Ii6 Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
Der Drang, aus dem Ursprung der Dinge zu erfahren, was ist und was sein kann und
was werden mag, hat ein einziges Ziel, das vielfach auszusprechen ist: Wir möchten
des Ursprungs gewiß werden, zu ihm zurückkehren, in ihm geborgen sein, Genüge
darin finden, daß er ist. Wir möchten vom Ursprung her das in ihm gesuchte Ziel er-
blicken, in seinem Lichte unsern Weg finden. Wir möchten durch den Zug vom Sein
her den Aufschwung erfahren, im Strom des Werdens der Ewigkeit teilhaftig werden.
Es ist wechselweise: Der Drang zu wissen, was eigentlich ist, ist der Wille zu sich
selbst; das Bewußtsein, selbst nicht eigentlich zu sein, drängt zum Sein. Das Selbstsein
will, um selbst zu werden, über sich hinaus. Das erzeugt die unendliche Unruhe des
Menschen. Er möchte so denken, so handeln, so leben, daß zu ihm kommt, was ihn
rettet. Dessen fernste Fühlbarkeit schon gewährt ihm eine unvergleichliche Ruhe.
(3) In der Abstraktion bringt uns die Selbstbesinnung zwei untrennbare Momente
zum Bewußtsein: ich bin denkend, - ich bin frei.
(a) Ich bin denkend. Alles, was ist, ist für mich, indem ich es denke.
Was ist das Sein, das nichts von sich weiß und von niemandem gewußt werden
könnte? Es ist, als ob es nicht wäre.
So werde ich mir bewußt, gleichsam das Auge in der Welt zu sein und das Licht, in
dem dies Auge sieht, und dies gemeinschaftlich mit anderen Menschen, ihren Augen
und ihrem Licht, das mir begegnet. Mit anderen Menschen gehöre ich zu der einzigen
32 uns bekannten Art | von lebendigen Wesen, die dieses Licht in der Welt sind, darin un-
endlich verschieden von allen anderen Lebewesen.
Worin dieses Leben mir verwandt ist, das ist objektiv die gemeinsame biologische
Realität, ist subjektiv ein mögliches, unbestimmtes Sicheinsfühlen mit dem Lebendi-
gen, wie mit aller Weltwirklichkeit überhaupt, auch mit dem Anorganischen, ein Sich-
einsfühlen, das aber nicht Kommunikation werden kann. Es fehlt in der Weise des Um-
gangs mit ihm das Sprechen und Denken im Licht des Miteinanderwissens.
(b) Mir denkend bewußt, bin ich zugleich gewiß: ich bin frei. Soweit ich frei bin,
werde ich und wird durch mich, was ich in meiner Umwelt erwirken kann.
Aber die Freiheit selbst habe ich nicht durch mich. Ich habe mich nicht selbst ge-
schaffen. Ich bin nicht durch mich selbst.
Ich bin ich selbst in meiner Freiheit, indem das, wodurch ich frei bin, durch meine
Freiheit selber gespürt und zugleich mit meiner Freiheit gedacht wird.
Ich kann die Möglichkeit der Freiheit verspielen, mich in der Unfreiheit fangen las-
sen durch Fesseln, die ich durch Preisgabe meiner Freiheit erzeuge. Ich kann die Frei-
heit nicht etwa durch eine absolute Freiheit, die ich selbst wäre, hervorbringen. Viel-
mehr kommt mir in meiner Freiheit entgegen, wodurch ich frei bin.
Meine ich die absolute Freiheit in meiner Willkür zu besitzen, so bewirke ich durch
sie vielmehr meine Unfreiheit. Denn Freiheit, erfüllt von einem ins Helle drängenden
Gehalt, ist nur da als Gang ins Dunkle, das sich erhellt. Willkür, als die Form der belie-
bigen Wahl, ist der Gang ins Dunkle, das nur immer dunkler wird. Er endet in dem
Der Drang, aus dem Ursprung der Dinge zu erfahren, was ist und was sein kann und
was werden mag, hat ein einziges Ziel, das vielfach auszusprechen ist: Wir möchten
des Ursprungs gewiß werden, zu ihm zurückkehren, in ihm geborgen sein, Genüge
darin finden, daß er ist. Wir möchten vom Ursprung her das in ihm gesuchte Ziel er-
blicken, in seinem Lichte unsern Weg finden. Wir möchten durch den Zug vom Sein
her den Aufschwung erfahren, im Strom des Werdens der Ewigkeit teilhaftig werden.
Es ist wechselweise: Der Drang zu wissen, was eigentlich ist, ist der Wille zu sich
selbst; das Bewußtsein, selbst nicht eigentlich zu sein, drängt zum Sein. Das Selbstsein
will, um selbst zu werden, über sich hinaus. Das erzeugt die unendliche Unruhe des
Menschen. Er möchte so denken, so handeln, so leben, daß zu ihm kommt, was ihn
rettet. Dessen fernste Fühlbarkeit schon gewährt ihm eine unvergleichliche Ruhe.
(3) In der Abstraktion bringt uns die Selbstbesinnung zwei untrennbare Momente
zum Bewußtsein: ich bin denkend, - ich bin frei.
(a) Ich bin denkend. Alles, was ist, ist für mich, indem ich es denke.
Was ist das Sein, das nichts von sich weiß und von niemandem gewußt werden
könnte? Es ist, als ob es nicht wäre.
So werde ich mir bewußt, gleichsam das Auge in der Welt zu sein und das Licht, in
dem dies Auge sieht, und dies gemeinschaftlich mit anderen Menschen, ihren Augen
und ihrem Licht, das mir begegnet. Mit anderen Menschen gehöre ich zu der einzigen
32 uns bekannten Art | von lebendigen Wesen, die dieses Licht in der Welt sind, darin un-
endlich verschieden von allen anderen Lebewesen.
Worin dieses Leben mir verwandt ist, das ist objektiv die gemeinsame biologische
Realität, ist subjektiv ein mögliches, unbestimmtes Sicheinsfühlen mit dem Lebendi-
gen, wie mit aller Weltwirklichkeit überhaupt, auch mit dem Anorganischen, ein Sich-
einsfühlen, das aber nicht Kommunikation werden kann. Es fehlt in der Weise des Um-
gangs mit ihm das Sprechen und Denken im Licht des Miteinanderwissens.
(b) Mir denkend bewußt, bin ich zugleich gewiß: ich bin frei. Soweit ich frei bin,
werde ich und wird durch mich, was ich in meiner Umwelt erwirken kann.
Aber die Freiheit selbst habe ich nicht durch mich. Ich habe mich nicht selbst ge-
schaffen. Ich bin nicht durch mich selbst.
Ich bin ich selbst in meiner Freiheit, indem das, wodurch ich frei bin, durch meine
Freiheit selber gespürt und zugleich mit meiner Freiheit gedacht wird.
Ich kann die Möglichkeit der Freiheit verspielen, mich in der Unfreiheit fangen las-
sen durch Fesseln, die ich durch Preisgabe meiner Freiheit erzeuge. Ich kann die Frei-
heit nicht etwa durch eine absolute Freiheit, die ich selbst wäre, hervorbringen. Viel-
mehr kommt mir in meiner Freiheit entgegen, wodurch ich frei bin.
Meine ich die absolute Freiheit in meiner Willkür zu besitzen, so bewirke ich durch
sie vielmehr meine Unfreiheit. Denn Freiheit, erfüllt von einem ins Helle drängenden
Gehalt, ist nur da als Gang ins Dunkle, das sich erhellt. Willkür, als die Form der belie-
bigen Wahl, ist der Gang ins Dunkle, das nur immer dunkler wird. Er endet in dem