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VERANSTALTUNGEN
Forschung aufzuhelfen und einen Fonds einzurichten, aus dem junge Wissenschaftler
zwischen Promotion und erster Anstellung unterstützt werden könnten, „der pro-
duktivsten Zeit, in der der Drang wissenschaftlicher Beschäftigung am stärksten ist
und die Möglichkeit am schwächsten“. Konkret war an Stipendien und Druckko-
stenzuschüsse gedacht. Außer Lanz sollten auch „andere reiche Leute“ für diese Auf-
gabe gewonnen werden.
Der Heidelberger Jurist Friedrich Endemann, dem Gothein von seinem Plan
erzählte, nahm sich der Sache an, wandelte Gotheins Absichten aber ins Große — in
den Worten Gotheins: „Mit seiner immer etwas komisch wirkenden Unverfrorenheit
rückt er Lanz auf die Bude ... und bringt richtig, wie es scheint beim ersten Anlauf,
die Million heim.“ Karl Lanz stiftete 1 Million Mk. und 50.000 Mk. Schenkungs-
steuer — die neue Institution erhielt den Namen „Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften. Stiftung Heinrich Lanz“.
War Endemann der Vermittler, so übernahmen die personelle und damit
zugleich die inhaltliche Ausgestaltung die beiden Heidelberger Professoren
Koenigsberger und Windelband — Leo Koenigsberger war Mathematiker, Wilhelm
Windelband Philosoph und 1909 (Pro-)Rektor der Universität. Karl Lanz, dem die
Naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät den Ehrendoktor verlieh, begnügte
sich offenbar mit der Hergabe des Stiftungskapitals und vollzog im übrigen ledig-
lich nach, was die Heidelberger Gelehrten ihm vorschlugen. Zurückhaltend agier-
te - wie 1886/87 — das Karlsruher Ministerium. Es erhob Einwendungen gegen
den Begriff „Akademie“, der im Vergleich mit Berlin und München überdimensio-
niert erschien, und bevorzugte die Bezeichnung „Oberrheinische Gesellschaft der
Wissenschaften“ - auch Göttingen und Leipzig nannten sich damals „Gesellschaft“,
nicht „Akademie“. Das Ministerium bestand zudem auf der Einbeziehung von
Freiburg und Karlsruhe, weil es fürchtete, dass das gelehrte Potential von Heidel-
berg allein nicht ausreichte, um die neue Gründung vor wissenschaftlicher Mittel-
mäßigkeit zu bewahren. Es verlangte auch, dass Lanz seinen Finanzierungsplan
änderte und die geschenkte Summe nicht, wie er beabsichtigte, in zehn Jahresraten
überwies; Karlsruhe machte die Anerkennung der Akademie davon abhängig,
dass der „größere Teil“ des Stiftungsvermögens vorhanden sei — was dann auch
geschah.
Die von Karl Lanz am 22. Mai 1909 unterschriebene Stiftungsurkunde traf
zwei wichtige Strukturentscheidungen und formulierte damit, wenn man so will,
den „Auftrag“ der Akademie:
1) Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist „der Universität Hei-
delberg angegliedert“.
2) „Die innere Ausgestaltung“ erfolgt nach dem Vorbild der bestehenden
deutschen Akademien.
Zu 1): Die Angliederung an die Universität Heidelberg bestand den Statuten
zufolge darin, dass ordentliches Mitglied der Akademie nur sein konnte, „wer seinen
Wohnsitz in Heidelberg hat“. Das hieß konkret: Nur Professoren der Heidelberger
Universität kamen für eine ordentliche Mitgliedschaft in Frage. Der vom Ministe-
rium geforderten Ausdehnung auf das ganze Land wurde durch die Gruppe der
VERANSTALTUNGEN
Forschung aufzuhelfen und einen Fonds einzurichten, aus dem junge Wissenschaftler
zwischen Promotion und erster Anstellung unterstützt werden könnten, „der pro-
duktivsten Zeit, in der der Drang wissenschaftlicher Beschäftigung am stärksten ist
und die Möglichkeit am schwächsten“. Konkret war an Stipendien und Druckko-
stenzuschüsse gedacht. Außer Lanz sollten auch „andere reiche Leute“ für diese Auf-
gabe gewonnen werden.
Der Heidelberger Jurist Friedrich Endemann, dem Gothein von seinem Plan
erzählte, nahm sich der Sache an, wandelte Gotheins Absichten aber ins Große — in
den Worten Gotheins: „Mit seiner immer etwas komisch wirkenden Unverfrorenheit
rückt er Lanz auf die Bude ... und bringt richtig, wie es scheint beim ersten Anlauf,
die Million heim.“ Karl Lanz stiftete 1 Million Mk. und 50.000 Mk. Schenkungs-
steuer — die neue Institution erhielt den Namen „Heidelberger Akademie der Wis-
senschaften. Stiftung Heinrich Lanz“.
War Endemann der Vermittler, so übernahmen die personelle und damit
zugleich die inhaltliche Ausgestaltung die beiden Heidelberger Professoren
Koenigsberger und Windelband — Leo Koenigsberger war Mathematiker, Wilhelm
Windelband Philosoph und 1909 (Pro-)Rektor der Universität. Karl Lanz, dem die
Naturwissenschaftlich-mathematische Fakultät den Ehrendoktor verlieh, begnügte
sich offenbar mit der Hergabe des Stiftungskapitals und vollzog im übrigen ledig-
lich nach, was die Heidelberger Gelehrten ihm vorschlugen. Zurückhaltend agier-
te - wie 1886/87 — das Karlsruher Ministerium. Es erhob Einwendungen gegen
den Begriff „Akademie“, der im Vergleich mit Berlin und München überdimensio-
niert erschien, und bevorzugte die Bezeichnung „Oberrheinische Gesellschaft der
Wissenschaften“ - auch Göttingen und Leipzig nannten sich damals „Gesellschaft“,
nicht „Akademie“. Das Ministerium bestand zudem auf der Einbeziehung von
Freiburg und Karlsruhe, weil es fürchtete, dass das gelehrte Potential von Heidel-
berg allein nicht ausreichte, um die neue Gründung vor wissenschaftlicher Mittel-
mäßigkeit zu bewahren. Es verlangte auch, dass Lanz seinen Finanzierungsplan
änderte und die geschenkte Summe nicht, wie er beabsichtigte, in zehn Jahresraten
überwies; Karlsruhe machte die Anerkennung der Akademie davon abhängig,
dass der „größere Teil“ des Stiftungsvermögens vorhanden sei — was dann auch
geschah.
Die von Karl Lanz am 22. Mai 1909 unterschriebene Stiftungsurkunde traf
zwei wichtige Strukturentscheidungen und formulierte damit, wenn man so will,
den „Auftrag“ der Akademie:
1) Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften ist „der Universität Hei-
delberg angegliedert“.
2) „Die innere Ausgestaltung“ erfolgt nach dem Vorbild der bestehenden
deutschen Akademien.
Zu 1): Die Angliederung an die Universität Heidelberg bestand den Statuten
zufolge darin, dass ordentliches Mitglied der Akademie nur sein konnte, „wer seinen
Wohnsitz in Heidelberg hat“. Das hieß konkret: Nur Professoren der Heidelberger
Universität kamen für eine ordentliche Mitgliedschaft in Frage. Der vom Ministe-
rium geforderten Ausdehnung auf das ganze Land wurde durch die Gruppe der