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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0154
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Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung

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An dieser Grenze aber zögern wir wieder. Was uns nicht zu sein scheint, was in der
Welt auf Anspruch verzichtet, was aber, wenn es solchen Anspruch doch erhebt, nur
nach seinem Verhalten in der Welt und nach den innerhalb der Weisen des Umgrei-
fenden möglichen Motiven beurteilt und behandelt werden darf, - das liegt zwar au-
ßerhalb des Horizonts der von uns versuchten Vergewisserung der Weisen des Umgrei-
fenden, bleibt aber als Möglichkeit - wie die Möglichkeit der Offenbarung - eine für
uns unbeantwortbare Frage.
| 4. Skepsis ist ein unerläßlicher Weg im Philosophieren. Eigentliche Philosophie 51
muß daher einem philosophischen Dogmatiker als Skeptizismus erscheinen.
Es ist skeptische Bewegung, aber kein Skeptizismus, wenn wir in den Wissenschaf-
ten methodisch Kritik üben, um das Maximum der uns jeweils möglichen Richtigkeit
zu erreichen. Skeptische Bewegung ist es auch, aber nicht Skeptizismus, wenn wir in
der Philosophie die Aussagen, die den Charakter wissenschaftlicher Erkenntnis anneh-
men, ohne zu einer methodischen allgemeingültigen Wissenschaft werden zu kön-
nen, als objektive Erkenntnis verwerfen.
Skeptizismus aber ist es, jeden Sinn solcher Aussagen zu verneinen. Weil sie nicht
Wissenschaft sind, sind sie als Spielerei nicht überhaupt zu verwerfen. Sie sind ihrer
Form nach rückgängig zu machen, ihrem Gehalt nach aber zu prüfen.
5. Vielleicht ist auch dem Offenbarungsgläubigen die Skepsis ein unerläßlicher
Weg des Glaubens selber. Wer nicht »bekennt«, braucht noch kein Skeptiker zu sein.
Vielleicht kann der Glaube selbst das formulierte Bekenntnis verwehren. Das Beken-
nen scheint, sofern es absolute Wahrheit in Form von Sätzen in menschlicher Sprache
ausdrückt, ein verhängnisvolles Tun zu sein. Denn es trennt die Menschen, öffnet den
Abgrund der Kommunikationslosigkeit, wenn mit dem Bekenntnis der Anspruch er-
hoben wird, die anderen sollten an ihm als der Sprache der absoluten Wahrheit teil-
nehmen.
Nicht Skeptizismus wendet sich gegen das Bekennen in Sätzen (statt in Handlun-
gen und Leben), sondern der Glaube selber, der skeptisch auf dem Wege seiner Aus-
sagen bleibt.
6. Dem Philosophieren ist schwer erträglich der unentschiedene Skeptizismus, der zu-
gleich keiner ist. Ein durchschnittliches Denken Gebildeter kann das, was in ihm phi-
losophischer Glaube ist, mangels der Unterscheidung der Weisen des Umgreifenden
nicht angemessen aussprechen. Es pflegt in den Formulierungen zwischen Skeptizis-
mus und Dogmatismus hin und her zu gehen. Dafür sind Sätze Ciceros und der soge-
nannten akademischen Skepsis ein Beispiel. Wenn Cicero etwa darstellt, was Epiku-
reer, Stoiker, Akademiker über die Götter meinen,133 so sagt er: »Wohl kann möglich
sein, daß keine einzige dieser Meinungen, nicht aber, daß mehr als eine die Wahrheit
 
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