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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0078
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Einleitung des Herausgebers

LXXVII

stehen, dass Jaspers sich auf die Diskussion möglicher Ambivalenzen in seinem Buch
nicht einlassen wollte. Eine Rollenverteilung, in der Jaspers durch seine Fixierung auf
den supranaturalistischen Offenbarungsbegriff die Position Barths übernahm, er selbst
dagegen in die Position des philosophisch aufgeweichten Subjektivisten geriet, wollte
er sich allerdings ersparen: »Wenn ich jetzt an unseren Plan zurückdenke, so bedaure
ich es natürlich erneut, dass er nicht zur Ausführung kommen konnte. Aber vor dem
Radiopublikum wollte ich natürlich nicht Sie als Verteidiger der Orthodoxie angrei-
fen und mich von Ihnen als Ungläubigen hinstellen lassen.«362
Das Scheitern des Gesprächs und die darin zum Ausdruck kommende Gewissheit,
dass eine Verständigung in der Sache nicht möglich war, hinderten Buri freilich nicht,
mit dem Philosophischen Glauben angesichts der Offenbarung weiterhin zu arbeiten. Als
er von Herbst 1966 bis Frühjahr 1967 an der Drew University in Madison, New Jersey,
als Gastprofessor unterrichtete, nahm er das Buch, dessen englische Übersetzung noch
nicht erschienen war, in einem Seminar durch.363 Er wird dabei nicht anders vorgegan-
gen sein als in jenem Seminar, das er im Sommersemester 1963 an der Universität Ba-
sel über das Buch gehalten hatte. Die Schlussbemerkung am Ende dieser Basler Veran-
staltung publizierte er Jahre später in englischer Übersetzung.364 Auf diese Weise
förderte er die nordamerikanische Rezeption des Buches. Sein Verständnis von Jaspers
als »Lehrer der Kirche« hat er übrigens nie zurückgenommen. Im Todesjahr des Philo-
sophen veröffentlichte er unter dieser Überschrift einen Artikel, in dem er die Wen-
dung noch einmal verteidigte, aber auch auf sein Verhältnis zu Jaspers und das Schei-
tern ihres Gesprächs zu sprechen kam.365 Die Möglichkeit eines abschließenden Fazits
bot sich ihm 1983 im Rahmen eines Kolloquiums zum 100. Geburtstag des Philoso-
phen. Inzwischen war der dritte und letzte Band seiner Dogmatik erschienen, so dass
er, die eigene Lebensleistung und eine jahrzehntelange Beschäftigung mit Jaspers im
Rücken, das Verhältnis zwischen philosophischem Glauben und Offenbarungsglau-
ben noch einmal neu und umfassend entfalten konnte.366
Wie weit Jaspers in die Schweizer liberale Theologie hineinwirkte und welche Rolle
dabei Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung spielte, sei abschließend an
Ulrich Neuenschwander verdeutlicht, ebenfalls ein Schüler Martin Werners und wie

362 F. Buri an K. Jaspers, 3. September 1963, ebd., 62.
363 F. Buri: Mein Weg, zit. n. P. Schulz, A. U. Sommer: Fritz Buri: Sein Weg, 60. - Die Übersetzung (vgl.
K. Jaspers: Philosophical Faith and Revelation) erschien noch im selbenjahr.
364 F. Buri: »Concerning the Relation of Philosophical Faith and Christian Faith«, translated by C. D.
Hardwick, in: Journal of the American Academy of Religion 40 (1972) 454-457.
365 F. Buri: »Karl Jaspers - ein Lehrer der Kirche« (1969), in: ders.: Zur Rheologie der Verantwortung,
62-70.
366 F. Buri: »Philosophischer Glaube und Offenbarungsglaube im Denken von Karl Jaspers«, in: Theo-
logische Zeitschrift 39 (1983) 204-226.
 
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