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Telekleides
als gut verlaufende Götteropfer bzw. -riten zu verstehen:* * * * * * * * * 104 Diopeithes her-
beizuholen, heißt also, den größten Fanatiker unter den religiösen Experten
der Zeit in kultischen Angelegenheiten zur Beratung zu rufen, wobei der
Hinweis auf die Tympana den Rausch diverser orgiastischer Riten evoziert
(Bergk 1838, 170: „furibundum vero comici propterea videntur vocare, quo-
niam sacro quodam furore se percitum esse simulabat, quo pertinet maxime
Phrynichi locus“). Zwei Manteis werden in Eup. fr. 225 [PoZeis] (ώς ούν τίν’
έλθω δήτά σοι των μάντεων; / πότερος άμείνων, Άμφοτέρος ή Στιλβίδης;)
verspottet, wobei Amphoteres ein sprechender Name ist (,der Zweideutige“);
Stilbides ist in Ar. Pac. 1031 belegt (vgl. Sommerstein 1996, 348). Gegen den
Demagogen Dieitrephes ist Plat. fr. 30 [Heortai] (τον μαινόμενον, τον Κρήτα,
τον μόλις Αττικόν) gerichtet (vgl. Pirrotta 2009, z.St.).
Die besonders produktive Verwendung des Präfixes ύπο- in der medizi-
nischen Fachsprache sowie die Existenz eines entsprechenden Verbs (ύπο-
μαίνεσθαι) im Corpus Hippocraticum und einer gleicherweise suffigierten
Form wie ύποτρομώδης (,etwas zitternd“, Hipp. Epid. IV 1,45), legen nahe,
daß ύπομαν ιώδης eine medizinische (pathologische?) Nuance anhaftete, wel-
che durchaus vom athenischen Publikum mitgehört werden konnte. Nicht
auszuschließen ist ferner, daß das Präfix ύπο- den Hintergedanken einer nur
vorgetäuschten Berauschung suggerierte.
Für das Verständnis von ύπομανιώδης sowie die Erörterung der Wahr-
scheinlichkeit, daß es Telekleides’ Wortlaut reflektiert, müssen folgende Elem-
ente berücksichtigt werden: 1) sein Verhältnis zum Verb ύπομαίνεσθαι, 2) die
Funktion des Präfixes ύπο-, 3) die Bedeutung von μανιώδης, 4) die Funktion
des Suffixes -ώδης.
Das Verb ύπομαίνεσθαι ,etwas verrückt sein“ begegnet außerhalb der
medizinischen Literatur (Hipp. Vict. I 35) auch in der Neuen Komödie (Men.
römischen Tradition und es gibt keinen Grund, darin einen griechischen Einfluß zu
erkennen, 3) die umgekehrte Reihenfolge salva res est (bzw. omnia secunda), saltat
senex ist nicht willkürlich, sondern sie entspricht einer logisch-chronologischen
Sequenz, nachdem ein alter Mann mit seinem Tanz dafür gesorgt hatte, daß in Rom
die Sakralität der Riten nicht abgebrochen bzw. verletzt wurde (vgl. Wille 1967,
498: „Wenn etwas gut abging, sagte man in Rom: „Die Sache klappt, der Alte tanzt“,
und die aitiologischen Erklärungen dieses Sprichworts knüpften an das Verbot der
Unterbrechung sakraler Handlungen an“, mit den entsprechenden Quellen in A. 18;
die Geschichte bei Serv. in Verg. Aen. III279; vgl. Fest. p. 436 und Bernstein 1998,183-4).
104 Die Parallelen hierfür sind Ar. Pac. 868 (ή παϊς λέλουται καί τά τής πυγής καλά),
wo die kultische Formel obszön parodiert wurde, Eur. IT 467-8 (τά τής θεού μέν
πρώτον ώς καλώς έχη / φροντιστέον μοι), wo Iphigenie von den Artemis-Riten
spricht, und Men. fr. 225,5 [Methe] (τά τής θεού γάρ πανταχώς έχειν καλώς).
Telekleides
als gut verlaufende Götteropfer bzw. -riten zu verstehen:* * * * * * * * * 104 Diopeithes her-
beizuholen, heißt also, den größten Fanatiker unter den religiösen Experten
der Zeit in kultischen Angelegenheiten zur Beratung zu rufen, wobei der
Hinweis auf die Tympana den Rausch diverser orgiastischer Riten evoziert
(Bergk 1838, 170: „furibundum vero comici propterea videntur vocare, quo-
niam sacro quodam furore se percitum esse simulabat, quo pertinet maxime
Phrynichi locus“). Zwei Manteis werden in Eup. fr. 225 [PoZeis] (ώς ούν τίν’
έλθω δήτά σοι των μάντεων; / πότερος άμείνων, Άμφοτέρος ή Στιλβίδης;)
verspottet, wobei Amphoteres ein sprechender Name ist (,der Zweideutige“);
Stilbides ist in Ar. Pac. 1031 belegt (vgl. Sommerstein 1996, 348). Gegen den
Demagogen Dieitrephes ist Plat. fr. 30 [Heortai] (τον μαινόμενον, τον Κρήτα,
τον μόλις Αττικόν) gerichtet (vgl. Pirrotta 2009, z.St.).
Die besonders produktive Verwendung des Präfixes ύπο- in der medizi-
nischen Fachsprache sowie die Existenz eines entsprechenden Verbs (ύπο-
μαίνεσθαι) im Corpus Hippocraticum und einer gleicherweise suffigierten
Form wie ύποτρομώδης (,etwas zitternd“, Hipp. Epid. IV 1,45), legen nahe,
daß ύπομαν ιώδης eine medizinische (pathologische?) Nuance anhaftete, wel-
che durchaus vom athenischen Publikum mitgehört werden konnte. Nicht
auszuschließen ist ferner, daß das Präfix ύπο- den Hintergedanken einer nur
vorgetäuschten Berauschung suggerierte.
Für das Verständnis von ύπομανιώδης sowie die Erörterung der Wahr-
scheinlichkeit, daß es Telekleides’ Wortlaut reflektiert, müssen folgende Elem-
ente berücksichtigt werden: 1) sein Verhältnis zum Verb ύπομαίνεσθαι, 2) die
Funktion des Präfixes ύπο-, 3) die Bedeutung von μανιώδης, 4) die Funktion
des Suffixes -ώδης.
Das Verb ύπομαίνεσθαι ,etwas verrückt sein“ begegnet außerhalb der
medizinischen Literatur (Hipp. Vict. I 35) auch in der Neuen Komödie (Men.
römischen Tradition und es gibt keinen Grund, darin einen griechischen Einfluß zu
erkennen, 3) die umgekehrte Reihenfolge salva res est (bzw. omnia secunda), saltat
senex ist nicht willkürlich, sondern sie entspricht einer logisch-chronologischen
Sequenz, nachdem ein alter Mann mit seinem Tanz dafür gesorgt hatte, daß in Rom
die Sakralität der Riten nicht abgebrochen bzw. verletzt wurde (vgl. Wille 1967,
498: „Wenn etwas gut abging, sagte man in Rom: „Die Sache klappt, der Alte tanzt“,
und die aitiologischen Erklärungen dieses Sprichworts knüpften an das Verbot der
Unterbrechung sakraler Handlungen an“, mit den entsprechenden Quellen in A. 18;
die Geschichte bei Serv. in Verg. Aen. III279; vgl. Fest. p. 436 und Bernstein 1998,183-4).
104 Die Parallelen hierfür sind Ar. Pac. 868 (ή παϊς λέλουται καί τά τής πυγής καλά),
wo die kultische Formel obszön parodiert wurde, Eur. IT 467-8 (τά τής θεού μέν
πρώτον ώς καλώς έχη / φροντιστέον μοι), wo Iphigenie von den Artemis-Riten
spricht, und Men. fr. 225,5 [Methe] (τά τής θεού γάρ πανταχώς έχειν καλώς).