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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0224
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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung

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(2) Erörterungen zu dieser Einteilung des Buches
Wir gehen vier Wege oder Denkungsarten. Erstens: Orientierung in Tatsachen und
Begriffen (erster und zweiter Teil) mit dem Charakter der relativen Oberflächlichkeit
des nur zusehenden Denkens. Zweitens: Vergewisserung des philosophischen Grund-
wissens, durch das wir uns bewußt werden, wie wir uns in der Welt finden in der Weite
und Tiefe der Gegenwärtigkeit des Umgreifenden (dritter Teil). Drittens: Entfaltung des
Reiches der Chiffern, Klärung ihres Wesens, Aufzeigung ihrer Gehalte, Überschreiten
auch der Chiffern (vierter und fünfter Teil). Viertens: Besinnung auf die gegenwärtige
geschichtliche Situation mit der Frage nach dem, was ist und werden kann, nach un-
seren Aufgaben (sechster und siebenter Teil).
Zusehende Betrachtung - Sichüberzeugen von philosophischen Voraussetzun-
gen - Aneignen von Chiffern - Fragen nach Freiheit und Glauben in unserer Zeit, -
das sind vier Grundhaltungen denkenden Tuns. Wenn wir sie trennen, so gehören
sie doch insgesamt einer einzigen Denkungsart an, dem philosophischen Glauben,
der die Wege des Zusehens, des Sichvergewisserns von Grundstrukturen, des Hörens
auf Chiffern, der Vergegenwärtigung der Gegenwart geht, um sich selbst, der in der
Unbestimmtheit bleiben muß, in Bestimmbarkeiten zu verstehen. Die Trennung der
Wege bringt daher eine jeweilige Akzentuierung, welche Überschneidungen nicht
vermeidet, weil die eine philosophische Denkungsart auf allen Wegen sich mitteilt.
Was einmal nur mit zur Sprache kommt, ist das anderemal die Hauptsache. Das
gemeinsame Eine, das immer mitsprechen sollte, ist selber nirgends Thema oder
Gegenstand.
Eine andere Übersicht: Die ersten drei Teile führen ein in unsere denkende Verfas-
sung. Der vierte und fünfte Teil lassen uns die Chiffern hören. Die letzten zwei Teile
fragen dem Heute zugewandt: nach | dem Glauben in der Befreiung, nach der Bezie-
hung des philosophischen zum Offenbarungsglauben. Sie stellen Ziele auf, die als
Unmöglichkeiten erscheinen: die innere Verfassung: sie soll zur existentiellen Freiheit
aller führen, - die Beziehung von Philosophie zum Offenbarungsglauben: sie soll die
Möglichkeit eines Bundes zwischen ihnen nicht verlieren.
Der Aufbau des Buches ist als ein selber wesentlicher Ordnungsgedanke gemeint:
Unschwer ließe sich die Ordnung und Unterordnung auflösen. Der Text würde zu einer
losen Folge von Essays werden, der gegenüber der Feser erst nachdenken muß, welche
Ordnung sie beherrscht.
(3) Charakter unserer Darstellungen
Einige Hinweise möchten veranlassen, beim Lesen sich zu besinnen auf das, was
getan wird.
(a) Geläufiges Denken und Umwendung: Eine philosophische Schrift vereint zwei
Denkweisen, die wohl auf einzelnen Wegen, aber nicht im Ganzen getrennt werden
können: das in geläufigen Gedankenformen ohne weiteres Verstandene und das, was
durch eine Umwendung des Denkens selber ein neues Denken ist.

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