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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Schleich, Wolfgang: Gemeinsame Vortragsreihe mit der Universität Ulm "Wissenschaft auf dem Markt"
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0345
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2. Mai bis 18. Juli 2009 | 361

GEMEINSAME VORTRAGSREIHE MIT DER UNIVERSITÄT ULM
„Wissenschaft auf dem Markt“
2. Mai bis 18. Juli 2009
Gemeinsame Vortragsreihe der Heidelberger Akademie und der Universität Ulm
anlässlich der 100-Jahrfeier der Heidelberger Akademie
Wenn sich die Besucher des Ulmer Wochenmarkts am Münsterplatz für das bevor-
stehende Wochenende mit ausreichend Vitaminen in Form von Tomaten und Karot-
ten versorgten, bot sich ihnen im Sommer 2009 gleichzeitig die Gelegenheit, sich
auch mit geistiger Nahrung einzudecken. Die Heidelberger Akademie nutzte im
Rahmen ihrer 100-Jahrfeier die Mittagszeit an 10 Samstagen, um der breiten Öffent-
lichkeit Wissenschaft näher zu bringen. In der Vorlesungsreihe „Wissenschaft auf dem
Markt“ präsentierten Mitglieder der Akademie aktuelle Forschungsgebiete aus Lite-
ratur, Theologie, Biologie, Klimaforschung, bis hin zu Ingenieurwissenschaften und
Quantenphysik.
Nachfolgend geben wir einen kurzen Überblick über die Vortragenden und
die von ihnen behandelten Themen. Als Grundlage dienen uns die von den Spre-
chern zur Verfügung gestellten und auf dem Internet zugänglichen Kurzzusammen-
fassungen.
PROF. DR. WOLFGANG FRÜHWALD
Universität München
Warum Goethe (doch noch) geheiratet hat?
Sechzehn Jahre lebte Goethe bereits mit Christiane Vulpius in einer „Gewissensehe“
zusammen, ehe er sich am 17. Oktober 1806 von heute auf morgen entschlossen hat,
sie zu heiraten. Trauzeugen waren (am 19. Oktober) der gemeinsame, 17 Jahre alte
Sohn August, das einzige überlebende Kind von insgesamt fünf Kindern, die Goethe
mit Christiane hatte, und dessen Hauslehrer Friedrich Wilhelm Riemer. Die Zeitge-
nossen meinten, dieser überstürzten Hochzeit habe ein „panischer Lebensschrecken“
zugrundegelegen, weil sie unter dem Donner der Kanonen jener Schlacht vollzogen
wurde, bei der die Franzosen die preußisch-sächsischen Truppen in der Nähe von
Weimar am 14. Oktober 1806 blutig geschlagen und anschließend Weimar geplün-
dert hatten.
Der Vortrag zeigte, dass und wie der listige Goethe die einzige Frist, die ihm
der Krieg gelassen hat, nutzte, um seine aus der sozialen Unterschicht stammende
Frau ohne Erlaubnis des Weimarer Herzogs, ohne großen öffentlichen Skandal zu
seiner Frau zu machen und anschließend in die Weimarer Gesellschaft einzuführen.
Doch nicht nur die Kriegsereignisse, in denen Goethe von seiner Frau aus akuter
Lebensgefahr gerettet wurde, trugen zu diesem Entschluss bei, sondern auch die
grundlegenden Änderungen in der Auffassung von Liebe und Ehe am Beginn des
19. Jahrhunderts. In einem neuen Ehe- und Liebeskonzept wird die Frau als Frau —
 
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