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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0179
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Der philosophische Glaube angesichts der christlichen Offenbarung

durch die Zahl eins zu verwehren, konnte die drei gedacht werden (aber nun als Absur-
dität oder Mysterium), um die Chiffer der Zahl wieder aufzuheben. Der Weg dieser Spe-
kulation scheint folgender: Das Mysterium sollte sich mit der ewigen Lebendigkeit der
drei Personen ineinander erfüllen. Die Spekulation der Dialektik im Dreischritt sah das
Spiegelbild der Trinität in allen Sphären des Weltseins (Augustin) und begriff so aus der
Trinität die Schöpfung in ihrem dialektischen Charakter, während doch vorher erst
durch Übertragung dieser Dialektik aus der Welt auf Gott die Trinität ihre Fülle des Ver-
stehbaren im Mysterium erhalten hatte. Dieses ganze spekulative Gebilde aber, in dem
i gleich 3 gilt, soll nicht in Zahlen begriffen werden, die nur äußerlicher Leitfaden sind,
der, wenn er für die Sache genommen würde, in der Absurdität der Identität von i und
3 verschwindet. Die Anschauung der Trinität durch Weltvorstellungen ist ebenso wie
77 die Zahl (ob i oder 3) rückgängig zu machen, so | daß am Ende im Verschwinden dieses
ganzen spekulativen Spiels wieder der schlechthin verborgene Gott allein wirklich ist.
4) Nur eine Weise scheint es zu geben, in der der ferne und verborgene Gott dem
Menschen nahetreten kann: dadurch, daß Gott selbst Mensch wird (der Glaube im
Neuen Testament). Das geschieht nicht durch philosophische Spekulation, sondern
für den Glauben durch die Handlung Gottes. Diese gilt dem Glauben als geschichtliche
Realität, nicht als ableitbare und begreifliche Notwendigkeit. Die Urgemeinde sah den
auferstandenen Christus und von da her zurückinterpretierend im lebendigen Men-
schen Jesus Gott selbst: Jesus Christus ganz Mensch und ganz Gott.
Dieser Glaube wurde zum Ausgang der Spekulation der Dogmatik und der Philoso-
phie von Augustin bis zu Hegel hin. Die Dogmatik entwickelt vor allem das Mysterium,
die Philosophie (etwa in Anselm und dann in Nicolaus von Cues und wieder ganz an-
ders in Hegel) begriff das geschichtliche Ereignis, die Tat Gottes, aus einer allgemei-
nen Notwendigkeit. Ohne Christus wäre Gott nur fern, fremd, Zorn und Schrecken,
durch Christus als Mittler ist der Weg zu ihm geöffnet. Der Mittler, selber zugleich Gott
und Mensch, ist da. An ihn kann der Mensch sich halten.
Diese Chiffer Gottes durch einen wirklichen Menschen, der Mensch und nicht
Mensch ist, hat durch die Zeiten die einen tief und gewaltig angesprochen. Den ande-
ren war und ist sie bis heute »Ärgernis und Torheit«.46 Ärgernis den Juden wegen der
Antastung Gottes in einer gotteslästerlichen These, Torheit den Griechen, die die Sa-
che nicht weiter berührte, sondern denen sie nur als wunderlich und indiskutabel galt.
Kierkegaard (Pseudonym H. H.) schreibt: »Er sagte selbst, daß Er Gott sei. Das ist ge-
nug, hier, wenn irgendwo und irgendje, gilt es auch absolut: entweder - oder, entwe-
der anbetend niederfallen oder mit dabei sein, ihn totzuschlagen, oder ein Unmensch
sein, in welchem keine Menschlichkeit ist, der nicht einmal aufgebracht werden kann,
wenn ein Mensch für Gott sich ausgeben will.«201
Dazu denkt, wer die Menschwerdung Gottes, Gottes wegen, nicht glauben kann:
1. Jesus hat nie gesagt, daß er Gott sei. Das läßt Johannes ihn sagen aus dem Begehren
des Glaubens, der nicht der Glaube Jesu war: Gott als Menschen zu sehen.202 Dieses Be-
 
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