Akademiekonferenzen für junge Wissenschaftler
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Bedeutung von Symbolen zur Visualisierung und Inszenierung von politischem Pro-
test. Andreas Schneider (Gießen) widmete sich in seinem Vortrag den Anfängen der
linksalternativen Männerbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Er zeigte,
dass erst in Folge der Frauenbewegung das „Männertum“ problematisiert und auf
diese Weise die Grundlage für die Männerbewegung gelegt worden sei. Als Ziele der
Männerbewegung nannte er die Überwindung des „Mackertums“ und die Abgren-
zung von der neuen Sexualmoral. Während die frühe Männerbewegung gegen das
Patriarchat angetreten sei, habe sich die späte Männerbewegung den Kampf gegen
den Faschismus in sich selbst auf die Fahnen geschrieben. Eva-Maria Silies (Ham-
burg) widmete sich in ihrem Vortrag dem frauenbewegten Milieu in der Bundesre-
publik der 1970er-Jahre. Silies arbeitete heraus, dass die Frauenbewegung als gemein-
same Grundlage die Abgrenzung von den Männern gehabt habe, dass sie jedoch
durch organisatorische und inhaltliche Pluralität gekennzeichnet gewesen sei. Die
existierenden Widersprüche innerhalb der Frauenbewegung illustrierte sie unter
anderem anhand der zeitgenössischen Diskussionen über die Mutterschaft. In der
Vortragsdiskussion wurde die Frage erläutert, ob die Frauenbewegung eindeutig der
Kategorie der „sozialen Bewegung“ zuzuordnen sei. Silies wies daraufhin, dass Kate-
gorien bei der historischen Dimension an ihre Grenzen stoßen und unterstrich
nochmals, dass es nicht eine, sondern viele Frauenbewegungen gegeben habe.
Am kommenden Tag referierte Christian Widmann (München) über „Links-
protestantische Strömungen und die evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik
der 1970er-Jahre“. Dabei konzentrierte sich Widmann auf die Evangelischen Stu-
dierendengemeinden und ihre Positionierung im linksalternativen Milieu sowie die
entsprechenden Reaktionen der Kirchenleitungen. Er wies daraufhin, dass nicht sel-
ten Evangelische Studierendengemeinden ihre Räume linksalternativem Engage-
ment zur Verfügung gestellt hätten und wie im Fall der Mescalero-Affäre in den
Dunstkreis der Sympathisanten der RAF geraten seien. Barbara Rupflin (Münster)
ging in ihrem Vortrag dem Engagement der Katholischen Studentengemeinde Mün-
ster für Chile nach. Mit Allendes Sturz war Chile auf die Tagesordnung der Gemein-
den geraten. In zahlreichen Aktionen und in Kooperation mit anderen Institutionen
(ESG, Gewerkschaften, Parteien) habe die Katholische Studentengemeinde Münster
versucht, die Opposition in Chile zu stützen und sei dabei nicht auf die ungeteilte
Zustimmung der Bistumsleitung gestoßen. Während die sozialen und humanitären
Bezüge des Engagements akzeptiert und gefördert worden seien, sei das Bistum
zugleich bestrebt gewesen, alles Politische im Protest zu vermeiden. Trotz dieser Dif-
ferenzen habe sich die Katholische Studentengemeinde noch als Teil der Katholi-
schen Kirche gesehen.
Das dritte Panel „Medien, Inszenierung, Wechselwirkungen“ eröffnete im
Anschluss Uwe Sonnenberg (Potsdam) mit einem Vortrag über den Verband des Lin-
ken Buchhandels (VLB). Nach der Darstellung der Ziele des VLB — Bildung einer
Gegenöffentlichkeit - skizzierte Sonnenberg die Geschichte des VLB. Nach der
Buchmesse 1970 gegründet, sei der VLB eines der wenigen funktionierenden Netz-
werke der undogmatischen Linken gewesen. Jedoch habe auch der VLB sich nicht
jenen Entwicklungen entziehen können, die in den späten 1970er-Jahren die alter-
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Bedeutung von Symbolen zur Visualisierung und Inszenierung von politischem Pro-
test. Andreas Schneider (Gießen) widmete sich in seinem Vortrag den Anfängen der
linksalternativen Männerbewegung in der Bundesrepublik Deutschland. Er zeigte,
dass erst in Folge der Frauenbewegung das „Männertum“ problematisiert und auf
diese Weise die Grundlage für die Männerbewegung gelegt worden sei. Als Ziele der
Männerbewegung nannte er die Überwindung des „Mackertums“ und die Abgren-
zung von der neuen Sexualmoral. Während die frühe Männerbewegung gegen das
Patriarchat angetreten sei, habe sich die späte Männerbewegung den Kampf gegen
den Faschismus in sich selbst auf die Fahnen geschrieben. Eva-Maria Silies (Ham-
burg) widmete sich in ihrem Vortrag dem frauenbewegten Milieu in der Bundesre-
publik der 1970er-Jahre. Silies arbeitete heraus, dass die Frauenbewegung als gemein-
same Grundlage die Abgrenzung von den Männern gehabt habe, dass sie jedoch
durch organisatorische und inhaltliche Pluralität gekennzeichnet gewesen sei. Die
existierenden Widersprüche innerhalb der Frauenbewegung illustrierte sie unter
anderem anhand der zeitgenössischen Diskussionen über die Mutterschaft. In der
Vortragsdiskussion wurde die Frage erläutert, ob die Frauenbewegung eindeutig der
Kategorie der „sozialen Bewegung“ zuzuordnen sei. Silies wies daraufhin, dass Kate-
gorien bei der historischen Dimension an ihre Grenzen stoßen und unterstrich
nochmals, dass es nicht eine, sondern viele Frauenbewegungen gegeben habe.
Am kommenden Tag referierte Christian Widmann (München) über „Links-
protestantische Strömungen und die evangelischen Kirchen in der Bundesrepublik
der 1970er-Jahre“. Dabei konzentrierte sich Widmann auf die Evangelischen Stu-
dierendengemeinden und ihre Positionierung im linksalternativen Milieu sowie die
entsprechenden Reaktionen der Kirchenleitungen. Er wies daraufhin, dass nicht sel-
ten Evangelische Studierendengemeinden ihre Räume linksalternativem Engage-
ment zur Verfügung gestellt hätten und wie im Fall der Mescalero-Affäre in den
Dunstkreis der Sympathisanten der RAF geraten seien. Barbara Rupflin (Münster)
ging in ihrem Vortrag dem Engagement der Katholischen Studentengemeinde Mün-
ster für Chile nach. Mit Allendes Sturz war Chile auf die Tagesordnung der Gemein-
den geraten. In zahlreichen Aktionen und in Kooperation mit anderen Institutionen
(ESG, Gewerkschaften, Parteien) habe die Katholische Studentengemeinde Münster
versucht, die Opposition in Chile zu stützen und sei dabei nicht auf die ungeteilte
Zustimmung der Bistumsleitung gestoßen. Während die sozialen und humanitären
Bezüge des Engagements akzeptiert und gefördert worden seien, sei das Bistum
zugleich bestrebt gewesen, alles Politische im Protest zu vermeiden. Trotz dieser Dif-
ferenzen habe sich die Katholische Studentengemeinde noch als Teil der Katholi-
schen Kirche gesehen.
Das dritte Panel „Medien, Inszenierung, Wechselwirkungen“ eröffnete im
Anschluss Uwe Sonnenberg (Potsdam) mit einem Vortrag über den Verband des Lin-
ken Buchhandels (VLB). Nach der Darstellung der Ziele des VLB — Bildung einer
Gegenöffentlichkeit - skizzierte Sonnenberg die Geschichte des VLB. Nach der
Buchmesse 1970 gegründet, sei der VLB eines der wenigen funktionierenden Netz-
werke der undogmatischen Linken gewesen. Jedoch habe auch der VLB sich nicht
jenen Entwicklungen entziehen können, die in den späten 1970er-Jahren die alter-