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Heeßel, Nils P.; Maul, Stefan M. [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]
Keilschrifttexte aus Assur literarischen Inhalts (Band 5): Divinatorische Texte: II. Opferschau-Omina — Wiesbaden: Harrassowitz, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.32174#0096
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Nr. 8

83

Rs.

2’ Wenn das uppu die Darmwindungen in ihrer Ganzheit umgibt: [.].

3’ Wenn das siktu die Darmwindungen umgibt: [.].

4’ Wenn das siktu vergrößert ist und die Darmwindungen umgibt: [.].

5’ Wenn das uppu die Darmwindungen umspannt: [.].

6’ Wenn das uppu die Gedärme umspannt: [.].

7’ Wenn die Darmwindungen den Magen umgeben: [.].

8’ Wenn die Darmwindungen zurückgebildet sind: [.].

9’ Wenn die Darmwindungen zurückgebildet und herumgedreht sind [.].

10’ Wenn die Darmwindungen übereinander liegen: [.].

ll’ Wenn die Darmwindungen wie eine Schwertscheide sind: [.].

12’ Wenn die Darmwindungen wie die Scheide eines Barbiermessers sind: [.].

13’ Wenn die Vorderseite der Darmwindungen mit Fett bede[ckt ist: Der König wird stark werden und das ganze Land

wird ihm Tribut bringen].

14’ Wenn die Darmwindungen lang sind: [.].

15’ Wenn die Darmwindungen (in) ihrer Masse lang sind: ... [.].

16’ 8. Tafel [.]

17’ Summe: 110 Einträge [.]

18’ Prüfer: ... [.].

19’ Etel-pI-Asalluh[i.].

Bemerkungen:

Die erhaltenen Omina auf der Vorderseite von VAT 9512 weisen eine große Ähnlichkeit mit dem Anfang der achten Tafel des
Kapitels summa tlränü der bärütu-Serie auf, der in K 3733 + K 8802 sowie in K 4045 a + K 6420 + K 8500 + Sm 798 + 81-7-27, 132
+ DT 196 erhalten ist. Zur textgeschichtlichen Bedeutung von VAT 9512 und den Implikationen des interessanten Kolophons siehe
die Einleitung.

Vs. 1 Nicht unmittelbar eindeutig ist der Herleitung der in den Zeilen 1-2 und 5-6 erscheinenden Verbalform immis. Die Parallele
in K 3733+ bietet a-mis (Z. 1-2) bzw. a-mis (Z. 5-6), so daß ein Stativ eines primae aleph-Verbums angenommen werden
kann, während im vorliegenden Text eine präteritale Form erscheint. Die Formen sind mit einiger Sicherheit von dem
Verbum amäsu „zusammenziehen“ herzuleiten, das bisher nur im medizinischen Kontext und nur im Stativ belegt ist.
Neben den Belegen in der achten Tafel des Kapitels summa tlränü erscheint das Verbum auch in der Form a-mi-is in einem
der Extispizin zuzurechnenden Text aus Susa (R. Labat, MDP 57, S. 164, Z. 26.) Die Präteritalformimmis zeigt, daß amäsu
wie hamäsu „abknicken“, von dem es als Nebenform abgeleitet ist, der i-Klasse zuzuordnen ist.

7 Bei ekal tiräm „Palast der Darmwindungen“ handelt es sich um einen speziellen Teil der Darmwindungen, der in der vier-

ten Tafel des Kapitels summa tTränü ausführlich behandelt wird. Einen ekallu „Palast“ weisen neben den Darmwindungen
auch der Leberfinger und die Lunge auf. Die einzelnen Bestandteile der Darmwindungen sind bislang bei der Erforschung
der Anatomie der Organe des Schafes kaum berücksichtigt worden. Dies dürfte auch darin seine Ursache haben, daß in den
gut erforschten Opferschau-Protokollen immer nur die Anzahl der Windungsbögen aufgeführt wird, andere Aspekte der
Darmwindungen dort aber an kaum erwähnt werden. Die Deutung E. Weidners, MVAeG 21 (1917) 194, mit ekal tiräm
wäre „wohl die Gesamtheit der Eingeweide oder Gedärme“ gemeint, hat sich aus gutem Grund nicht durchgesetzt, denn für
eine solche Deutung bieten sich andere Lexeme wie ummat tiräm an.

11-12 K 3733+ und K 4045 a+ bieten statt BE SÄ.NIGIN i+na TAB.MES-su-nu DU.MES-raa hier BE SÄ.NIGIN 15/150
GID.DA.MES-ra« ... „Wenn die Darmwindungen rechts/links sehr lang sind und ...“.

13 Im parallelen Text K 4045 a+ (siehe oben zuVs. 1-18) Vs. 13 findet sich das Omen: BE MUD u SIG-tu4 BALMES-raa KI

SIG su-uh-hi GAR.MES AS.TE KÜR-/r „Wenn das uppu und das siktum verdreht sind und im Bereich der schmalen Stelle
des Caecums liegen: Die Herrschaft wird sich ändern.“ Das vorliegende Omen muß davon im zweiten Teil der Protase
abweichen, da sowohl das Zeichen A als auch die Zeichenfolge SIG.MEvS-.s7/-/u/ eindeutig sind.

Für den als MUD bezeichneten Teil der Darmwindungen ist die Lesung uppu durch die auch in AHw 1424b sub uppu 5b)
zitierten Belegen aus ur5-ra = hubullu XV wahrscheinlich gemacht worden, da dort iippii als Teil der Gedärme erscheint.
Diese Lesung kann nunmehr durch eine syllabische Schreibung iip-pii statt des sonst ubiquitären Logogramms MUD bewie-
sen werden. Die syllabische Schreibung findet sich auf einer mittelbabylonischen Tafel aus Babylon, die R. Koldewey, Das
wieder erstehende Babylon 239 und O. Reuther, WVDOG 47, S. 18, Abb. 12 in Photographie abgebildet haben. Die Tafel
enthält Zeichnungen von Darmwindungen mit erklärenden Beischriften, und eine dieser Beischriften lautet nach
E. Weidner, MVAeG 21 (1917) 195: ub(p)-b(p)u sapiltum tum ekal ti-[ra-ni], also doch wohl up-pu KI.TA-tum E.GAL ti-
[ra-ni\. Ein Studium der Photographie zeigt jedoch, daß auf der Tafel statt des nach Weidners Umschrift zu erwartenden
KI.TA-t/zra zwischen KI und tum kein Zeichen erscheint. Bei genauer Betrachtung erweist sich das von Weidner „KI“ gele-
sene Zeichen tatsächlich als Winkelhaken plus das Zeichen SIG, so daß die Stelle nunmehr up-pu u sik-tu4 E.GAL ti-[ra-ni
... ] zu lesen ist. Gegen Weidner ist sicher davon auszugehen, daß nach ti-[ra-ni noch eine Verbalform folgt, da sonst die-
 
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