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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0011
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Einleitung des Herausgebers

Einwand, sein Transzendenzbegriff sei subjektivistisch, nicht aus der Ruhe zu bringen:
»Ich glaube nicht, daß man entschiedner an der Transzendenz festhalten kann, als es,
wenigstens im Sagen, in meinen Schriften geschehen ist.«7
Dass Jaspers ausgerechnet in einem Gespräch über sein gerade erschienenes Buch
Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung (1962) für Philosophie und Theo-
logie einen gemeinsamen Ursprung reklamiert, muss jeden irritieren, der das Buch ge-
lesen hat, denn darin hat Jaspers vor allem die Differenzen betont. Der gemeinsame
Ausgangspunkt - der »Ursprung, aus dem wir leben« - ist dort in den Hintergrund ge-
treten und lediglich in einigen Andeutungen präsent. Danach bewegen sich Philoso-
phie und Theologie »in einem gemeinsamen Denkraum«8 und könnten sogar »auf den
Weg gelangen, wieder eins zu werden«,9 wenn sie bereit wären, nicht länger als »dog-
matische Theologie und dogmatische Philosophie« auf die »unwahre Absolutheit ih-
res vermeintlich gewußten Grundes«10 zu pochen. Sobald Jaspers jedoch konkret wird
und skizziert, worauf es ihm in dem Buch ankommt, scheint er diese ferne Ausrich-
tung nicht festhalten zu können. Sein Bedürfnis nach Abgrenzung ist so ausgeprägt,
dass er den gemeinsamen Denkraum zu verlassen scheint. Allzu deutlich formuliert
die Philosophie ihre Fragestellung nicht mit Blick auf die Theologie: »Der Drang, aus
dem Ursprung der Dinge zu erfahren, was ist und was sein kann und was werden mag,
hat ein einziges Ziel, das vielfach auszusprechen ist: Wir möchten des Ursprungs ge-
wiß werden, zu ihm zurückkehren, in ihm geborgen sein, Genüge darin finden, daß er
ist. Wir möchten vom Ursprung her das in ihm gesuchte Ziel erblicken, in seinem
Lichte unsern Weg finden.«11 Jaspers führt die Frage, woher wir kommen und wohin
wir gehen, so agnostizistisch ein, dass es selbst einer negativen Theologie schwerfal-
len dürfte, sie unverkürzt aufzunehmen. Er spricht davon, dass Ursprung und Ziel des
Menschen im Dunkeln liegen und nur in wenigen hohen Augenblicken hell werden,
spricht davon, dass das Begehren des Menschen nach Antwort erst im Nichtwissen als
der einzig möglichen Gewissheit zur Erfüllung kommt, aber er spricht nicht von Gott.
Exemplarisch kommt diese agnostizistische Haltung in jenem mittelalterlichen Spruch
zum Ausdruck, der am Anfang und am Ende des Buches steht und auf diese Weise die
geistige Klammer des ganzen Textes bildet:
»Ich komme, ich weiß nicht woher,
Ich bin, ich weiß nicht wer,
Ich sterb, ich weiß nicht wann,

7 K. Jaspers: »Erwiderung auf Rudolf Bultmanns Antwort«, 100. Vgl. R. Bultmann: »Zur Frage der
Entmythologisierung. Antwort an Karljaspers«, in: K. Jaspers, R. Bultmann: Die Frage der Entmy-
thologisierung, München 2i954, 57-73, hier: 68.
8 K. Jaspers: Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung, in diesem Band, S. 178.
9 Ebd., 493.
10 Ebd., 171.
11 Ebd., 116.
 
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