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Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Jahrbuch ... / Heidelberger Akademie der Wissenschaften: Jahrbuch 2009 — 2010

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IV. Veranstaltungen im Jubiläumsjahr
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Drös, Harald: Bauen, Umbauen, Renovieren: zur Geschichte des Akademiegebäudes Karlstraße 4
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https://doi.org/10.11588/diglit.66333#0359
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14. Mai 2009

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gerichtet sind. In der östlichen Hälfte liegen zwei kleinere Appartements. Diese
grobe Skizze soll hier genügen. Erwähnt sei immerhin, daß die Stuckdecken des
Paradeappartements noch in ihrer ursprünglichen Form auf uns gekommen sind und
somit eines der ganz wenigen erhaltenen Beispiele für barocke Stuckierung im
Bereich der ehemaligen Kurpfalz darstellen.
In zweiter Ehe heiratete die Freiin von Landsee 1726 den kurpfälzischen
Oberst Ludwig Johann Wallrad von Bettendorff (Abb. 2/9), unter dem im Hof zwi-
schen Hauptgebäude und Wirtschaftsgebäuden zwei erhöhte Rasenplätze als Bleich-
plätze für die Wäsche angelegt wurden. Sehr zum Arger der Nachbarn, da der Druck
des aufgeschütteten Erdreichs unter anderem eine Mauer zum Einsturz brachte —
was allerdings nach anderer Version daher rührte, daß besagter Nachbar sein neues
Gartenhäuschen an eben diese Mauer anlehnte. Die üblichen Nachbarschaftsstreite-
reien eben... Bettendorf bekam übrigens letztlich Recht.
Nach 1740 erwarb der bischöflich speyerische Geheimrat und Oberjägermei-
ster Josef Freiherr von Deuring (Abb. 2/10) das Anwesen, verkaufte es aber bereits
1748 an den kurpfälzischen Landschreiber des Oberamts Heidelberg Ferdinand Josef
Wrede (Abb. 2/11), der einige Jahre zuvor auch das Gut Langenzell bei Neckar-
gemünd erstanden hatte9. Wrede nutzte das Palais zugleich als Wohnung und für
seine Amtsgeschäfte. 1766 bot er dann der kurfürstlichen Regierung das Haus zum
Verkauf an mit dem Vorschlag, darin das Heidelberger Oberamt und die Registratur
einzurichten. 1768 ging die Regierung schließlich auf den Vorschlag ein, nicht
zuletzt weil man das Gebäude zusätzlich als Absteigequartier für den Kurfürsten
(Abb. 2/12) bei dessen Heidelberg-Aufenthalten nutzen wollte. Denn kurz zuvor
hatte ein Blitzschlag 1764 zum erneuten Brand des Heidelberger Schlosses geführt
und somit die zeitweilig von Karl Theodor gehegten Wiederaufbaupläne endgültig
zunichte gemacht.
Der ausführlichen Bauinspektion anläßlich des Kaufgeschäfts verdanken wir
recht detaillierte Angaben zum damaligen Zustand der Baulichkeiten. Der Ankauf
durch die Regierung und die künftige veränderte Nutzung hatten umfangreiche
Umbaumaßnahmen zur Folge, die Wrede zu einem Gutteil aus eigener Tasche zahl-
te. Das Paradeappartement in der Beletage mit dem Festsaal blieb fortan dem Kur-
fürsten vorbehalten, wenn er - was äußerst selten der Fall war - in Heidelberg resi-
dierte, sowie dem adeligen Oberamtmann, der sich ebenfalls nur selten in der Stadt
aufhielt. Die Räumlichkeiten dieses Wohntrakts blieben von kleineren Reparaturen
abgesehen weitgehend unangetastet. Der östliche Teil der Beletage erfuhr dagegen
eine grundlegende Modernisierung. Er wurde weiterhin von Landschreiber Wrede
und seiner Familie bewohnt und erhielt um 1780 eine neue Stuckierung im Louis-
XVI-Stil, ähnlich wie im Schwetzinger Schloß. Ausführende Werkstatt war vermut-
lich die von Giuseppe Antonio und Carlo Luca Pozzi in Mannheim. Neue Ofen
wurden angeschafft, das Dach neu gedeckt. Die Umgestaltung des Gebäudes leitete

Vgl. Günther Wüst, Zur Geschichte von Wiesenbach und Langenzell. Ein Heimatbuch, Wiesen-
bach 1970, S. 248,265.
 
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