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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Zentenarfeier am 3. und 4. Juli 2009
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Festakt am 4. Juli 2009
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Markl, Hubert: Akademische Wissenschaft und wirtschaftlicher Erfolg: Forschung im Zangengriff vielfältiger Interessen
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0052
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4. Juli 2009

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Hier ist aber besondere Genauigkeit am Platze: nicht um Knöpfe — oder andere
Produkte — steht eine Universität im Wettbewerb, sondern um Köpfe und um deren
originelle Ideen! Es ist ein Unding, die Qualität einer Einrichtung für Forschung
und Lehre daran messen zu wollen, dass ihre „Hervorbringungen“ — von Absolven-
ten bis zu Publikationen — daran beurteilt werden, ob sie — vor allem auf dem Jahr-
markt der Eitelkeit der Medien - auch nachgefragt werden. Ihr Wert bemisst sich an
ihrer Qualität, die selbstverständlich auch ihren Erfolg sichern soll, aber nach Maß-
stäben der Güte, nicht des Applauses. Nicht der Debattenbuffo, sondern der kritisch
denkende Kopf wird auch künftig am Nötigsten gebraucht.
Das ist nicht immer ganz leicht zu beurteilen, deshalb ist es auch richtig, dem
Klatschen der Menge das Urteil der Kundigen vorzuziehen. Nicht der Debatten-
buffo sondern der kritisch denkende Kopf wird am Nötigsten gebraucht! Die Ver-
suchung, den leichteren und schnelleren Weg der Publikumsbegeisterung zu wählen,
wird es zwar immer geben: akademische Einrichtungen sind dazu da, ihr dann zu
widerstehen, wenn sie sich dafür nicht unter Wert kompromittieren wollen. Vielleicht
hat die öffentliche Aufmerksamkeit hier in letzter Zeit manchmal den Applaus mit
der Gütefeststellung verwechselt.
Das führt nun freilich dazu, auch auf einige Punkte hinzuweisen, in denen es die
Wissenschaft wirtschaftlichen und politischen Interessen nicht immer möglichst leicht
machen darf, selbst wenn sie dadurch etwas in Mißkredit — meist als schnöde Herab-
lassung über ihre „nutzlosen Spielereien“ geäußert — geraten sollte. Ich glaube übri-
gens gar nicht an die — nach Pisa zumal — öffentlich oft geäußerte Meinung, deutsche
Schulen und Hochschulen taugten zu wenig - im Gegensatz zu den meist in den
Himmel gelobten angelsächsischen „Eliteinstitutionen“, selbstverständlich in China
am Shanghai-Rating gemessen: Rating heißt halt oft auch nur raten, nicht wissen. Sie
könnten sich nämlich recht schnell von den Plappermedien an ihrem wahren Wert
vorbei „geschangheit“ wiederfinden. Weder an den Hochschulen, an denen ich tätig
war, noch in der Max-Planck-Gesellschaft habe ich jemals hören müssen, die wissen-
schaftlich führenden Nationen Europas oder der Ubersee wollten keine deutschen
Studenten oder Absolventen als Postdoktoranden. Eher das Gegenteil war seit jeher
wahr: die Spitzeninstitutionen reißen sich meist geradezu um sie! Man kann ja nicht,
wie es oft geschieht, gleichzeitig den Zustand unseres Bildungswesens beklagen, und
dann auch noch darüber jammern, dass uns von diesen angeblich so krottenschlecht
ausgebildeten Leuten zu viele verloren gingen, um dann im Ausland glänzend zu reüs-
sieren: also was oder was, möchte man da mit Kurt Tucholsky fragen? Man sollte also —
wie in der Medizin — lieber aus der Erfahrung lernen, als vom Lärm, den manche
dabei von sich geben: Nüchternheit könnte oft besser, vor allem nachhaltig besser sein!
Aber es führt auch kein Weg daran vorbei, daß unsere Hochschulen und For-
schungseinrichtungen bei allem Wunsch nach ihrer Nützlichkeit, den Nutzen, den
andere von ihnen haben möchten, nicht zum höchsten Wertmaßstab machen dürfen,
so sehr dies auch jene stören mag, die immerzu statt Qualität den Nutzen (für wen?)
optimieren möchten, und denen wenig gilt, was keinen Ertrag in Form von Rendite
ab wirft, statt Ertrag als Frucht geistiger Anstrengung. Auch hier geht es vor allem um
vier Dinge - die ich als „Academic Duties“ schon einmal berührt habe.
 
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