20. Oktober 2009
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dertalern geliefert hat. Auch aus Zentralasien, z.B. aus Usbekistan und Tadschikistan,
kennt man inzwischen eine ganze Reihe von Neandertalerfossilien. Lange Zeit galt
ein Kinderskelett aus Teshik-Tash in Usbekistan als östlichster Nachweis für Nean-
dertaler. Gestützt durch Genuntersuchungen konnten kürzlich Menschenreste aus
der Okladnikov-Höhle im russischen Altai-Gebiet Neandertalern zugeordnet und so
das Verbreitungsgebiet dieser Menschenform weit nach Osten hin ausgedehnt wer-
den. Vor 35-40.000 Jahren hatten die Neandertaler damit ihre nach gegenwärtigem
Kenntnisstand weiteste regionale Ausbreitung erreicht.
Umso verwunderlicher ist ihr scheinbar völliges Verschwinden vor etwa 30.000
Jahren, also nicht lange nachdem sie ihre größte Verbreitung hatten. Kurz vorher hat-
ten erstmals anatomisch moderne Menschen Europa betreten. Ob hier ein Zusam-
menhang besteht, ist bis heute unklar. So ist auch bisher nicht eindeutig nachweis-
bar, ob sich beide Menschenformen je begegnet sind. Nachdem das ehemalige Kern-
gebiet der Neandertaler in Europa immer weiter zusammengeschrumpft war, finden
wir die letzten Nachweise nur noch in wenigen Refugien, so z.B. in Kroatien, auf
der Krim, im Kaukasus und schließlich auf der Iberischen Halbinsel, wo sich ihre
Spur als eigenständige Menschenform vor knapp 30.000 Jahren endgültig verliert.
Über gut 200.000 Jahre bildeten die Neandertaler in Europa ein konkurrenz-
loses Erfolgsmodell. Vor etwa 40.000 Jahren betraten erstmals anatomisch moderne
Menschen den Kontinent. Ob wir ein ebensolches Erfolgsmodell werden, wie die
Neandertaler, müssen wir erst noch beweisen.
MICHAEL BOLUS
Prof. Dr. Michael Bolus gab vor einem vollen Vortragssaal Einblicke in das Leben und die Ausbrei-
tung des Neandertalers.
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dertalern geliefert hat. Auch aus Zentralasien, z.B. aus Usbekistan und Tadschikistan,
kennt man inzwischen eine ganze Reihe von Neandertalerfossilien. Lange Zeit galt
ein Kinderskelett aus Teshik-Tash in Usbekistan als östlichster Nachweis für Nean-
dertaler. Gestützt durch Genuntersuchungen konnten kürzlich Menschenreste aus
der Okladnikov-Höhle im russischen Altai-Gebiet Neandertalern zugeordnet und so
das Verbreitungsgebiet dieser Menschenform weit nach Osten hin ausgedehnt wer-
den. Vor 35-40.000 Jahren hatten die Neandertaler damit ihre nach gegenwärtigem
Kenntnisstand weiteste regionale Ausbreitung erreicht.
Umso verwunderlicher ist ihr scheinbar völliges Verschwinden vor etwa 30.000
Jahren, also nicht lange nachdem sie ihre größte Verbreitung hatten. Kurz vorher hat-
ten erstmals anatomisch moderne Menschen Europa betreten. Ob hier ein Zusam-
menhang besteht, ist bis heute unklar. So ist auch bisher nicht eindeutig nachweis-
bar, ob sich beide Menschenformen je begegnet sind. Nachdem das ehemalige Kern-
gebiet der Neandertaler in Europa immer weiter zusammengeschrumpft war, finden
wir die letzten Nachweise nur noch in wenigen Refugien, so z.B. in Kroatien, auf
der Krim, im Kaukasus und schließlich auf der Iberischen Halbinsel, wo sich ihre
Spur als eigenständige Menschenform vor knapp 30.000 Jahren endgültig verliert.
Über gut 200.000 Jahre bildeten die Neandertaler in Europa ein konkurrenz-
loses Erfolgsmodell. Vor etwa 40.000 Jahren betraten erstmals anatomisch moderne
Menschen den Kontinent. Ob wir ein ebensolches Erfolgsmodell werden, wie die
Neandertaler, müssen wir erst noch beweisen.
MICHAEL BOLUS
Prof. Dr. Michael Bolus gab vor einem vollen Vortragssaal Einblicke in das Leben und die Ausbrei-
tung des Neandertalers.