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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Reinkowski, Maurus: Antrittsrede vom 24. Oktober 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0138
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154 | ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn MAURUS REINKOWSKI
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 24. Oktober 2009.

Jede Freudensbekundung über die Aufnahme in die
Heidelberger Akademie der Wissenschaften hat unwei-
gerlich einen teleologischen Beigeschmack, nämlich in
Gestalt des Gedankens, dass einem aufgrund seiner
Leistungen und Verdienste diese Auszeichnung zufiel,
oder sogar zuzufallen hatte. Man kann sich diesem
Gedankengang gar nicht entziehen, auch wenn — wie
sicherlich in meinem Falle — die Aufnahme in den Kreis
der Akademiemitglieder ein mehr oder weniger ver-
dientes Glück, ein mehr oder weniger unverdienter
Erfolg ist. Geschmälert ist deswegen aber in keiner
Weise meine Dankbarkeit und meine Freude über die bevorstehenden gemeinsamen
Jahre in der Akademie.
Obwohl mein Vorname Maurus mit Begriffen wie Maure und Mauretanien
verwandt ist, war mir mein späterer wissenschaftlicher Werdegang als Orientalist und
Islamwissenschaftler nicht in die Wiege gelegt: Geboren 1962 im Wallfahrtsort Alt-
ötting in Oberbayern, erhielt ich in katholischer Tradition den zusätzlichen Vor-
namen Maria. Das erste fremde Idiom, das ich als Kind nicht-bayerischer Eltern
erlernte, war das Bayerische. Wenn das Bonmot zutrifft, dass der Unterschied zwi-
schen einem Dialekt und einer Sprache der ist, dass nur die zweite von beiden über
eine Armee verfügt, so war das Bayerische damals durchaus ein Dialekt mit Sankti-
onsmechanismen ähnlich zu denen einer Sprache. Den Dialekt nicht zu sprechen,
konnte man sich nicht leisten. Er war allerdings leicht zu erlernen, weil er noch in
voller Blüte stand.
Das humanistische Gymnasium in Burghausen, das ich in den 1970er Jahren
besuchte, wurde außer einer kleineren Gruppe von Mädchen und Jungen aus der
Stadt von drei Seminaren beschickt: Kapuzinern, Salesianern und bischöflichen
Seminaristen. Die bischöflichen Schüler sollten später einmal als Priester inmitten
der Welt sich bewähren. Deswegen wurden in ihre Klasse die wenigen Vertreter der
weiblichen Spezies zugelassen. Die Parallelklasse, in der ich mich mit Kapuzinern
und Salesianern und einigen wenigen Schülern aus der Stadt wiederfand, war
ausschließlich männlich. Es war allerdings erstaunlich zu sehen, wie rasch und
vollständig in diesen Jahren der über Jahrhunderte hinweg bewährte kirchliche
Rekrutierungsmechanismus, nämlich die fähigsten und klügsten Jungen vom Land
ins städtische Gymnasium und von dort in den priesterlichen Stand zu bringen,
zusammenbrach.
Nach meinem Abitur 1981 studierte ich in Regensburg Volkswirtschaftlehre
ohne Glück, das heißt mit geringem Erfolg und einem tiefen Gefühl, nicht dazu zu
gehören. Ich wechselte, meinem Naturell eher entsprechend, zu einem Studium der
Geschichte und der Sprachen des Nahen Ostens in München. Meine Motivation für
 
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