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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0075
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LXXIV

Einleitung des Herausgebers

Universitätsprofessor in Basel,349 fand in dem Buch seine über Jahre gewachsene Ver-
mutung bestätigt, dass Jaspers die Erneuerung des religiösen Glaubens aus dem phi-
losophischen Glauben zwar fordere, durch seine Fixierung auf den supranaturalisti-
schen Offenbarungsbegriff aber zugleich verhindere. Im Rückblick des 80-Jährigen
markiert Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung eine klare Trennlinie:
»Obschon ich aus eigener Erfahrung, die für mich als Pfarrer oft schmerzlich war, Jas-
pers’ Satz: »Mit >Glaubensfanatikern< kann man nicht redem, zustimmen muss, habe
ich mich nie dazu verstehen können, wie er es formuliert und praktiziert hat, einen
»philosophischen Glaubern bloss »angesichts der Offenbarung< zu vertreten, sondern
habe mich für meinen Glauben stets auf Offenbarung berufen - nicht auf die soge-
nannte biblische Offenbarung einer >Offenbarungstheologie<, wohl aber sowohl auf
eine in der Bibel bezeugte besondere Offenbarung, als auch auf eine ausserhalb der Bi-
bel erfahrbare allgemeine Offenbarung, und beides mit philosophischer Begründung
und in philosophischer Ausführung in Form einer Religionsphilosophie auf dem Bo-
den des Christentums.«350 Buris Auseinandersetzung mit Jaspers ist vielleicht das fas-
zinierendste Kapitel der theologischen Rezeptionsgeschichte, weshalb es sich lohnt,
sie etwas ausführlicher darzustellen.
Wie Werner war Buri durch die frühe Anknüpfung an Schweitzer in eine Dauer-
kontroverse mit Barth geraten, in deren Verlauf er zunehmend auf die Philosophie
von Jaspers zurückgriff.351 So sehr er dessen periechontologischem, bei der Subjekt-Ob-
jekt-Spaltung ansetzenden und in Chiffern sprechenden Denken verpflichtet war, ver-
säumte er doch nicht, kritische Vorbehalte anzumelden, und zwar von Anfang an.352 Sie

349 Zu Fritz Buri (1907-1995) vgl. P. Schulz, A. U. Sommer: Fritz Buri: Sein Weg. Leben - Denken -
Glauben, Fribourg 2007.
350 F. Buri: Mein Weg, Privatdruck, Basel 1987, zit. n. P. Schulz, A. U. Sommer: FritzBuri: Sein Weg, 99-
100.
351 Später ging Buri über die unproduktive Frontstellung zwischen neuprotestantisch-liberaler und
altprotestantisch-orthodoxer Theologie hinaus und vertrat ein zwischen Liberalismus und
Orthodoxie vermittelndes Selbstverständnis des christlichen Glaubens, das er, angeregt durch
eine Provokation Barths und zur Verärgerung Werners, dogmatisch entfaltete. Vgl. F. Buri: »Über
Orthodoxie und Liberalismus hinaus« (1960), in: ders.: Zur Theologie der Verantwortung, hg. von
G. Hauff, Bern, Stuttgart 1971,169-188; Dogmatik als Selbstverständnis des christlichen Glaubens,
TL r.Vernunft und Offenbarung, Bern, Tübingen 1956, TL 2: Der Mensch und die Gnade, Bern, Tü-
bingen 1962, TL 3: Die Transzendenz der Verantwortung in der dreifachen Schöpfung des dreieinigen
Gottes, Bern, Tübingen 1978.
352 Schon im ersten erhaltenen Brief schrieb er selbstbewusst: »Sie können sich vielleicht nicht vor-
stellen, wie viel ich mich mit Ihren Gedanken beschäftige, - und wenn ich mich damals bei un-
serem Zusammentreffen im Sommer 1947 zu einzelnen Punkten auch kritisch geäussert habe,
und dies seither auch noch in einer Arbeit, die schon längst beim Drucker liegt, aber leider noch
immer nicht erschienen ist, etwas ausführlicher getan habe, so bin ich mir doch bewusst, wieviel
ich dem Umgang mit Ihren Werken verdanke.« (F. Buri an K. Jaspers, 23. Januar 1949, KJB, Ein-
lage in: F. Buri: Kreuz und Ring. Die Kreuzestheologie des jungen Luther und die Lehre von der ewigen
Wiederkunft in Nietzsches »Zarathustra«, Bern 1947)
 
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