das in großen Mengen
im Bergbau benötigte Holz verfügen zu können. In der zweiten Hälfte des 15. und zu Beginn des 16. Jh.
erlebte der Bergbau in Goslar seine größte Ausdehnung40. Die Phase der Blüte endete mit dem Sieg Herzog
Heinrichs d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel in der Hildesheimer Stiftsfehde. Durch den Riechenberger
Vertrag vom 13. Juni 1552, in welchem der Herzog alle mit dem Bergbau verbundenen Rechte an sich zog,
verlor Goslar dann die Territorialhoheit über das Rammelsberger Montanrevier41.
Das zur Stadt gehörige Territorium war sehr klein und darüber hinaus noch von rechtlichen Einspreng-
seln der Herzöge von Braunschweig durchsetzt, von deren Gebiet Goslar fast völlig umgeben war42. Zum
Schutz gegen die Herzöge von Braunschweig schloß sich Goslar dem sächsischen Städtebund an, dessen
Führung in den Händen von Braunschweig und Magdeburg lag43. Im Vergleich dazu von eher nachrangiger
Bedeutung war die Mitgliedschaft der Stadt in der Hanse. Wirtschaftlich zog Goslar aus der Verbindung
zur Hanse wenig Nutzen, und in den regionalen Konflikten bot diese für die Stadt keine Hilfe44. In den
Dokumenten der Hanse erscheint Goslar erstmals 1266/67 im Zusammenhang mit dem Boykott der Hanse
gegen Gent45. Drei Jahrhunderte später, 1566, beendete Goslar seine Zugehörigkeit zur Hanse, nachdem die
Stadt schon einige Jahre zuvor ihre Zahlungen an dieselbe eingestellt hatte46. In der zweiten Hälfte des
16. Jh. nahm der Druck der Herzöge von Braunschweig immer mehr zu. 1582 unterbreitete Herzog Julius
dem Goslarer Rat sogar den Vorschlag, die Selbständigkeit aufzugeben und sich zur braunschweigischen
Landstadt zu erklären47.
B. Die Goslarer Pfarreien, Stifte und Klöster
Die Stadt Goslar gehörte zum Bistum Hildesheim48. Bei Beginn der Reformation zählte Goslar fünf Pfar-
reien: die Marktpfarrei, die Pfarrei St. Jakobi, die Frankenberger Pfarrei, die Pfarrei St. Stephani und die
37 Vgl. Geschichte Niedersachsens II,1, S. 1133-1146. Der
Bergbaubetrieb in Goslar war im Mittelalter der größte in
Norddeutschland.
38 Zur Bierproduktion s. Brinkmann, Brauwesen, passim;
zum Dachschieferabbau s. Volker Wrede, „Bald reich,
bald arm, bald gar nichts“. Der Schieferbergbau im Harz,
Clausthal-Zellerfeld 1998.
39 Vgl. HRG2 2, Sp. 467.
40 Vgl. Graf, Goslar im Mittelalter, S. 91f.
41 Der Vertrag ist abgedruckt in: Der Riechenberger Ver-
trag, hrsg. vom Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar,
Goslar 2004 (= Rammelsberger Forum 3). Zur Deutung
der Folgen dieses Vertrags auf die Stadt in der Goslarer
Geschichtsschreibung vgl. Kelichhaus, Goslar in der
Zeit, S. 27f. („das in der lokalen Historiographie zum ver-
festigten Trauma, ja zum Wendepunkt der Stadtge-
schichte überhaupt wurde. [...] Für die lokale Geschichts-
schreibung wurde so das Jahr 1552 bald zum Schicksals-
jahr, das Blüte und Wohlstand der Reichsstadt im Spät-
mittelalter von Verfall und Armut in der Frühneuzeit
schied.“).
42 Vgl. die beiden Karten in Kelichhaus, Goslar um 1600,
S. 19 und 22.
43 Vgl. Matthias Puhle, Der sächsische Städtebund und
die Hanse im späten Mittelalter, in HGB 104 (1986),
S. 21-34.
44 Vgl. Engel, Goslar und die Hanse, S. 227f. („so stellte
Goslar für die Hanse und die Hanse für Goslar nur eine
Marginalie dar“).
45 Ebd., S. 218.
46 Ebd., S. 227.
47 Vgl. Kelichhaus, Goslar um 1600, S. 23.
48 Vgl. Gatz, Bistümer, S. 258-266 sowie Atlas zur Kirche
in Geschichte und Gegenwart, S. 85 (Karte zum Bistum
und Hochstift Hildesheim um 1500).
178
bildeten das Fundament der Goslarer Wirtschaft37. Der Dachschieferabbau und das Brauwesen spielten
demgegenüber eine eher untergeordnete Rolle38. Entsprechend abhängig war Goslar aber auch von der
Entwicklung des Bergwesens. Der Bergbau hatte zunächst in königlicher Hand gelegen. 1235 verlieh der
Staufer Friedrich II. den Bergzehnten, die Berghoheit und das Berggericht am Rammelsberg an Herzog
Otto von Braunschweig-Lüneburg. Von den Welfen gelangten die Rechte Ende des 13. Jh. mit dem Vor-
behalt der Auslösung an die Herren von Gowische; von dieser in Goslar tätigen Bergherrenfamilie erwarb
das Sechsmännerkollegium im Jahr 1356 im Auftrag des Rates die Rechte39. In der zweiten Hälfte des
14. Jh. vermochte der Rat sich Anteile an einer großen Anzahl von Gruben zu sichern. Darüber hinaus
erwarb er von den Herzögen von Braunschweig umfangreichen Forstbesitz, um über das in großen Mengen
im Bergbau benötigte Holz verfügen zu können. In der zweiten Hälfte des 15. und zu Beginn des 16. Jh.
erlebte der Bergbau in Goslar seine größte Ausdehnung40. Die Phase der Blüte endete mit dem Sieg Herzog
Heinrichs d. J. von Braunschweig-Wolfenbüttel in der Hildesheimer Stiftsfehde. Durch den Riechenberger
Vertrag vom 13. Juni 1552, in welchem der Herzog alle mit dem Bergbau verbundenen Rechte an sich zog,
verlor Goslar dann die Territorialhoheit über das Rammelsberger Montanrevier41.
Das zur Stadt gehörige Territorium war sehr klein und darüber hinaus noch von rechtlichen Einspreng-
seln der Herzöge von Braunschweig durchsetzt, von deren Gebiet Goslar fast völlig umgeben war42. Zum
Schutz gegen die Herzöge von Braunschweig schloß sich Goslar dem sächsischen Städtebund an, dessen
Führung in den Händen von Braunschweig und Magdeburg lag43. Im Vergleich dazu von eher nachrangiger
Bedeutung war die Mitgliedschaft der Stadt in der Hanse. Wirtschaftlich zog Goslar aus der Verbindung
zur Hanse wenig Nutzen, und in den regionalen Konflikten bot diese für die Stadt keine Hilfe44. In den
Dokumenten der Hanse erscheint Goslar erstmals 1266/67 im Zusammenhang mit dem Boykott der Hanse
gegen Gent45. Drei Jahrhunderte später, 1566, beendete Goslar seine Zugehörigkeit zur Hanse, nachdem die
Stadt schon einige Jahre zuvor ihre Zahlungen an dieselbe eingestellt hatte46. In der zweiten Hälfte des
16. Jh. nahm der Druck der Herzöge von Braunschweig immer mehr zu. 1582 unterbreitete Herzog Julius
dem Goslarer Rat sogar den Vorschlag, die Selbständigkeit aufzugeben und sich zur braunschweigischen
Landstadt zu erklären47.
B. Die Goslarer Pfarreien, Stifte und Klöster
Die Stadt Goslar gehörte zum Bistum Hildesheim48. Bei Beginn der Reformation zählte Goslar fünf Pfar-
reien: die Marktpfarrei, die Pfarrei St. Jakobi, die Frankenberger Pfarrei, die Pfarrei St. Stephani und die
37 Vgl. Geschichte Niedersachsens II,1, S. 1133-1146. Der
Bergbaubetrieb in Goslar war im Mittelalter der größte in
Norddeutschland.
38 Zur Bierproduktion s. Brinkmann, Brauwesen, passim;
zum Dachschieferabbau s. Volker Wrede, „Bald reich,
bald arm, bald gar nichts“. Der Schieferbergbau im Harz,
Clausthal-Zellerfeld 1998.
39 Vgl. HRG2 2, Sp. 467.
40 Vgl. Graf, Goslar im Mittelalter, S. 91f.
41 Der Vertrag ist abgedruckt in: Der Riechenberger Ver-
trag, hrsg. vom Rammelsberger Bergbaumuseum Goslar,
Goslar 2004 (= Rammelsberger Forum 3). Zur Deutung
der Folgen dieses Vertrags auf die Stadt in der Goslarer
Geschichtsschreibung vgl. Kelichhaus, Goslar in der
Zeit, S. 27f. („das in der lokalen Historiographie zum ver-
festigten Trauma, ja zum Wendepunkt der Stadtge-
schichte überhaupt wurde. [...] Für die lokale Geschichts-
schreibung wurde so das Jahr 1552 bald zum Schicksals-
jahr, das Blüte und Wohlstand der Reichsstadt im Spät-
mittelalter von Verfall und Armut in der Frühneuzeit
schied.“).
42 Vgl. die beiden Karten in Kelichhaus, Goslar um 1600,
S. 19 und 22.
43 Vgl. Matthias Puhle, Der sächsische Städtebund und
die Hanse im späten Mittelalter, in HGB 104 (1986),
S. 21-34.
44 Vgl. Engel, Goslar und die Hanse, S. 227f. („so stellte
Goslar für die Hanse und die Hanse für Goslar nur eine
Marginalie dar“).
45 Ebd., S. 218.
46 Ebd., S. 227.
47 Vgl. Kelichhaus, Goslar um 1600, S. 23.
48 Vgl. Gatz, Bistümer, S. 258-266 sowie Atlas zur Kirche
in Geschichte und Gegenwart, S. 85 (Karte zum Bistum
und Hochstift Hildesheim um 1500).
178