Ldszlo Käkosy | 187
den 70er Jahren wie „Les Steles d’Horus sur les Crocodiles du Musee des Beaux
Arts“ (1970) und „Ein magischer Papyrus“ (1971) seine auch in deutscher Sprache
erschienene Monographie Zauberei im alten Ägypten (1989), die allgemein als die
maßgebliche Darstellung dieses Gegenstands gilt. In diesen Arbeiten hat Käkosy die
von allen bisherigen Darstellungen der ägyptischen Religion stets marginalisierte
oder überhaupt unterdrückte Magie als einen konstituierenden Teil der Religion
erschlossen.
In seinem 1979 publizierten, mehrfach neu aufgelegten Werk Re fiai (Söhne
des Re) faßte Käkosy sein Bild der altägyptischen Kultur auf anschauliche, em wei-
tes Publikum ansprechende Weise zusammen. Es ist sehr zu hoffen, daß dieses in
Ungarn inzwischen zum Klassiker gewordene Buch bald auch in einer westeuropäi-
schen Sprache greifbar sein wird.
Zu diesen weitausgreifenden Forschungsgebieten kam seit 1983 ein Gebiet
hinzu, das ihn aufs engste mit den Forschungen des Heidelberger Ägyptologischen
Instituts verbunden hat: die Archäologie und Epigraphik der thebanischen Graban-
lagen der Ramessidenzeit. Mit der Freilegung des Grabes des Thotmose (Nr. 32) aus
der Zeit Ramses II. ist ihm em Fund von erstrangiger Bedeutung gelungen. Das
Erscheinen der Publikation dieses einzigartigen Grabes hat er nicht mehr erlebt.
Käkosy darf als der Gründer des Faches Ägyptologie als selbständiger akade-
mischer Disziplin in Ungarn gelten. Er hat die Ägyptologie als Teilgebiet der altori-
entalischen Geschichte, ohne Bibliothek und eigene Räumlichkeiten vorgefunden
und daraus ein Institut von internationalem Rang gemacht. Es ist ihm gelungen, eine
Schule zu gründen und Forscher heranzubilden, die das von ihm Begonnene auf
gleicher Höhe weiterführen werden. Längst verdiente Ehrungen wurden ihm erst
spät zuteil. 1992 wurde Käkosy mit dem Szechenyi-Preis ausgezeichnet, 1997 über-
nahm er den Vorsitz der Altertumsgesellschaft bei der Ungarischen Akademie der
Wissenschaften, und 1998 hat ihn die Ungarische Akademie der Wissenschaften zum
korrespondierenden Mitglied der Philosophisch-Historischen Klasse gewählt.
Mit Läszlö Käkosy hat die internationale Ägyptologie einen ihrer vielseitig-
sten, originellsten, gebildetsten und kenntnisreichsten Vertreter verloren. Sem
umfangreiches Werk wird auf Jahrzehnte hinaus zum unverzichtbaren Rüstzeug
jeder ägyptologischen und allgemein altertumswissenschaftlichen Bildung und Aus-
bildung gehören.
JAN ASSMANN
den 70er Jahren wie „Les Steles d’Horus sur les Crocodiles du Musee des Beaux
Arts“ (1970) und „Ein magischer Papyrus“ (1971) seine auch in deutscher Sprache
erschienene Monographie Zauberei im alten Ägypten (1989), die allgemein als die
maßgebliche Darstellung dieses Gegenstands gilt. In diesen Arbeiten hat Käkosy die
von allen bisherigen Darstellungen der ägyptischen Religion stets marginalisierte
oder überhaupt unterdrückte Magie als einen konstituierenden Teil der Religion
erschlossen.
In seinem 1979 publizierten, mehrfach neu aufgelegten Werk Re fiai (Söhne
des Re) faßte Käkosy sein Bild der altägyptischen Kultur auf anschauliche, em wei-
tes Publikum ansprechende Weise zusammen. Es ist sehr zu hoffen, daß dieses in
Ungarn inzwischen zum Klassiker gewordene Buch bald auch in einer westeuropäi-
schen Sprache greifbar sein wird.
Zu diesen weitausgreifenden Forschungsgebieten kam seit 1983 ein Gebiet
hinzu, das ihn aufs engste mit den Forschungen des Heidelberger Ägyptologischen
Instituts verbunden hat: die Archäologie und Epigraphik der thebanischen Graban-
lagen der Ramessidenzeit. Mit der Freilegung des Grabes des Thotmose (Nr. 32) aus
der Zeit Ramses II. ist ihm em Fund von erstrangiger Bedeutung gelungen. Das
Erscheinen der Publikation dieses einzigartigen Grabes hat er nicht mehr erlebt.
Käkosy darf als der Gründer des Faches Ägyptologie als selbständiger akade-
mischer Disziplin in Ungarn gelten. Er hat die Ägyptologie als Teilgebiet der altori-
entalischen Geschichte, ohne Bibliothek und eigene Räumlichkeiten vorgefunden
und daraus ein Institut von internationalem Rang gemacht. Es ist ihm gelungen, eine
Schule zu gründen und Forscher heranzubilden, die das von ihm Begonnene auf
gleicher Höhe weiterführen werden. Längst verdiente Ehrungen wurden ihm erst
spät zuteil. 1992 wurde Käkosy mit dem Szechenyi-Preis ausgezeichnet, 1997 über-
nahm er den Vorsitz der Altertumsgesellschaft bei der Ungarischen Akademie der
Wissenschaften, und 1998 hat ihn die Ungarische Akademie der Wissenschaften zum
korrespondierenden Mitglied der Philosophisch-Historischen Klasse gewählt.
Mit Läszlö Käkosy hat die internationale Ägyptologie einen ihrer vielseitig-
sten, originellsten, gebildetsten und kenntnisreichsten Vertreter verloren. Sem
umfangreiches Werk wird auf Jahrzehnte hinaus zum unverzichtbaren Rüstzeug
jeder ägyptologischen und allgemein altertumswissenschaftlichen Bildung und Aus-
bildung gehören.
JAN ASSMANN