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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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I. Das Geschäftsjahr 2009
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Antrittsreden
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Platt, Ulrich: Antrittsrede vom 12. Dezember 2009
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0162
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178 | ANTRITTSREDEN

Antrittsrede von Herrn ULRICH PLATT
an der Heidelberger Akademie der Wissenschaften vom 12. Dezember 2009.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
Am 27. Juli 1949 wurde ich als erster Sohn des Kauf-
mannes Heinz Platt und der Apothekerin Ursula Platt
in Eberbach am Neckar geboren. Nach dem Besuch
der Grundschule trat ich 1959 in das dortige
Hohenstaufengymnasium ein. Chemische und Physika-
lische Experimente — innerhalb und außerhalb der
Schule - faszinierten mich schon früh. Reparatur von
(Röhren) Radios besserte mein Taschengeld auf,
scharfe Fotos von Pistolenkugeln im Flug gelangen mit
dem damals neu aufkommenden „Computerblitz“.
Meine Eltern haben diese Experimente mit Geduld ertragen und hatten offenbar
großes Vertrauen dass ich wusste was ich tat. Elektronische Datenverarbeitung war
damals ein neues und (nicht nur) für mich faszinierendes Thema. Außer einem loga-
rithmischen Digitalrechner der die vier Grundrechenarten beherrschte bastelte ich
einen autonomen Roboter (Schildkröte), der mir einen Preis bei dem damals noch
neuen Wettbewerb „Jugend Forscht“ einbrachte. Nach dem Abitur in 1968 begann
ich noch im gleichen Jahr mein Studium an der Universität Heidelberg, zunächst der
Chemie, wechselte dann aber bald zu Physik. In der Anfangszeit meines Studiums
Zeit verbrachte ich mehrere Semesterferien als Werkstudent bei BBC (heute ABB)
und der BASF. Bei beiden Firmen war ich mit Arbeiten der Datenverarbeitung und
elektronischen Entwicklungen beschäftigt. Das Diplom in Physik and der Univer-
sität Heidelberg erhielt ich 1974 mit einer experimentellen Arbeit aus der Hoch-
energicphysik, der „Suche nach Quarks in der Höhenstrahlung“. Quarks konnte ich
in mehreren Monaten Messzeit allerdings nicht finden. Nach meinem Diplom ent-
schied ich mich für eine Doktorarbeit auf dem Gebiet der Umweltphysik, allerdings
nicht am damals neugegründeten Institut für Umweltphysik der Universität Heidel-
berg sondern am Institut für Atmosphärische Chemie der Kernforschungsanlage
Jülich (heute: Forschungszentrum Jülich, KFA), bei dem frisch berufenen Direktor
dieses Institutes, Dieter Ehhalt. Bei der Arbeit ging um die Untersuchung der
„trockenen Deposition“ von Spurengasen, insbesondere von SO2. Akademischer
Betreuer der Arbeit war der Direktor des neuen Heidelberger Institutes, Karl Otto
Münnich. Diese beiden akademischen Lehrer haben meinen Blick auf die Wissen-
schaft — zusammen mit Jim N. Pitts, von dem gleich noch die Rede sein wird — stark
geprägt. Insbesondere habe ich von ihnen gelernt, dass auch komplexe Systeme in
der Regel so weit vereinfacht werden können, so dass man sich ein physikalisches
Modell davon machen kann das noch die wichtigsten Aspekte des Systems wieder-
gibt. Gerade in der Umweltforschung, in der ja in der Regel komplexe Zusammen-
hänge herrschen, erwies sich das als wertvoll. Die Messungen von SO2 nahm ich auf
 
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