Der philosophische Glaube angesichts der Offenbarung
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b. Besinnung auf die Weise dieses Grundwissens
1. Rückblick: Die Grunderfahrungen des Sichfindens in der Welt waren diese: Ich bin da
in meiner Umwelt, unter den Mächten und Kräften in Raum und Zeit, mich behaup-
tend und erliegend.
Ich bin denkend. Es gibt die zwingende Richtigkeit für das Denken im Bewußtsein
überhaupt.
Es erwächst eine Welt der Phantasie, an mich herankommend und durch mich her-
vorgebracht: ich bin Geist.
Das Gesamte aus diesen drei Ursprüngen ist die Welt. Sie tut der Frage, wie ich mich
in der Welt finde, aber nicht genug. Denn ich bin mir meiner Freiheit bewußt, in der
ich zu mir komme als mögliche Existenz. Im Bewußtwerden meiner Freiheit wird mir
die Macht gewiß, von der ich mir in meiner Freiheit geschenkt werde, die Transzen-
denz. Ich bin nicht durch mich selbst. Ich habe mich nicht selbst geschaffen.
Es ist der Sprung zwischen Immanenz und Transzendenz: dort Dasein, Bewußtsein
überhaupt, Geist und Welt - hier Existenz und Transzendenz.
2. Die Eigenständigkeit der Ursprünge: Es kommt darauf an, der Ursprünglichkeit der
Grunderfahrungen sich bewußt zu werden. In jeder Weise des Umgreifenden verge-
wissern wir uns eines solchen Ursprungs, den wir nicht auf anderes zurückführen kön-
nen.
Zur Klarheit unseres Selbstbewußtseins und Seinsbewußtseins | (beide voneinan- 123
der untrennbar) müssen wir jede Weise des Umgreifenden spüren, uns ihr hingeben,
sie in uns erwecken.
Alles Umkreisen und Wahrnehmen der Erscheinungen, alles Hinweisen setzt diese
Grunderfahrungen voraus, die ihrerseits durch solche Erhellung gesteigert werden.
Aber die Vergewisserung des Grundwissens trifft nur die Form der Grunderfahrungen.
Erst mit ihrer Erfüllung werden sie wirklich werden.
3. In jeder Weise des Umgreifenden hat Wahrheit einen ihr eigentümlichen Sinn: im Bewußt-
sein überhaupt den der zwingenden Allgemeingültigkeit für jedes »ich denke«; - im Da-
sein den der Erfüllung von Leben, Selbstbehauptung, Glück und Sichdarstellen von je
diesem einzelnen Dasein; - im Geist den der Bewegung des Sinnverstehens (im ursprüng-
lichen Auslegen und hervorbringenden Finden der Gestalten) und des Verstehens des
Verstandenen (in der Auslegung der Auslegungen); - in der Existenz den des Iden-
tischwerdens mit dem Ursprung in der Unbedingtheit des geschichtlichen Entschlus-
ses durch die ins Unendliche sich vertiefende Wiederholung der Liebe und der Vernunft.
In der Mitteilung der Wahrheit vollzieht sich Verständigung oder Abstoßen: im Be-
wußtsein überhaupt die Gemeinsamkeit zwingender Erkenntnis zwischen den vertret-
baren Punkten; - im Dasein die Interessen der Selbstbehauptung und Selbsterweite-
rung, wenn sie koinzidieren oder sich ausschließen; - im Geist die Gemeinsamkeit der
freien, unverbindlichen Lust im Spiel der Formen der Gestalten, Bewegungen, Vorstei-
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b. Besinnung auf die Weise dieses Grundwissens
1. Rückblick: Die Grunderfahrungen des Sichfindens in der Welt waren diese: Ich bin da
in meiner Umwelt, unter den Mächten und Kräften in Raum und Zeit, mich behaup-
tend und erliegend.
Ich bin denkend. Es gibt die zwingende Richtigkeit für das Denken im Bewußtsein
überhaupt.
Es erwächst eine Welt der Phantasie, an mich herankommend und durch mich her-
vorgebracht: ich bin Geist.
Das Gesamte aus diesen drei Ursprüngen ist die Welt. Sie tut der Frage, wie ich mich
in der Welt finde, aber nicht genug. Denn ich bin mir meiner Freiheit bewußt, in der
ich zu mir komme als mögliche Existenz. Im Bewußtwerden meiner Freiheit wird mir
die Macht gewiß, von der ich mir in meiner Freiheit geschenkt werde, die Transzen-
denz. Ich bin nicht durch mich selbst. Ich habe mich nicht selbst geschaffen.
Es ist der Sprung zwischen Immanenz und Transzendenz: dort Dasein, Bewußtsein
überhaupt, Geist und Welt - hier Existenz und Transzendenz.
2. Die Eigenständigkeit der Ursprünge: Es kommt darauf an, der Ursprünglichkeit der
Grunderfahrungen sich bewußt zu werden. In jeder Weise des Umgreifenden verge-
wissern wir uns eines solchen Ursprungs, den wir nicht auf anderes zurückführen kön-
nen.
Zur Klarheit unseres Selbstbewußtseins und Seinsbewußtseins | (beide voneinan- 123
der untrennbar) müssen wir jede Weise des Umgreifenden spüren, uns ihr hingeben,
sie in uns erwecken.
Alles Umkreisen und Wahrnehmen der Erscheinungen, alles Hinweisen setzt diese
Grunderfahrungen voraus, die ihrerseits durch solche Erhellung gesteigert werden.
Aber die Vergewisserung des Grundwissens trifft nur die Form der Grunderfahrungen.
Erst mit ihrer Erfüllung werden sie wirklich werden.
3. In jeder Weise des Umgreifenden hat Wahrheit einen ihr eigentümlichen Sinn: im Bewußt-
sein überhaupt den der zwingenden Allgemeingültigkeit für jedes »ich denke«; - im Da-
sein den der Erfüllung von Leben, Selbstbehauptung, Glück und Sichdarstellen von je
diesem einzelnen Dasein; - im Geist den der Bewegung des Sinnverstehens (im ursprüng-
lichen Auslegen und hervorbringenden Finden der Gestalten) und des Verstehens des
Verstandenen (in der Auslegung der Auslegungen); - in der Existenz den des Iden-
tischwerdens mit dem Ursprung in der Unbedingtheit des geschichtlichen Entschlus-
ses durch die ins Unendliche sich vertiefende Wiederholung der Liebe und der Vernunft.
In der Mitteilung der Wahrheit vollzieht sich Verständigung oder Abstoßen: im Be-
wußtsein überhaupt die Gemeinsamkeit zwingender Erkenntnis zwischen den vertret-
baren Punkten; - im Dasein die Interessen der Selbstbehauptung und Selbsterweite-
rung, wenn sie koinzidieren oder sich ausschließen; - im Geist die Gemeinsamkeit der
freien, unverbindlichen Lust im Spiel der Formen der Gestalten, Bewegungen, Vorstei-