348 | VERANSTALTUNGEN
von der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Philosophisch-historische Klasse
wählte 20 außerordentliche Mitglieder, davon zwölf aus Heidelberg, sechs aus Frei-
burg und zwei aus Karlsruhe — diese begreiflicherweise nicht von der Technischen
Hochschule, sondern den Direktor des Generallandesarchivs und den Direktor des
Badischen Oberschulrates. Die ersten Wahlen legten zugleich für lange Zeit die aka-
demiefähigen Disziplinen fest. Wie in den anderen deutschen Akademien erhielten
in den Geisteswissenschaften die philologisch-historisch arbeitenden Fächer eine
Monopolstellung, bei den naturwissenschaftlich-medizinischen Fächern die theore-
tisch orientierten. Spekulative und anwendungsorientierte Disziplinen blieben aus-
geschlossen.
Die Statuten definierten die Heidelberger Akademie der Wissenschaften als
„eine Vereinigung von Gelehrten zu dem Zwecke,
- die Wissenschaft zu pflegen,
- sie durch Forschungen zu erweitern,
- wissenschaftliche Untersuchungen anzuregen und zu unterstützen“.
Diese Definition steht noch heute in den Statuten.
Die Eröffnungsfeier am 3. Juli 1909 in der Alten Aula der Universität vollzog sich
mit wilhelminischem Pomp. Großherzog Friedrich II. sprach ebenso wie Kultus-
minister von Dusch, Koenigsberger hielt die programmatische Festrede. Er berief
sich auf die Kurpfälzische Akademie des 18. Jahrhunderts, fraglos, um der Neuschöp-
fung ein wenig Patina zu geben und sie vor den Schwesterinstituten reputierlicher
zu machen. Außerdem zitierte er ausführlich Humboldt und erinnerte an den Plan
von 1886/87, an dem er selbst beteiligt gewesen war, wenn auch „Zeit, Umstände
und Personen“ damals der Ausführung „nicht günstig“ gewesen seien. Koenigsber-
ger beschwor die Einheit der Wissenschaft als Hauptaufgabe der Akademie. Durch
die Kenntnisnahme von Einzelforschung sollte den Akademiemitgliedern „das
Gemeinsame der gewonnenen Resultate zum Bewußtsein gebracht“ werden. Nur
vorsichtig wurde angedeutet, dass die Ausrichtung an den älteren Akademien viel-
leicht nicht alles zu sein brauchte. „Unsere Akademie ist die erste, die in diesem Jahr-
hundert ins Leben tritt, sie soll und wird den modernen [im Druck gesperrt]
Anschauungen gerecht werden, ohne sich jedoch mehr als nötig von den idealen
Auffassungen zu entfernen, welche die Männer der Wissenschaft in den früheren
Jahrhunderten beherrscht und die Arbeitsrichtung der gelehrten Gesellschaften
bestimmt haben.“ Auch unter den Arbeitszielen der Akademie nannte Koenigsber-
ger neben der Erweiterung der Wissenschaft sowie der engeren Verbindung der badi-
schen Hochschulen die „Förderung aller Interessen, welche eine neue Zeit, neue
Aufgaben und neue Hilfsmittel zu deren Lösung erfordern“. Karl Lanz unterstrich
in seiner Rede die Verbindung von Naturwissenschaften und Industrie, die erforder-
lich sei, um die sozialen und gesellschaftlichen Probleme von Gegenwart und
Zukunft zu lösen. Windelband griff in seiner Ansprache auf das Ursprungskonzept
Gotheins zurück, ohne aber dessen Namen zu nennen: Die Mittel der Akademie
sollten vor allem den „jüngeren Lehrkräften“ zugute kommen — in Gestalt von Sti-
pendien („Eröffnung von Studiengelegenheiten“), in der Beschaffung von For-
von der Technischen Hochschule Karlsruhe. Die Philosophisch-historische Klasse
wählte 20 außerordentliche Mitglieder, davon zwölf aus Heidelberg, sechs aus Frei-
burg und zwei aus Karlsruhe — diese begreiflicherweise nicht von der Technischen
Hochschule, sondern den Direktor des Generallandesarchivs und den Direktor des
Badischen Oberschulrates. Die ersten Wahlen legten zugleich für lange Zeit die aka-
demiefähigen Disziplinen fest. Wie in den anderen deutschen Akademien erhielten
in den Geisteswissenschaften die philologisch-historisch arbeitenden Fächer eine
Monopolstellung, bei den naturwissenschaftlich-medizinischen Fächern die theore-
tisch orientierten. Spekulative und anwendungsorientierte Disziplinen blieben aus-
geschlossen.
Die Statuten definierten die Heidelberger Akademie der Wissenschaften als
„eine Vereinigung von Gelehrten zu dem Zwecke,
- die Wissenschaft zu pflegen,
- sie durch Forschungen zu erweitern,
- wissenschaftliche Untersuchungen anzuregen und zu unterstützen“.
Diese Definition steht noch heute in den Statuten.
Die Eröffnungsfeier am 3. Juli 1909 in der Alten Aula der Universität vollzog sich
mit wilhelminischem Pomp. Großherzog Friedrich II. sprach ebenso wie Kultus-
minister von Dusch, Koenigsberger hielt die programmatische Festrede. Er berief
sich auf die Kurpfälzische Akademie des 18. Jahrhunderts, fraglos, um der Neuschöp-
fung ein wenig Patina zu geben und sie vor den Schwesterinstituten reputierlicher
zu machen. Außerdem zitierte er ausführlich Humboldt und erinnerte an den Plan
von 1886/87, an dem er selbst beteiligt gewesen war, wenn auch „Zeit, Umstände
und Personen“ damals der Ausführung „nicht günstig“ gewesen seien. Koenigsber-
ger beschwor die Einheit der Wissenschaft als Hauptaufgabe der Akademie. Durch
die Kenntnisnahme von Einzelforschung sollte den Akademiemitgliedern „das
Gemeinsame der gewonnenen Resultate zum Bewußtsein gebracht“ werden. Nur
vorsichtig wurde angedeutet, dass die Ausrichtung an den älteren Akademien viel-
leicht nicht alles zu sein brauchte. „Unsere Akademie ist die erste, die in diesem Jahr-
hundert ins Leben tritt, sie soll und wird den modernen [im Druck gesperrt]
Anschauungen gerecht werden, ohne sich jedoch mehr als nötig von den idealen
Auffassungen zu entfernen, welche die Männer der Wissenschaft in den früheren
Jahrhunderten beherrscht und die Arbeitsrichtung der gelehrten Gesellschaften
bestimmt haben.“ Auch unter den Arbeitszielen der Akademie nannte Koenigsber-
ger neben der Erweiterung der Wissenschaft sowie der engeren Verbindung der badi-
schen Hochschulen die „Förderung aller Interessen, welche eine neue Zeit, neue
Aufgaben und neue Hilfsmittel zu deren Lösung erfordern“. Karl Lanz unterstrich
in seiner Rede die Verbindung von Naturwissenschaften und Industrie, die erforder-
lich sei, um die sozialen und gesellschaftlichen Probleme von Gegenwart und
Zukunft zu lösen. Windelband griff in seiner Ansprache auf das Ursprungskonzept
Gotheins zurück, ohne aber dessen Namen zu nennen: Die Mittel der Akademie
sollten vor allem den „jüngeren Lehrkräften“ zugute kommen — in Gestalt von Sti-
pendien („Eröffnung von Studiengelegenheiten“), in der Beschaffung von For-