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Telekleides

emendieren), wo der Wursthändler spricht (von Plutarch irrtümlich als Kleon
identifiziert, der in den Rittern von Paphlagon verkörpert wird); Phryn. fr. 62
(ήν γάρ πολίτης αγαθός, ώς εύ οίδ’ έγώ, / κούχ ύποταγείς έβάδιζεν, ώσπερ
Νικίας ,denn er war ein guter Bürger, wie ich selbst sah, / und lief nicht nie-
dergebeugt, wie Nikias’), womit ebenfalls Nikias’ Kleinmut und seine Furcht
vor den Demagogen gebrandmarkt wird. Daß diese Angst vor dem Volk bzw.
den Sykophanten nur auf Nikias’ Darstellung im Zusammenhang mit der
Sizilischen Expedition in Thuc. VII 14,4. 15. 48,3-4 zurückzuführen sei, von
der auch Plutarchs Porträtierung abhänge, während in den Komikerzitaten
keine Spur davon zu erkennen sei (so Geske 2005, 10 A. 9), bedarf einer Be-
richtigung. Mag dies auch für Eupolis’ Marikas gelten (421 v.Chr.), läßt sich
Telekleides’ Fragment chronologisch mit der Sizilischen Expedition und somit
mit Thukydides’ Darstellung durchaus in Einklang bringen. Zu dieser Zeit
soll Nikias einer ξενίας γραφή entgangen sein (vgl. Kock 1219 und Pickard-
Cambridge 1900, 179).
Textgestalt Die korrekte Form Χαρικλέης wurde von Reisig 1816, 63 für
-ής hergestellt (vgl. Kassel-Austin, zu Plat. fr. 143,1 [Sophistai])·, die tradierte
Negation ούκ wurde gegen ούν (Anon., vulg.) von Kassel in Kassel-Austin
z.St. durch den Zusatz eines Fragezeichens in v. 2 verteidigt (hier liest Wila-
mowitz 1870, 55 A. 46 μίαν ,eine‘, bezogen auf die ,Mine‘). Für τοϋτ’ εδωκε
der Hss. in v. 4, das aufgrund des εδωκε von v. 2 verdächtig erschien, ergibt
die Emendation in τοϋτ’ εδρασε von Cobet 1856, 103 (mit Verweis auf Plat.
Theaet. 166c ής δε δή καί κυνοκεφάλους λέγων ού μόνον αυτός ύηνεΐς, άλλα
καί τούς ακούοντας τούτο δράν είς τα συγγράμματά μου άναπείθεις) keinen
besseren Text (vgl. Naber 1880, 34: „sed nonne vides periisse loci aculeum?
Si Nicias έσωφρόνησε, quum quatuor minas daret sycophantae et si poeta
novit cur Nicias eam pecuniam dederit, cur amicitia fecit ut causam proloqui
nollet?“); höchst unwahrscheinlich ist schließlich ,,,τούτο y‘, ώνδρες,“ (so der
Versuch von Kaibel in Kassel-Austin z.St., wo dazu bemerkt wird: „minus
probabiliter“). Die Emphase auf das dreifach wiederholte Verb εδωκε (vv. 1.
3. 4) wird aber durch die Position direkt vor der Mitteldihärese unterstrichen.
Interpretation Zwei zeitgenössische Politiker (Charikles und Nikias) figu-
rieren hier als kömödoumenoi, doch ist der Mann, von dem die Rede ist, ein
namenloser Sykophant, der beiden gleicherweise Geld abnimmt, indem
er sie mit ihren ,Geheimnissen“ erpreßt (zu den Kriterien, mit denen sich
Sykophanten ihre Opfer aussuchten, vgl. Carter 1986, 106: „it may be that
in a majority of cases the sycophant preferred his victim to be a harmless
apragmön private Citizen who would pay rather than be dragged into the
harsh light of a lawcourt“). Charikles soll ihm um den Preis einer Mine die
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