Hartmut Esser | 153
nen wirklichen Grund gebe, die Idee einer „Einheit der Gesellschaftswissenschaften“
und eine Zusammenführung etwa der Ökonomie, der (Sozial-)Psychologie, der
Geschichtswissenschaften und der Soziologie für unmöglich zu halten,jedenfalls, was
die grundlegende Methodologie angeht.
Der hier wichtige Rest ist relativ rasch erzählt. Ich machte 1970 Examen als
Diplom-Volkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung, und zwar, das darf in diesem
Zusammenhang vielleicht auch erwähnt werden, mit der besten Gesamtnote unter
etwa 350 anderen Absolventen, wohlgemerkt mit der Soziologie als einem von sechs
ansonsten wirtschaftswissenschaftlichen Fächern. 1974 promovierte ich als Assistent
von Rene König (mit Renate Mayntz als Koreferentin) mit summa cum laude über
das Thema „Soziale Regelmäßigkeiten des Befragtenverhaltens“ und ging dann als
Akademischer Rat an die Abteilung für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an
die Universität Bochum, was damals zwöf SWS Lehre bedeutete, em Wert, von dem
wir heute alle nicht mehr weit entfernt sind. Eher durch Zufall erhielt ich kurz dar-
auf den Zuschlag für ein umfangreiches Forschungsprojekt über die Integration von
Migranten und ethnischen Gruppen, was ich deshalb erwähne, weil es für eine län-
gere Zeit meine Interessen und inhaltlichen Arbeiten bestimmte, und der für die Ver-
hältnisse höchst ungewöhnliche Umfang des Projektetats von ca. 1.5 Mio. DM
erzeugte damals eine Reihe von Statusinkonsistenzen bei anderen, mit denen ich
jedenfalls so nicht gerechnet hatte. Es sollte nicht das letzte Mal sein. 1978 erhielt ich
den Ruf auf eine (C3-) Professur für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an die
Universität Duisburg, die damals noch recht selbstbewusst den Zusatz „Gesamt-
hochschule“ führte. In einer nicht unberechtigtenVorahnung habe ich dann noch,
wenngleich mit einiger Mühe, an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Bochum
durchgesetzt, dass mein angelaufenes Habilitationsverfahren auch nach der Ernen-
nung zum Professor zu Ende geführt würde, was viele, zuallererst die nicht habili-
tierten Professoren der Fakultät, nicht verstanden, weil sie meinten, dass das doch
jetzt nicht mehr nötig wäre. Die Habilitationsschrift entstand aus dem erwähnten
großen Forschungsprojekt und manches, was heute entdeckt und diskutiert wird,
wie die Gefahr ethnischer Spaltungen, stand damals bereits dann. Von Duisburg aus
nahm ich 1982 den Ruf auf eine C4-Professur, wieder für Sozialwissenschaftliche
Methodenlehre, in Essen an, ging dann aber bald schon, nämlich 1984, als Geschäfts-
führender Direktor zum Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA)
nach Mannheim, und zwar im wesentlichen aus einem Anfall von Langeweile und
dem Bedürfnis nach einem etwas mehr praktischen Tun heraus. Von dort aus folgte
ich, das allerdings wieder ganz bereitwillig, 1987 dem Ruf als Nachfolger von Rena-
te Mayntz auf eine Professur an der Universität zu Köln, diesmal schlicht für Sozio-
logie.
Also: Back home? Nein! Oder besser: Ja, schon, aber anders als gedacht. Von
ZUMA aus hatte ich die Mannheimer Fakultät für Sozialwissenschaften, deren
Koryphäen mir damals aus der Ferne wohl bekannt waren, näher in Augenschein
genommen, und sie mich wohl auch, und mit dem Wechsel von der Methoden-
lehre auf die Allgemeine Soziologie, sowie über den Umstand, dass ich u.a. ein
zweibändiges Lehrbuch zur sozialwissenschaftlichen Wissenschaftstheorie veröffent-
nen wirklichen Grund gebe, die Idee einer „Einheit der Gesellschaftswissenschaften“
und eine Zusammenführung etwa der Ökonomie, der (Sozial-)Psychologie, der
Geschichtswissenschaften und der Soziologie für unmöglich zu halten,jedenfalls, was
die grundlegende Methodologie angeht.
Der hier wichtige Rest ist relativ rasch erzählt. Ich machte 1970 Examen als
Diplom-Volkswirt sozialwissenschaftlicher Richtung, und zwar, das darf in diesem
Zusammenhang vielleicht auch erwähnt werden, mit der besten Gesamtnote unter
etwa 350 anderen Absolventen, wohlgemerkt mit der Soziologie als einem von sechs
ansonsten wirtschaftswissenschaftlichen Fächern. 1974 promovierte ich als Assistent
von Rene König (mit Renate Mayntz als Koreferentin) mit summa cum laude über
das Thema „Soziale Regelmäßigkeiten des Befragtenverhaltens“ und ging dann als
Akademischer Rat an die Abteilung für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an
die Universität Bochum, was damals zwöf SWS Lehre bedeutete, em Wert, von dem
wir heute alle nicht mehr weit entfernt sind. Eher durch Zufall erhielt ich kurz dar-
auf den Zuschlag für ein umfangreiches Forschungsprojekt über die Integration von
Migranten und ethnischen Gruppen, was ich deshalb erwähne, weil es für eine län-
gere Zeit meine Interessen und inhaltlichen Arbeiten bestimmte, und der für die Ver-
hältnisse höchst ungewöhnliche Umfang des Projektetats von ca. 1.5 Mio. DM
erzeugte damals eine Reihe von Statusinkonsistenzen bei anderen, mit denen ich
jedenfalls so nicht gerechnet hatte. Es sollte nicht das letzte Mal sein. 1978 erhielt ich
den Ruf auf eine (C3-) Professur für Sozialwissenschaftliche Methodenlehre an die
Universität Duisburg, die damals noch recht selbstbewusst den Zusatz „Gesamt-
hochschule“ führte. In einer nicht unberechtigtenVorahnung habe ich dann noch,
wenngleich mit einiger Mühe, an der Sozialwissenschaftlichen Fakultät in Bochum
durchgesetzt, dass mein angelaufenes Habilitationsverfahren auch nach der Ernen-
nung zum Professor zu Ende geführt würde, was viele, zuallererst die nicht habili-
tierten Professoren der Fakultät, nicht verstanden, weil sie meinten, dass das doch
jetzt nicht mehr nötig wäre. Die Habilitationsschrift entstand aus dem erwähnten
großen Forschungsprojekt und manches, was heute entdeckt und diskutiert wird,
wie die Gefahr ethnischer Spaltungen, stand damals bereits dann. Von Duisburg aus
nahm ich 1982 den Ruf auf eine C4-Professur, wieder für Sozialwissenschaftliche
Methodenlehre, in Essen an, ging dann aber bald schon, nämlich 1984, als Geschäfts-
führender Direktor zum Zentrum für Umfragen, Methoden und Analysen (ZUMA)
nach Mannheim, und zwar im wesentlichen aus einem Anfall von Langeweile und
dem Bedürfnis nach einem etwas mehr praktischen Tun heraus. Von dort aus folgte
ich, das allerdings wieder ganz bereitwillig, 1987 dem Ruf als Nachfolger von Rena-
te Mayntz auf eine Professur an der Universität zu Köln, diesmal schlicht für Sozio-
logie.
Also: Back home? Nein! Oder besser: Ja, schon, aber anders als gedacht. Von
ZUMA aus hatte ich die Mannheimer Fakultät für Sozialwissenschaften, deren
Koryphäen mir damals aus der Ferne wohl bekannt waren, näher in Augenschein
genommen, und sie mich wohl auch, und mit dem Wechsel von der Methoden-
lehre auf die Allgemeine Soziologie, sowie über den Umstand, dass ich u.a. ein
zweibändiges Lehrbuch zur sozialwissenschaftlichen Wissenschaftstheorie veröffent-