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Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung
kommenden Faktischen. Aber Dasein ist noch nicht Existenz. Daß ich da bin, dies Ge-
heimnis des Sichfindens als Leben in der Welt, ist noch nicht die Selbstvergewisserung
der Existenz.
Sowie ich mein Entscheidenkönnen bemerke, nicht bloß als Wahlfähigkeit der Will-
kür im Dasein, sondern als die Möglichkeit des Entschlusses, durch dessen Notwendig-
31 keit ich ich selbst bin, sehe ich im | Grunde dieses Entscheidenkönnens die mögliche
Existenz: was ich bin, das werde ich durch meine Entscheidungen. Wenn ich aber die
Freiheit der Existenz schon in der Willkür sehe oder in der Bejahung des richtig Gedach-
ten, so habe ich die existentielle Freiheit verfehlt. Denn die Wahl im Seinkönnen der
Existenz heißt: eigentlich sein können vor der Transzendenz. Eine Schöpfung seiner
selbst aus dem Nichts der Willkür oder der allgemeinen Richtigkeit ist phantastisch.
Denn wenn das Seinkönnen der Existenz als absolutes Sein verstanden wird, als ob
es aus dem Nichts durch seine Wahl erst Sein und dieses Sein würde, so widerspricht
dies der Grunderfahrung: Existenz ist Seinkönnen des Entschlusses im Sichgeschenkt-
werden, nicht aus dem Nichts, sondern vor der Transzendenz.
Im Rahmen der Kategorien von essentia und existentia, und des Allgemeinen und
des Individuums wird also dann eine falsche kategoriale Simplifikation gefunden,
wenn die Existenz ins Dasein, in die Willkür, in die Zustimmung zum Allgemeingül-
tigen gesetzt wird. Dann wird sie fallen gelassen in das Nichts. Die Existenz selbst ist
mehr. Sie kann mit Kategorien nie angemessen getroffen werden.
Was »ich bin« heißt, wenn darin mögliche Existenz liegt, spricht Dante aus' von
der Seligkeit der Engel, in denen kein Rest der möglichen, sondern nur wirkliche Exis-
tenz ist (für uns nur ein Gleichnis): »In ihnen kann der Glanz Gottes rückglänzend sa-
gen: ich bestehe (subsisto).«125 Subsistere ist synonym mit existere. Der Satz will sagen:
nicht »ich bin da«, unbezüglich, sich selbst genügend, sondern das »ich bin« (sub-
sisto), auf Transzendenz bezüglich, trifft, was wir seit Kierkegaard Existenz nennen.
4) Die Existenz ist geschichtlich. Dasein und Geist sind geschichtlich als bloße Viel-
fachheit des endlos Besonderen im Werden durch Kausalitäten und Verstehbarkeiten,
die ins Unendliche, niemals abgeschlossen, erforschbar sind (objektiv historisch),
dann als für sich begründet durch ein Schon-vorher-sein in dieser Besonderheit des
Überkommenen in dieser Situation (subjektiv geschichtlich). Die Geschichtlichkeit
der Existenz aber ist das Übernehmen der Gestalt des Daseins, des Geistes, des Bewußt-
seins überhaupt, an die sie als diese gebunden ist. Existenz durchdringt das Dasein in
seiner Zufälligkeit, dieses zu mir Gehörende, das ich in seiner Objektivierung zugleich
erkennen kann (ins Unendliche). Bin ich aber existentiell in der Zeitlichkeit des Da-
seins, so bin ich zugleich darüber hinaus. Existenz im Kleid ihrer zeitlichen Verwirkli-
chung ist Geschichtlichkeit, die (im Unterschied von der objektiven und subjektiven
Geschichtlichkeit von Dasein und Geist) die Koinzidenz von Zeitlichkeit und Ewigkeit
Paradies 29,15.
Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung
kommenden Faktischen. Aber Dasein ist noch nicht Existenz. Daß ich da bin, dies Ge-
heimnis des Sichfindens als Leben in der Welt, ist noch nicht die Selbstvergewisserung
der Existenz.
Sowie ich mein Entscheidenkönnen bemerke, nicht bloß als Wahlfähigkeit der Will-
kür im Dasein, sondern als die Möglichkeit des Entschlusses, durch dessen Notwendig-
31 keit ich ich selbst bin, sehe ich im | Grunde dieses Entscheidenkönnens die mögliche
Existenz: was ich bin, das werde ich durch meine Entscheidungen. Wenn ich aber die
Freiheit der Existenz schon in der Willkür sehe oder in der Bejahung des richtig Gedach-
ten, so habe ich die existentielle Freiheit verfehlt. Denn die Wahl im Seinkönnen der
Existenz heißt: eigentlich sein können vor der Transzendenz. Eine Schöpfung seiner
selbst aus dem Nichts der Willkür oder der allgemeinen Richtigkeit ist phantastisch.
Denn wenn das Seinkönnen der Existenz als absolutes Sein verstanden wird, als ob
es aus dem Nichts durch seine Wahl erst Sein und dieses Sein würde, so widerspricht
dies der Grunderfahrung: Existenz ist Seinkönnen des Entschlusses im Sichgeschenkt-
werden, nicht aus dem Nichts, sondern vor der Transzendenz.
Im Rahmen der Kategorien von essentia und existentia, und des Allgemeinen und
des Individuums wird also dann eine falsche kategoriale Simplifikation gefunden,
wenn die Existenz ins Dasein, in die Willkür, in die Zustimmung zum Allgemeingül-
tigen gesetzt wird. Dann wird sie fallen gelassen in das Nichts. Die Existenz selbst ist
mehr. Sie kann mit Kategorien nie angemessen getroffen werden.
Was »ich bin« heißt, wenn darin mögliche Existenz liegt, spricht Dante aus' von
der Seligkeit der Engel, in denen kein Rest der möglichen, sondern nur wirkliche Exis-
tenz ist (für uns nur ein Gleichnis): »In ihnen kann der Glanz Gottes rückglänzend sa-
gen: ich bestehe (subsisto).«125 Subsistere ist synonym mit existere. Der Satz will sagen:
nicht »ich bin da«, unbezüglich, sich selbst genügend, sondern das »ich bin« (sub-
sisto), auf Transzendenz bezüglich, trifft, was wir seit Kierkegaard Existenz nennen.
4) Die Existenz ist geschichtlich. Dasein und Geist sind geschichtlich als bloße Viel-
fachheit des endlos Besonderen im Werden durch Kausalitäten und Verstehbarkeiten,
die ins Unendliche, niemals abgeschlossen, erforschbar sind (objektiv historisch),
dann als für sich begründet durch ein Schon-vorher-sein in dieser Besonderheit des
Überkommenen in dieser Situation (subjektiv geschichtlich). Die Geschichtlichkeit
der Existenz aber ist das Übernehmen der Gestalt des Daseins, des Geistes, des Bewußt-
seins überhaupt, an die sie als diese gebunden ist. Existenz durchdringt das Dasein in
seiner Zufälligkeit, dieses zu mir Gehörende, das ich in seiner Objektivierung zugleich
erkennen kann (ins Unendliche). Bin ich aber existentiell in der Zeitlichkeit des Da-
seins, so bin ich zugleich darüber hinaus. Existenz im Kleid ihrer zeitlichen Verwirkli-
chung ist Geschichtlichkeit, die (im Unterschied von der objektiven und subjektiven
Geschichtlichkeit von Dasein und Geist) die Koinzidenz von Zeitlichkeit und Ewigkeit
Paradies 29,15.