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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Hrsg.]; Fuchs, Thomas [Hrsg.]; Halfwassen, Jens [Hrsg.]; Schulz, Reinhard [Hrsg.]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Hrsg.]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Hrsg.]; Schwabe AG [Hrsg.]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

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https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0227
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Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung

durch, daß das, was denkend getan wird, zugleich in der Reflexion zum Bewußtsein
gelangt. Dies Bewußtsein nennen wir das methodologische Bewußtsein. Es hilft uns,
Herr unserer eigenen Gedanken zu bleiben. Wir werden nicht mehr in die Fesseln ge-
bunden, zu denen alles Gedachte, indem es sich absolut setzt, für uns zu werden droht.
44 | Das methodologische Bewußtsein hält unseren Blick frei, macht bereit für neue
Horizonte.
Das methodologische Bewußtsein aber seiner selbst wegen zu pflegen, gar die Er-
kenntnis und das Philosophieren zu ersetzen durch Nachdenken über Methoden, ist
fruchtlos. Es bringt Denken und Erfahren zum Erlöschen. Das erste, allein Gehalt brin-
gende ist die Gegenwärtigkeit im Umgreifenden, die Ergriffenheit von der geschicht-
lichen Situation, die Kraft, in ihr Erkenntnis und Sprache zu finden. Das methodo-
logische Bewußtsein kommt nach, prüft und reinigt, macht Sinn und Grenzen des
Gedachten klar.
In unserem Buch wird das methodologische Bewußtsein durch Zwischenbemer-
kungen und durch längere Abschnitte ausdrücklich. Es möchte aber die Stimmung des
Ganzen durchdringen.
Spreche ich, wie es in der Natur der Mitteilung durch Sätze liegt, scheinbar dikta-
torisch, so wird dies für den verstehenden Leser aufgehoben durch den Sinn der Den-
kungsart, wie sie in dem Nacheinander der Teile sich zeigt. Dies wird man dadurch auf-
weisen können, daß sich durchgehend scheinbare Widersprüche zeigen, die doch
ihren Sinn haben. Sie sind aufgehoben durch den Bezug auf das Eine, selber nicht De-
finierbare, das auf so vielfache Weise ausgesprochen wird, auf die kommunikative Den-
kungsart, auf die existentielle Vernunft, auf den philosophischen Glauben, auf dies
Eine, worin, was eigentlich ist, gegenwärtig wird.
 
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