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Telekleides

den ξυνετώτεροι dargestellt (vgl. Plat. Phdr. 242c τα γράμματα φαύλοι und
adverbial Leg. 876d φαυλοτέρως πεπαιδευμένοι sowie Xen. Oec. 13,4 φαύλως
παιδεύειν τινά). Besonders aufschlußreich für Telekleides’ Stelle ist Eur. Hipp.
986-9, wo Hippolytos gegen die Massenrhetorik polemisiert: er sei zwar nicht
versiert (άκομψος), vor der Menge eine Rede zu halten, vor Gleichaltrigen und
wenigen Leuten jedoch geschickter (σοφότερος), denn diejenigen, die bei
den Geschickten zwar als gering geachtet gälten (οι γάρ έν σοφοϊς / φαύλοι),
träten hinwieder vor der Menge als in höherem Grade inspirierte Redner auf
(παρ’ όχλω μουσικώτεροι λέγειν).96
2 φαυλίων μήλων Das Adj. φαύλιος (ein Derivat von φαύλος ,gemein,
billig, dürftig, geringwertig, einfach“) wird nur bei Telekleides’ Zitatträger mit
μήλα kombiniert. Die Übersetzung von φαύλος mit ,faul“ rechtfertigt sich
nicht nur durch die treue Wiedergabe des Wortspiels (φαυλότεροι / φαυλίων),
sondern auch als Synonym von ,minderwertig“ - und im allgemeinen Sinne,
als für Früchte geeignet (wenn auch eher in der Bedeutung ,verdorben“). Es
erscheint sonst zumeist als φαυλία (auch substantiviert), näherhin bezogen
auf eine billige Art fleischiger Oliven mit kleinem Kern, die eher für die
Herstellung von Parfüm als für die Küche geeignet waren und ein wenig
fettes, sehr leichtes öl ergaben (vgl. Thphr. Caus. plant. VI 8,3. 5, De od. 15
E.-W., mit Eigier-Wöhrle 1993, 94, wahrscheinlich auch Hist, plant. II 2,12;
Definitionen bieten Poll. VI45 und Plin. Nat. hist. XV 15 phauliae [d.h. olivae]
grandissimae, alioqui minimo suco). μήλον steht für Apfel bzw. Quitte (mit
verschiedenen Attributen auch für anderes Kernobst). Hier dürfte es sich
weniger um die Frucht der Quitte (Cydonia oblonga Mill) handeln, bei der
besonders die kleinfrüchtigen Sorten wohlduftend und wertvoll waren: der
Kontext suggeriert zweifelsohne eine Geringwertigkeit (wie bei den Oliven),
welche eher zu gemeinen Äpfeln paßt und überdies in den phauliai (Subst.)
von Luc. Lexiph. 5 wieder aufgenommen zu sein scheint.97

96 Usher 1999, 22 interpretiert diese Aussage als eine Variante des forensischen Topos
der „inexperience and/or ineptitude as a Speaker“; so auch Barrett 1964, 348: „but
when Hipp, uses it to express his contempt for his audience and to plume himself
on the high intellectual Standards of his own cöterie, this peculiar priggishness can
have only the opposite effect“; vgl. Lloyd 1992,48; vgl. ebenfalls Eur. Phoen. 496 (mit
Mastronarde 1994, z.St.: „the clever people and the ordinary laymen“) und Ion. 834.
97 Hier werden nicht genauer zu bestimmende Früchte noch im Gymnasien verzehrt,
und zwar unmittelbar vor einem Symposion, dessen Vokabular größtenteils der
Komödie entnommen sein wird (vgl. Weissenberger 1996, 206: „an sich ist φαύλιος
aber gleichbedeutend mit φαύλος“, während φαυλίαι als „die Schlechten, die
Groben“ für „eine nicht eben appetitliche Bezeichnung für denjenigen, der die
entlegene Bedeutung nicht kennt“ stehen).
 
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