17.-19. März 2003 | 111
tungsverantwortung erwachse, so warnte Biedenkopf sie zugleich ausdrücklich
davor, sich selbst in die bestehenden Machtstrukturen einbinden zu lassen: „Ich bitte
die Akademien deshalb eindringlich, sich Gedanken über einen Kodex zu machen,
wie die Kompetenzen und Verantwortungen innerhalb dieses Verhältnisses für die
Zukunft klar geregelt werden können.“
Damit zeigte sich bereits kurz nach der Eröffnung der Konferenz, wie schwie-
rig es sein wird, den Bogen zwischen dem defizitären Ist-Zustand der deutschen
Politikberatung und einem erhofften Maximalergebnis zu schlagen. Während zu
Putlitz die Konferenz als erstes Diskurs-Forum einer grundsätzlichen Erörterung der
Gesamtproblematik betrachtete, bat Biedenkopf die anwesenden Wissenschaftler
darum, innerhalb der nächsten drei Tage fertig ausgearbeitete Vorschläge zu präsen-
tieren. Zwar räumte Biedenkopf ein, daß er damit eher einen Anstoß und em Signal
geben wolle, als tatsächlich die Forderung nach einem festen und gültigen Kodex zu
erheben, doch solle es erklärtes Ziel dieser Veranstaltung sein, genau in dieser Rich-
tung einen entschiedenen Vorstoß zu unternehmen. Em Kodex, welcher die Grun-
dregeln einer deutschen Politikberatung fixiere, müsse gefunden werden, so Bieden-
kopf. Die innerhalb dieses ersten Treffens der Akademien gewonnenen Erkenntnisse
sollten unmittelbar in Folgeveranstaltungen einfließen und greifbare und verbindli-
che Ergebnisse zeitigen.
Auf der folgenden Diskussionsveranstaltung „Möglichkeiten und Grenzen
naturwissenschaftlicher Politikberatung“ wies Klaus Pinkau in seinem Vortrag darauf
hin, daß sich die Akademien bewußt in die Pflicht nehmen lassen müßten. Als
Repräsentanten der Wissenschaft sei es ihre Aufgabe, ihren Beitrag zum Gelingen des
demokratischen Gemeinwesens beizutragen. Allein schon durch die Gestaltähnlich-
keit von Wissenschaft und Demokratie sei dieser Schritt notwendig. Wie die Wis-
senschaft die Demokratie benötige, um die Freiheit des Forschens zu erhalten, so
benötige die Demokratie die Wissenschaft, da sie als modernes Gemeinwesen in
vielen Bereichen (wie Ernährung, Wirtschaft, Gesundheit oder Ressourcenverwen-
dung) wissenschaftsabhängig sei. Doch stehe dabei nicht der einzelne Berater im
Vordergrund, sondern es sei ausdrücklich das System Wissenschaft in seiner Gesamt-
heit gefordert: „Die Akademien der Wissenschaften sind dazu berufen, den sozialen
Prozeß zur Gewinnung von interdisziplinärem Wissen in Arbeitsgruppen zum
Zweck der Politikberatung zu organisieren, denn sie verstehen sich als Repräsentan-
ten der Wissenschaften, und sie erheben den Anspruch, die besten Wissenschaftler der
verschiedenen Disziplinen zu ihren Mitgliedern zu zählen.“
Zur Halbzeit der Konferenz schien der rechte Zeitpunkt gekommen, um über
erste Ergebnisse zu reflektieren. So trafen sich Referenten und Organisatoren mit
Vertretern der Presse und tauschten sich über den Stand des Diskurses aus. Wie zu
erwarten war, standen vor allem grundsätzliche Fragen über Anspruch und potenti-
elle Gestaltungsformen des Beratungswesens im Vordergrund der jeweiligen
Gespräche. Doch gerade diesen hochtheoretischen Komplex bündig zu fassen, blieb
alles andere als einfach. Dies rührte nicht zuletzt von der vielfältigen Gemengelage
der Interessen bei diesem heiklen Thema her, welches die Schnittstelle zwischen
Macht und Wissenschaft zentral berührt.
tungsverantwortung erwachse, so warnte Biedenkopf sie zugleich ausdrücklich
davor, sich selbst in die bestehenden Machtstrukturen einbinden zu lassen: „Ich bitte
die Akademien deshalb eindringlich, sich Gedanken über einen Kodex zu machen,
wie die Kompetenzen und Verantwortungen innerhalb dieses Verhältnisses für die
Zukunft klar geregelt werden können.“
Damit zeigte sich bereits kurz nach der Eröffnung der Konferenz, wie schwie-
rig es sein wird, den Bogen zwischen dem defizitären Ist-Zustand der deutschen
Politikberatung und einem erhofften Maximalergebnis zu schlagen. Während zu
Putlitz die Konferenz als erstes Diskurs-Forum einer grundsätzlichen Erörterung der
Gesamtproblematik betrachtete, bat Biedenkopf die anwesenden Wissenschaftler
darum, innerhalb der nächsten drei Tage fertig ausgearbeitete Vorschläge zu präsen-
tieren. Zwar räumte Biedenkopf ein, daß er damit eher einen Anstoß und em Signal
geben wolle, als tatsächlich die Forderung nach einem festen und gültigen Kodex zu
erheben, doch solle es erklärtes Ziel dieser Veranstaltung sein, genau in dieser Rich-
tung einen entschiedenen Vorstoß zu unternehmen. Em Kodex, welcher die Grun-
dregeln einer deutschen Politikberatung fixiere, müsse gefunden werden, so Bieden-
kopf. Die innerhalb dieses ersten Treffens der Akademien gewonnenen Erkenntnisse
sollten unmittelbar in Folgeveranstaltungen einfließen und greifbare und verbindli-
che Ergebnisse zeitigen.
Auf der folgenden Diskussionsveranstaltung „Möglichkeiten und Grenzen
naturwissenschaftlicher Politikberatung“ wies Klaus Pinkau in seinem Vortrag darauf
hin, daß sich die Akademien bewußt in die Pflicht nehmen lassen müßten. Als
Repräsentanten der Wissenschaft sei es ihre Aufgabe, ihren Beitrag zum Gelingen des
demokratischen Gemeinwesens beizutragen. Allein schon durch die Gestaltähnlich-
keit von Wissenschaft und Demokratie sei dieser Schritt notwendig. Wie die Wis-
senschaft die Demokratie benötige, um die Freiheit des Forschens zu erhalten, so
benötige die Demokratie die Wissenschaft, da sie als modernes Gemeinwesen in
vielen Bereichen (wie Ernährung, Wirtschaft, Gesundheit oder Ressourcenverwen-
dung) wissenschaftsabhängig sei. Doch stehe dabei nicht der einzelne Berater im
Vordergrund, sondern es sei ausdrücklich das System Wissenschaft in seiner Gesamt-
heit gefordert: „Die Akademien der Wissenschaften sind dazu berufen, den sozialen
Prozeß zur Gewinnung von interdisziplinärem Wissen in Arbeitsgruppen zum
Zweck der Politikberatung zu organisieren, denn sie verstehen sich als Repräsentan-
ten der Wissenschaften, und sie erheben den Anspruch, die besten Wissenschaftler der
verschiedenen Disziplinen zu ihren Mitgliedern zu zählen.“
Zur Halbzeit der Konferenz schien der rechte Zeitpunkt gekommen, um über
erste Ergebnisse zu reflektieren. So trafen sich Referenten und Organisatoren mit
Vertretern der Presse und tauschten sich über den Stand des Diskurses aus. Wie zu
erwarten war, standen vor allem grundsätzliche Fragen über Anspruch und potenti-
elle Gestaltungsformen des Beratungswesens im Vordergrund der jeweiligen
Gespräche. Doch gerade diesen hochtheoretischen Komplex bündig zu fassen, blieb
alles andere als einfach. Dies rührte nicht zuletzt von der vielfältigen Gemengelage
der Interessen bei diesem heiklen Thema her, welches die Schnittstelle zwischen
Macht und Wissenschaft zentral berührt.