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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0070
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Nr. 1

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I 60 // BLO 91/7’, 93/1 und STT 308 i 1. Das erste Omen des Abschnitts über padänu „den Pfad“ dupliziert das erste Omen der

ersten Tafel des Kapitels summa padänu der bärütu-Serie mit einem kleinen, aber feinen Unterschied. Während die
Apodose im vorliegenden Text lautet: „Der Weg des Königs ist mit dem Gott in Einklang“, ist sie in dem Kapitel summa
padänu nicht auf den König, sondem ganz allgemein auf einen Mann (amelu/LÜ) bezogen, siehe BLO 42/62. Siehe auch
i 65 und VAT 13803 + VAT 13810 (Nr. 19) Vs. 1 sowie I. Starr, AfO 26 (1978/79) 55 zu Z. 19.

I 61-11 22 K 6832 + K 10583 (BLO 96) ist kein genaues, aber hinreichend ähnliches Duplikat zu diesen Zeilen, siehe dazu bereits
U. Koch-Westenholz, BLO S. 451 oben.

I 61-64 // BLO 93/3 und die dort sowie bei I. Starr, SAA IV, LXVIII, Anm. 8. angegebenen Parallelen. Hierzu kann jetzt auch

VAT 13803 + VAT 13810 (Nr. 19) Rs. 28-29 gestellt werden. Zu der Frage, ob die altbabylonische Apodose YOS 10/40,
Z. 14 nach VAT 9934 i 63 zu ergänzen ist, siehe J.-J. Glassner, ZA 99 (2009) 13 Anm. 32.

Der Leberteil pusqu, die „Verengung“, ist eng mit dem Pfad verbunden, wie schon A. Goetze, JCS 11 (1957) 100b bemerkt
hat. Sowohl I. Starr, Rituals 79, als auch U. Koch-Westenholz, BLO 63 und Th. Richter, OrNS 72 (2993) 437 kommen zu
dem Schluß, daß pusqu die Region um die Enden des Pfades bezeichnet.

Das Verbum patäru (DU8) mit der Grundbedeutung „lösen, ablösen“ erscheint sehr häufig in Opferschau-Omina, insbeson-
dere bei den Furchen der Leber. Es hat sich hierfür die Übersetzung „spalten, abspalten“, bzw. engl. „to split“ eingebürgert,
die - soweit ich sehe - auf J. Nougayrol, RA 44 (1950) 27 zurückgeht, der „scinder“ übersetzt. Dem folgen A. Goetze,
JCS 11 (1957) 96a und R. D. Biggs, RA 63 (1969) 162: („to split“), K. K. Riemschneider, ZA 57 (1965) 143 und
F. R. Kraus, JCS 37 (1985) 180 („spalten, abspalten, lösen“) sowie die neueren Publikationen U. Jeyes, OBE 166,1. Starr,
SAA IV, 344 und U. Koch-Westenholz, BLO 523. Es muß aber hinterfragt werden, ob diese Übersetzung sowohl den
Wortsinn als auch den realen Befund wirklich zutreffend beschreibt. Denn es können hieran durchaus Zweifel aufkommen,
da mit satäqu(DAR) ein weiteres Verbum in den Opferschau-Omina erscheint, das ebenfalls mit „spalten“ übersetzt wird,
siehe dazu auch S. Richardson, in: C. Wunsch (Hrsg.), Fs. Chr. Walker, 239: „The semantic difference betweenpater and
satiq is not entirely clear“. Eine Lösung dieses Problems dürfte in einigen Omenprotasen zu finden sein, die das
Erscheinungsbild von Befunden auf Leber mit Gegenständen vergleichen. So findet sich im dritten Omen der ersten Tafel
des Kapitels summa ubänu der bärütu-Serie folgender Vergleich:

BE SU.SI 15-sä u 150-sd GIM ZÜ SUM.GAM.ME DU8.MES-flt ZI-ut BURU5.HÄ

„Wenn der Finger auf seiner rechten und linken Seite wie der ‘Zahn’ einer Säge tief eingekerbt ist: Heuschreckeninvasion.“
(K 2484 + K 3987 + K 11750 + Sm 753 [unp.] Vs. 3, das Omen ist auch teilweise in K 2714 + K 3831 + K 4062 [CT 28/50]
Vs. 3 erhalten).

Da Sägeblätter nicht gespalten, sondem eingekerbt sind, ergibt sich die korrekte Übersetzung hier von selbst, siehe auch
R. Leiderer, Anatomie 36. Der Vergleich mit der Säge erscheint auch ganz ähnlich auf dem Tonlebermodell in KUB 37/72,
B 1-2, das K. K. Riemschneider, DBH 12, 60-62 bearbeitet hat (auch zitiert von R. Leiderer, Anatomie 36):

BE KI.GUB ki-ma ZÜ sa-ar-sa-ri pu-tur-ma ...

„Wenn die Präsenz wie der ‘Zahn‘ einer Säge tief eingekerbt/gezackt ist und ...“

Die Übersetzung „einkerben“ für patäru wird durch diese Vergleiche mit den Zacken eines Sägeblatts eindeutig geklärt.
Dem widerspricht auch die Deutung eines weiteren Vergleiches mit den Zähnen eines Kamms nicht, den Ulla Jeyes
(OBE 166) als Beleg dafür anführt, daß patäru mit „spalten“ übersetzt werden kann: Dieser Vergleich findet sich in der
vierten Zeile des altbabylonischen Textes VAT 4102, den J. Nougayrol, RA 44 (1950) 12-16 mit Taf. IV ediert hat:

[BE] n[i-r]u me-[eh\-re-et MÄS k[i]-ma si-in-ni mu-us-tipu-tü-ur-ma ...

„[Wenn] das Joch gegenüber dem Auswuchs wie die Zähne eines Kamme tief eingekerbt ist ... “

Dieses Omen kann nicht als Beleg dafür gewertet werden, daß patäru bzw putturu mit „spalten“ übersetzt werden muß. Die
Zähne eines Kamms sind nicht gespalten, sondem in das Material eingekerbt. Während „spalten“ nur das Zerteilen eines
zusammengehörigen Materials ohne wesentlichen Substanzverlust beschreibt, wird beim „Einkerben“ tatsächlich ein Teil
des Materials entfernt, was sowohl auf die Zacken eines Sägeblatts als auch auf die Zähne eines Kamms zutrifft.
Interessanterweise erscheint diese Protase auch in der 15. Tafel des Kapitels summapän täkalti der bärütu-Serie (BLO 76/3):

[BE] ni-ru IGl-et MÄS GIM ZÜ GA.RIG DU8.MES ZI-ut BURU5.HÄ

„Wenn das Joch gegenüber dem Auswuchs wie der ‘Zahn’ eines Kamms tief eingekerbt ist: Heuschreckeninvasion.“

Auffällige Gemeinsamkeiten offenbart ein Vergleich dieses Omens mit dem eingangs zitierten Omen aus der dritten Zeile
der ersten Tafel des Kapitels summa ubänu. Beide Omina weisen einen Vergleich mit dem Verbumpatäru auf, bieten die-
selbe Apodose und erscheinen in der dritten Zeile einer Tafel der Serie bärütu.

Das Verb patäru wird daher hier mit „einkerben“ übersetzt und von satäqu „spalten“ getrennt. Wie eine solche Einkerbung
impadänu „Pfad“ aussehen kann, zeigt R. Leiderer, Anatomie Abb. 12.
 
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