Wolf Jürgen Baron von Engelhardt | 183
ren Aspekte der Naturwissenschaften und deren Aufgaben im Atomzeitalter einge-
treten. Dazu gehören die Antrittsvorlesung „Der Mensch in der technischen Welt“
von 1957 und die Abhandlung „Was heißt und zu welchem Ende treibt man Natur-
forschung?“ von 1969. Spezifische Zielsetzung, praktische Bedeutung und Verant-
wortung der Geowissenschaften waren auch die Themen des Komitees „Geoscience
and Man“ in der Internationalen Union der Geowissenschaften, dem W v. E. von
1968 bis 1976 vorstand. Eine Tagung unter dem Titel „Geowissenschaften und die
Zukunft des Menschen“ mit 600 Teilnehmern fand im Februar 1976 in Tübingen
statt.
Eine zusammen mit Jörg Zimmermann verfasste „Theorie der Geowissen-
schaft“ (1982), ist eine in ihrer Art ganz neue Darstellung dieses Gebietes aus
erkenntnistheoretischer Sicht und mit Bezug auf die Belange der Forscher und der
„Konsumenten“ dieser Wissenschaft. Hier klingt auch, unter vielen anderen,
das Thema der wissenschaftlichen Sprache an, das in den späteren Arbeiten über
Goethes Naturforschung, seine Methoden und deren Darstellung eine besondere
Rolle spielt.
Eine frühe Veröffentlichung von 1962 in den „Neuen Heften zur Morpholo-
gie“ befasst sich bereits mit Goethes Sammlungen von Mineralien und Gesteinen,
eine spätere mit der Frage „Morphologie im Reich der Steine?“ greift diesen Begriff
und seine Bedeutung in Goethes Arbeiten über geowissenschaftliche Themen erneut
auf. Die entscheidende Hinwendung zu den Werken Goethes vollzog sich schließ-
lich mit W. v. E.’s Berufung zum Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften
durch die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, zunächst als freier Mit-
arbeiter, ab 1958 als Ordentliches Mitglied. Dieses anspruchsvolle Werk war 1947
begonnen worden; die Anteile W. v. E.’s und der Coautorin Dorothea Kuhn sind die
Bände 7 und 8, betitelt „Zur Geologie und Mineralogie“ mit insgesamt 1828 Sei-
ten. Ein erheblicher Teil davon sind die „Ergänzungen und Erläuterungen“, in denen
alle nur erreichbaren Dokumente außer den schon von Goethe ausformulierten und
zum Druck gebrachten Texten enthalten sind; die Veröffentlichung erfolgte 1989
bzw. 1999. Die bei dieser Arbeit erworbene profunde Kenntnis von Goethes natur-
wissenschaftlichem Werk, von dessen Ursprüngen und Entwicklungen ermöglichte
es W. v. E., in zwei umfangreichen Büchern diese auch für einen größeren und nicht
spezialisierten Leserkreis übersichtlich und eingängig darzustellen. Sie erschienen in
den Jahren 2003 und 2007, also im zehnten Dezennium ihres Autors.
Das Buch „Goethe im Gespräch mit der Erde“ soll nach W. v. E.’s eigenen
Worten die innige Verbindung aufzeigen, die in Goethes Leben zwischen seiner
Naturforschung und anderen Feldern produktiver Tätigkeit bestand und ihren Aus-
druck in ästhetischer Naturbetrachtung, in lyrischen, dramatischen, epischen und
autobiographischen Werken sowie in philosophischer Besinnung fand. Die geowis-
senschaftlichen Beobachtungen auf den vielen Reisen werden ausführlich zitiert; ein
besonders umfangreiches Kapitel ist dem Granit und seinen Problemen gewidmet,
wobei gerade hier die Philosophie Spinozas und ihr Einfluss auf Goethes Weltan-
schauung herausgestellt wird. Die Rolle der Geowissenschaften in Goethes univer-
sellem Weltbild wird damit umfassend charakterisiert und gewürdigt.
ren Aspekte der Naturwissenschaften und deren Aufgaben im Atomzeitalter einge-
treten. Dazu gehören die Antrittsvorlesung „Der Mensch in der technischen Welt“
von 1957 und die Abhandlung „Was heißt und zu welchem Ende treibt man Natur-
forschung?“ von 1969. Spezifische Zielsetzung, praktische Bedeutung und Verant-
wortung der Geowissenschaften waren auch die Themen des Komitees „Geoscience
and Man“ in der Internationalen Union der Geowissenschaften, dem W v. E. von
1968 bis 1976 vorstand. Eine Tagung unter dem Titel „Geowissenschaften und die
Zukunft des Menschen“ mit 600 Teilnehmern fand im Februar 1976 in Tübingen
statt.
Eine zusammen mit Jörg Zimmermann verfasste „Theorie der Geowissen-
schaft“ (1982), ist eine in ihrer Art ganz neue Darstellung dieses Gebietes aus
erkenntnistheoretischer Sicht und mit Bezug auf die Belange der Forscher und der
„Konsumenten“ dieser Wissenschaft. Hier klingt auch, unter vielen anderen,
das Thema der wissenschaftlichen Sprache an, das in den späteren Arbeiten über
Goethes Naturforschung, seine Methoden und deren Darstellung eine besondere
Rolle spielt.
Eine frühe Veröffentlichung von 1962 in den „Neuen Heften zur Morpholo-
gie“ befasst sich bereits mit Goethes Sammlungen von Mineralien und Gesteinen,
eine spätere mit der Frage „Morphologie im Reich der Steine?“ greift diesen Begriff
und seine Bedeutung in Goethes Arbeiten über geowissenschaftliche Themen erneut
auf. Die entscheidende Hinwendung zu den Werken Goethes vollzog sich schließ-
lich mit W. v. E.’s Berufung zum Herausgeber der naturwissenschaftlichen Schriften
durch die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina, zunächst als freier Mit-
arbeiter, ab 1958 als Ordentliches Mitglied. Dieses anspruchsvolle Werk war 1947
begonnen worden; die Anteile W. v. E.’s und der Coautorin Dorothea Kuhn sind die
Bände 7 und 8, betitelt „Zur Geologie und Mineralogie“ mit insgesamt 1828 Sei-
ten. Ein erheblicher Teil davon sind die „Ergänzungen und Erläuterungen“, in denen
alle nur erreichbaren Dokumente außer den schon von Goethe ausformulierten und
zum Druck gebrachten Texten enthalten sind; die Veröffentlichung erfolgte 1989
bzw. 1999. Die bei dieser Arbeit erworbene profunde Kenntnis von Goethes natur-
wissenschaftlichem Werk, von dessen Ursprüngen und Entwicklungen ermöglichte
es W. v. E., in zwei umfangreichen Büchern diese auch für einen größeren und nicht
spezialisierten Leserkreis übersichtlich und eingängig darzustellen. Sie erschienen in
den Jahren 2003 und 2007, also im zehnten Dezennium ihres Autors.
Das Buch „Goethe im Gespräch mit der Erde“ soll nach W. v. E.’s eigenen
Worten die innige Verbindung aufzeigen, die in Goethes Leben zwischen seiner
Naturforschung und anderen Feldern produktiver Tätigkeit bestand und ihren Aus-
druck in ästhetischer Naturbetrachtung, in lyrischen, dramatischen, epischen und
autobiographischen Werken sowie in philosophischer Besinnung fand. Die geowis-
senschaftlichen Beobachtungen auf den vielen Reisen werden ausführlich zitiert; ein
besonders umfangreiches Kapitel ist dem Granit und seinen Problemen gewidmet,
wobei gerade hier die Philosophie Spinozas und ihr Einfluss auf Goethes Weltan-
schauung herausgestellt wird. Die Rolle der Geowissenschaften in Goethes univer-
sellem Weltbild wird damit umfassend charakterisiert und gewürdigt.