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ANTRITTSREDEN
Neu für mich war die Erfahrung, wie anregend und befeuernd eine große deutsche
Universität mit der Fülle ihrer intellektuellen Traditionen und Potentiale sein kann.
In das fünfte Lebensjahrzehnt des Durchschnittseuropäers wird gerne die Rückkehr
der Religion verortet; in meinem Falle wird es wohl nur zur Ersatzhandlung einer
zunehmenden Beschäftigung mit religionswissenschaftlichen Fragestellungen rei-
chen. Genährt wurde und wird mein Interesse an der Religion auch aus den Pro-
blemen des Faches Islamwissenschaft, das sich heute angesichts der politischen
Bedeutung des Phänomens ,Islam' die Frage stellen muss, was die Islamwissenschaft
eigentlich unter Islam verstehen will.
Die Orientalistik, und die Islamwissenschaft als ein Teil davon, ist wie ein flie-
gender Teppich. Auf den verwickelten Flugkurven durch unterschiedlichste The-
menstellungen und Arbeitsgebiete verliert man bisweilen das Gefühl dafür, ob man
nun sich nun gerade auf der Ober- oder Unterseite dieses Teppichs befindet. Die
fachliche Offenheit und zugleich Unbestimmtheit, die methodische Vielfalt und
zugleich Verworrenheit der Islamwissenschaft sind Versprechung und Last in Einem.
Mit großer Zuversicht sehe ich in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
einen Ort, um im Kreise werter Kolleginnen und Kollegen einen klaren Blick zu
gewinnen — auch auf das, was man selbst noch zu tun hat.
ANTRITTSREDEN
Neu für mich war die Erfahrung, wie anregend und befeuernd eine große deutsche
Universität mit der Fülle ihrer intellektuellen Traditionen und Potentiale sein kann.
In das fünfte Lebensjahrzehnt des Durchschnittseuropäers wird gerne die Rückkehr
der Religion verortet; in meinem Falle wird es wohl nur zur Ersatzhandlung einer
zunehmenden Beschäftigung mit religionswissenschaftlichen Fragestellungen rei-
chen. Genährt wurde und wird mein Interesse an der Religion auch aus den Pro-
blemen des Faches Islamwissenschaft, das sich heute angesichts der politischen
Bedeutung des Phänomens ,Islam' die Frage stellen muss, was die Islamwissenschaft
eigentlich unter Islam verstehen will.
Die Orientalistik, und die Islamwissenschaft als ein Teil davon, ist wie ein flie-
gender Teppich. Auf den verwickelten Flugkurven durch unterschiedlichste The-
menstellungen und Arbeitsgebiete verliert man bisweilen das Gefühl dafür, ob man
nun sich nun gerade auf der Ober- oder Unterseite dieses Teppichs befindet. Die
fachliche Offenheit und zugleich Unbestimmtheit, die methodische Vielfalt und
zugleich Verworrenheit der Islamwissenschaft sind Versprechung und Last in Einem.
Mit großer Zuversicht sehe ich in der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
einen Ort, um im Kreise werter Kolleginnen und Kollegen einen klaren Blick zu
gewinnen — auch auf das, was man selbst noch zu tun hat.