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Jaspers, Karl; Weidmann, Bernd [Editor]; Fuchs, Thomas [Editor]; Halfwassen, Jens [Editor]; Schulz, Reinhard [Editor]; Heidelberger Akademie der Wissenschaften [Editor]; Akademie der Wissenschaften zu Göttingen [Editor]; Schwabe AG [Editor]
Karl Jaspers Gesamtausgabe (Abteilung 1, Band 13): Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung — Basel: Schwabe Verlag, 2016

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.51323#0281
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i8o

Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung

| Dritter Teil

AUS DEM PHILOSOPHISCHEN GRUNDWISSEN
(der Philosophie der Weisen des Umgreifenden)

Unser Dreierschema: Theologie, Wissenschaft, Philosophie (Offenbarungsglaube, Ver-
standeserkenntnis, philosophischer Glaube) operierte wie mit festen Punkten. Wenn
auch in dem gemeinten Sinne nicht falsch, bedarf dieses Schema eines Hintergrundes
philosophischer Grundgedanken.
In der Einleitung dieses Buches wurde versucht, den unendlichen Horizont zu zei-
gen, innerhalb dessen unsere Fragen liegen: wie uns das Weltsein gleichsam aufbricht
und bodenlos wird, wie alle Wißbarkeiten und alle Konstruktionen des Ganzen in die
Schwebe geraten.
Jetzt möchte ich zum Bewußtsein bringen, wie wir uns in der Welt finden. Dies be-
darf einer ausführlichen Entwicklung, die ich an mehreren Orten meiner Schriften
(vor allem in »Von der Wahrheit«, 2. Auf!., München 1958, S. 47-222, 602-709) ver-
sucht habe. Hier folgt eine knappe Zusammenfassung.
a. Die Weisen des Umgreifenden
1. Bewußtsein ist das Grundphänomen der Spaltung in Subjekt und Objekt: wir sind be-
wußt auf Gegenstände, sie meinend, gerichtet. Es ist ein einzigartiges Gegenüber, das
mit keiner Beziehung zwischen Gegenständen vergleichbar ist.
Was nicht in diese Spaltung tritt, ist für uns, als ob es nicht wäre. Ohne diese Spal-
tung wird nichts für uns denkbar. Wovon immer wir sprechen, es ist durch das Spre-
chen in die Spaltung getreten.
Was wirklich ist, wird Erscheinung für uns im Bewußtsein. Was unbewußt oder be-
112 wußtlos ist, wird aus den Erscheinungen im Be|wußtsein erschlossen. Nur soweit es
ins Bewußtsein wirkt, sich in ihm zeigt, ist es für uns eine Weise von Wirklichkeit.
Die Subjekt-Objekt-Spaltung ist die Stätte, an der alles, was ist und sein kann, für
uns erscheint. Durch die Vergewisserung der Subjekt-Objekt-Spaltung als dieser Stätte
wird uns zugleich die Erscheinungshaftigkeit von allem, was in ihr auftritt, bewußt.
Diese Stätte ist grundsätzlich zu erhellen: was und in welchem Sinne hier Erschei-
nungen sind; in welchen ursprünglich verschiedenen Dimensionen die Erscheinun-
gen in das Licht dieser Stätte kommen und damit für uns sind.
 
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