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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Wolgast, Eike: Die Heidelberger Akademie der Wissenschaften - Gründung und Auftrag
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0335
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6. April 2009

351

und Reputation im Kreis der deutschen Akademien. Bei den Lanzschen Erben pro-
vozierte dieser Schritt dagegen begreiflicherweise langanhaltende Verstimmung.
Schon bald nach der Gründung hatte sich gezeigt, dass die Mitgliederzahl von
zehn in jeder Klasse zu knapp bemessen war, nicht zuletzt im Vergleich mit den
anderen Akademien: Berlin verfugte in jeder Klasse über 32 Mitglieder, München
über 24, Göttingen über 1 5 (seit 1914 : 21) und Leipzig über 40 (seit 1912) Mitglie-
der je Klasse. 1916 wurde durch eine Satzungsänderung die Zahl der ordentlichen
Mitglieder von zehn auf 15 in jeder Klasse erhöht. Um die Mitgliederentwicklung
gleich weiter zu verfolgen: Seit 1926 wurden die über Siebzigjährigen nicht mehr
auf das Quorum angerechnet, 1930 die Zahl der Mitglieder auf 20 je Klasse erhöht.
Seit 1939 waren es 25, jetzt allerdings ausdrücklich auf das ganze Land ausgedehnt.
1958 wurde die Mitgliederzahl auf 35, 1988 auf 40 Mitglieder in jeder Klasse fest-
gesetzt; zusätzlich wurde 1974 das Lebensalter für die aktive Mitgliedschaft auf 68,
1998 auf 65 Jahre gesenkt.
1930 erklärte der Präsident Hans von Schubert bei der Jahresfeier: „Eine Aka-
demie erfüllt ... erst dann ihren eigentlichen Zweck, wenn sie selbst größere Unter-
nehmungen in die Wege zu leiten und zu tragen vermag.“ Zu diesem Zeitpunkt
betrieben beide Klassen jeweils ein großes Forschungsprojekt. 1927 begannen die
Arbeiten an der Edition der Opera omnia des spätmittelalterlichen Philosophen und
Theologen Nikolaus von Kues (1401—1464), 1931 erschien das erste Heft des
Oberrheinischen Fossilienkatalogs. Die Cusanus-Ausgabe, deren Initiator der Philo-
soph Ernst Hoffmann und deren erster Mitarbeiter Raymond Klibansky war, sollte
für die wissenschaftliche Beschäftigung mit einem der bedeutendsten Denker der
abendländischen Geistesgeschichte eine verläßliche textkritische Grundlage bereit-
stellen. Die Edition wurde 2005 vollendet. Der Fossilienkatalog, den Wilhelm Salo-
mon-Calvi herausgab, dokumentierte, nach geologischen Formationen geordnet,
die große Vielfalt der Fossilfundstellen im Oberrheingebiet. Das Werk lag 1936 mit
zehn Heften abgeschlossen vor. Beide Unternehmungen gerieten bald in den Sog
der rassistischen Politik des Nationalsozialismus — Klibansky wurde 1933 entlassen
und emigrierte nach Großbritannien, Salomon-Calvi ließ sich unter dem Druck der
antisemitischen Maßnahmen vorzeitig emeritieren und folgte einem Ruf nach
Ankara.
4. Die Akademie im Dritten Reich
Von der antisemitischen Gesetzgebung des Dritten Reiches wurde der Mitglieder-
bestand der Heidelberger Akademie zunächst nicht betroffen — die 1933 und 1935
vorgenommenen Säuberungen der Dozentenschaft an den Universitäten wirkten
sich auf die Zusammensetzung der Akademie nicht aus. Nur der Althistoriker Eugen
Täubler, der 1933 seinen Lehrstuhl aufgab, obwohl er durch die Frontkämpferklau-
sel geschützt war, legte auch seine Mitgliedschaft in der Heidelberger Akademie nie-
der. Eine partielle Selbstgleichschaltung und einen Akt der Unterwerfung unter das
NS-Regime nahm die Philosophisch-historische Klasse 1934 vor, als sie Eugen
Fehrle zum Mitglied wählte. Sie honorierte damit nicht wissenschaftliche Verdienste,
 
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