4. Juli 2009 | 63
Don Kennedy fährt fort: „To Serve the University“ (in USA an 3. Stelle!), dann
erst „To Discover“, „To Publish“, „To Teil the Truth“, „To Reach Beyond The Walls“ und
„To Change“. Zu allem hat er Wichtiges zu sagen, zu Manchem wäre aus deutscher
Sicht viel anzumerken. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle „To Serve the Common
Public and the Economy“ als eigenen Thesenschwerpunkt gewählt, obwohl dieser
sicherlich in seinen Thesen 1.—8. enthalten ist. Wichtig ist es für eine Universität, ins-
besondere wenn sie denn durch exzellente Leistungen brillieren (und auch ordent-
lich profitieren) will, dass sie neues und besseres Wissen erforscht, dies öffentlich
macht, dabei keinerlei Interessen, als denen, nach bestem Wissen und Gewissen zu
urteilen (selbst wenn es ihr nachteilig sein sollte!), in die ganze Gesellschaft und
damit über akademische Zirkel hinauswirkt, und dadurch den Wandel fordert, der zu
besseren Verhältnissen für die Bürger, für ihre Lebensumstände, für die natürliche
Umwelt und natürlich ein wenig auch für die kleine, akademische Welt selbst führt.
In der Realität kann es da allerdings bei allem akademischen Idealismus zu
erheblichen Widersprüchen kommen. Lassen wir einmal die traurigere Tatsache
beiseite, dass auch Akademiker wie alle Menschen schlicht faul und unfähig sein
können, — dagegen helfen kundige Evaluationen durch qualifizierte Peers, also sach-
kundige Experten, ganz sicherlich; obwohl auch sie irren können, vor allem bei Vor-
hersagen, denn eigentlich gibt es doch meist nur akademische Experten im Hinter-
hersagen, die in aller Regel hinterher immer genau wissen, was sie vorher übersehen
hatten! — und man leider die unbrauchbaren Kollegen deshalb oft noch lange nicht
loswerden kann. Außerdem sind Akademiker zwar vermeintlich die besten Kenner
zuverlässigen Wissens, aber oft geben sie auch ihr Unwissen ungern zu; oder sie
schummeln einfach durch Abschreiben, oder sie lügen schlicht das Blaue vom Him-
mel. Schade, dass es das gibt, wir haben alle unsere Erfahrungen damit machen müs-
sen. Aber sind wir doch einmal ehrlich: gibt es denn nur gesetzestreue Juristen oder
ehrliche Banker oder nicht pädophile Geistliche oder immer treue Liebhaber? Diese
menschliche, oft nur allzu menschliche, ja manchmal geradezu kriminelle Seite von
Akademikern meine ich nicht: Institutionen, alle Institutionen wohlgemerkt, müssen
gegen sie ankämpfen, durch Vorbild und Kontrolle, obwohl sie wohl wissen, dass
Missetäter immer wieder vorkommen werden, solange es Menschen gibt, — also
immer — und begabte Missetäter sind die gefährlichsten davon.
Die eklatanteren Widersprüche, die ich meine, haben damit zu tun, dass ein
Professor zwar auch seiner Universität dienen, aber immer bei der Wahrheit bleiben
soll; dass er immer fleißig forschen soll, aber oft Meister im Trockendockrudern
bleibt und nur Belanglosigkeiten zu Tage fördert, auch wenn es zu seinen Berufs-
qualifikationen zu gehören scheint, diese über alle Maßen aufzublasen und auszu-
posaunen. Publizieren muss er — obwohl ein böses Cartoon des New Yorker einen
Grabstein zeigte, auf dem verzeichnet stand: „He published but perished anyway!“ —
aber er soll dies in ganz bestimmten „High-Impact-Journals“ tun, und privatisiert eben
dadurch die Erträge seines öffentlich geförderten Schaffens. Oder er folgt dem — oft
auch sehr teuren - Ruf nach „public access“ und riskiert damit seine Urheberrechte
oder das meritorische Ansehen, das eben nur ein PNAS- oder Nature-Artikel mit
sich bringt! Am Schlimmsten: er soll zwar zum Wandel beitragen — heute gerne
Don Kennedy fährt fort: „To Serve the University“ (in USA an 3. Stelle!), dann
erst „To Discover“, „To Publish“, „To Teil the Truth“, „To Reach Beyond The Walls“ und
„To Change“. Zu allem hat er Wichtiges zu sagen, zu Manchem wäre aus deutscher
Sicht viel anzumerken. Vielleicht hätte ich an seiner Stelle „To Serve the Common
Public and the Economy“ als eigenen Thesenschwerpunkt gewählt, obwohl dieser
sicherlich in seinen Thesen 1.—8. enthalten ist. Wichtig ist es für eine Universität, ins-
besondere wenn sie denn durch exzellente Leistungen brillieren (und auch ordent-
lich profitieren) will, dass sie neues und besseres Wissen erforscht, dies öffentlich
macht, dabei keinerlei Interessen, als denen, nach bestem Wissen und Gewissen zu
urteilen (selbst wenn es ihr nachteilig sein sollte!), in die ganze Gesellschaft und
damit über akademische Zirkel hinauswirkt, und dadurch den Wandel fordert, der zu
besseren Verhältnissen für die Bürger, für ihre Lebensumstände, für die natürliche
Umwelt und natürlich ein wenig auch für die kleine, akademische Welt selbst führt.
In der Realität kann es da allerdings bei allem akademischen Idealismus zu
erheblichen Widersprüchen kommen. Lassen wir einmal die traurigere Tatsache
beiseite, dass auch Akademiker wie alle Menschen schlicht faul und unfähig sein
können, — dagegen helfen kundige Evaluationen durch qualifizierte Peers, also sach-
kundige Experten, ganz sicherlich; obwohl auch sie irren können, vor allem bei Vor-
hersagen, denn eigentlich gibt es doch meist nur akademische Experten im Hinter-
hersagen, die in aller Regel hinterher immer genau wissen, was sie vorher übersehen
hatten! — und man leider die unbrauchbaren Kollegen deshalb oft noch lange nicht
loswerden kann. Außerdem sind Akademiker zwar vermeintlich die besten Kenner
zuverlässigen Wissens, aber oft geben sie auch ihr Unwissen ungern zu; oder sie
schummeln einfach durch Abschreiben, oder sie lügen schlicht das Blaue vom Him-
mel. Schade, dass es das gibt, wir haben alle unsere Erfahrungen damit machen müs-
sen. Aber sind wir doch einmal ehrlich: gibt es denn nur gesetzestreue Juristen oder
ehrliche Banker oder nicht pädophile Geistliche oder immer treue Liebhaber? Diese
menschliche, oft nur allzu menschliche, ja manchmal geradezu kriminelle Seite von
Akademikern meine ich nicht: Institutionen, alle Institutionen wohlgemerkt, müssen
gegen sie ankämpfen, durch Vorbild und Kontrolle, obwohl sie wohl wissen, dass
Missetäter immer wieder vorkommen werden, solange es Menschen gibt, — also
immer — und begabte Missetäter sind die gefährlichsten davon.
Die eklatanteren Widersprüche, die ich meine, haben damit zu tun, dass ein
Professor zwar auch seiner Universität dienen, aber immer bei der Wahrheit bleiben
soll; dass er immer fleißig forschen soll, aber oft Meister im Trockendockrudern
bleibt und nur Belanglosigkeiten zu Tage fördert, auch wenn es zu seinen Berufs-
qualifikationen zu gehören scheint, diese über alle Maßen aufzublasen und auszu-
posaunen. Publizieren muss er — obwohl ein böses Cartoon des New Yorker einen
Grabstein zeigte, auf dem verzeichnet stand: „He published but perished anyway!“ —
aber er soll dies in ganz bestimmten „High-Impact-Journals“ tun, und privatisiert eben
dadurch die Erträge seines öffentlich geförderten Schaffens. Oder er folgt dem — oft
auch sehr teuren - Ruf nach „public access“ und riskiert damit seine Urheberrechte
oder das meritorische Ansehen, das eben nur ein PNAS- oder Nature-Artikel mit
sich bringt! Am Schlimmsten: er soll zwar zum Wandel beitragen — heute gerne